Landeshauptstadt: Auf Tour für Frosch und Otter
Info-Bus für Artenvielfalt hielt in Potsdam / Vorbereitung für UN-Naturschutzkonferenz 2008
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Innenstadt – Im Cockpit des Busses mit dem Konterfei des Eisbären-Jungen „Knut“ auf der Karosse sitzt eine zarte blonde Frau. „Ich kenne Potsdam wie meine Westentasche“, sagt die 40-jährige Marion Bugerowski. Die Berlinerin, die mit ihrem Mann ein kleines Unternehmen für Stadtrundfahrten betreibt, fährt den Bus des Bundesumweltministeriums, der zurzeit durch ganz Deutschland tourt. Am Samstag hielt das innen komfortabel ausgestattete Gefährt am Karstadt-Kaufhaus in der Brandenburger Straße. Potsdam war die achte von insgesamt 16 Stationen. Am 20. Oktober endet die Werbefahrt auf dem Münsterplatz in Potsdams Partnerstadt Bonn.
Hintergrund der ungewöhnlichen Kampagne ist die bevor stehende UN-Naturschutzkonferenz, für die Deutschland vom 19. bis 30. Mai 2008 Gastgeber sein wird. Hierzu werden 5000 Teilnehmer aus 190 Staaten erwartet. Es ist die neunte Konferenz der Staaten, die das Übereinkommen zur biologische Vielfalt im Jahre 1992 in Rio de Janeiro geschlossen haben.
Samstag Früh fand sich Potsdams Umwelt-Beigeordnete Elona Müller am Info-Bus ein und erläuterte, dass die Erhaltung der Artenvielfalt auch für eine Region ohne Elefanten und Nashörner eine wichtige Aufgabe sei. Als „Insel der Glückseligen“ bezeichnete sie das durch die Eingemeindungen größer gewordene Potsdam mit seiner einzigartigen Umgebung. Arten wie den Wiedehopf und den Fischotter gelte es zu erhalten, aber auch die kommunalen Grünanlagen. Bei Letzteren gehe es besonders darum, die heimatlichen Arten für die Bepflanzung zu verwenden und zu pflegen. Ulrich Stöcker vom brandenburgischen Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz zählte eine große Palette von Maßnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt auf. Ein herausragendes und noch nicht in allen Teilen gelöstes Problem sei die Gestaltung der Bergbaufolgelandschaften sowie der Militärflächen.
Bekanntlich verfügt Potsdam mit Teilen der Döberitzer Heide und dem Krampnitzer Gelände über zwei solche Gebiete. Diese seien laut Stöcker „Rückzugsflächen“ für vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Hier wie auch bei der Modernisierung des Wohn- und Gebäudebestandes gelte es, den angestammten Tierarten wie Mauerseglern und Fledermäusen nicht ihre Lebensgrundlagen zu entziehen.
Der Info-Bus bietet in seinem Inneren vielfältige Informationsmöglichkeiten in Schrift und Technik, von der besonders Kinder und Jugendliche Gebrauch machten. Die Städter, die oft kaum noch Amphibien in der freien Natur kennen, konnten die Rufe von Erdkröte, Laub- und Wasserfrosch per Knopfdruck abrufen, es sich in der gepolsterten Kino-Ecke beim Tierfilm gemütlich machen oder im Internet Informationen über die Artenvielfalt abrufen.
Die vorbei eilenden Menschen ließen sich aber meist nicht von ihrem Einkaufsbummel abhalten; verhältnismäßig wenige machten von dem guten Informationsangebot Gebrauch. Nach Meinung einiger Besucher wäre es günstiger gewesen, die Tour mit den örtlichen Schulen abzustimmen, um noch mehr Resonanz zu erzielen.
Weitere Informationen zur biologischen Vielfalt, das Übereinkommen von Rio de Janeiro und die UN-Naturschutzkonferenz unter www.naturallianz.de, www.bmu.de und www.biodiv.org.
Günter Schenke
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