
© Andreas Klaer
Designtage: Auf vergoldeten Mistgabeln
Designtage Brandenburg: Auf der Messe in der Waschhaus-Arena präsentieren Designer Ungewöhnliches
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Potsdam - Mag sein, die bunten Holzhocker und gläsernen Lampen, das Briefpapier und die Damen- und Herrenkollektionen aus edlen Stoffen, platziert auf Kleiderständern aus vergoldeten Mistgabeln, lassen den Besucher sich eher auf einer kuriosen Verkaufsmesse wähnen als auf einem Designertreffen. Doch dann fällt das Auge auf Gisbert Baarmanns „Shallow Swing“: Wie ein riesiger Kartoffelchip, zweieinhalb Meter im Durchmesser, liegt die runde, in sich stabile Liegeschaukel auf dem Boden, so verführerisch, so einladend zum Verweilen.
Ein Ruhepol im Markttreiben der ersten Designtage Brandenburg, die am Freitag in der Waschhaus Arena auf dem Kulturareal Schiffbauergasse eröffneten. Noch bis zum morgigen Sonntag präsentieren sich hier Berliner und Brandenburger Designer und Unternehmer mit ihren Produkten. Baarmann aus der Uckermark bekam für sein Ruhemöbel – „ein runder, hyperbel-parabel-gebogener Eichenholzrahmen, in dem Polyesterstoff gespannt ist“, erklärt der Designer – im Sommer den international renommierten Red Dot Award für Produktdesign verliehen.
Dabei ist das Modell erst ein Prototyp und noch entwicklungsfähig, erzählt der Uckermärker. Er denke über andere Größen, Formen und Materialien nach. Bisher hat Baarmann etwa eine Handvoll dieser edlen Gartenmöbel verkauft, für die der Designer einen großen Garten oder am besten einen eigenen Meeresstrand empfiehlt. Mit 2200 Euro ist das Relaxmöbel nicht gerade ein Schnäppchen für den Schrebergarten – aber dass er in Potsdam verkauft, erwartet Baarmann auch nicht. „Wichtiger ist mir das Feedback der Besucher, der Austausch, davon verspreche ich mir sehr viel“, sagt er, während er ein anderes Sitzmöbel seiner Kollektion, eine federnde Holzbank, zum Wippen bringt.
Bewegung ist alles. Die drei Designtage wollen nicht nur eine Verkaufsmesse sein. Wer hier nicht zugreift, dem ist nicht zu helfen. Ein Besuch des Marktes lohnt auch für Knauser. Das Event könnte wachrütteln, die Botschaft vermitteln, der Umwelt wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken, sich selbst mehr zu trauen. Nicht immer ist es aufwendig, eingetretene Pfade zu verlassen. Manches darf man ruhig selbst versuchen, ohne sich des Plagiats schuldig zu machen, anderes wiederum getrost pfiffigen Designern, Handwerkern und Künstlern überlassen.
Sie alle sind gesprächsinteressiert, manch neues Produkt wird hier getestet: Wie etwa werden knallbunte Massivholzhocker aus Brandenburger Erlenholz laufen – für den Kaufpreis bekommt man bei Ikea ein ganzes Set. Aber das lebt nicht mehr, verteidigt der Hersteller den Preis, seine Hocker verändern ihre Maserung unter der Zimmerwärme. Etwas günstiger sind die wunderschönen Glasgefäße aus der Baruther Glashütte von Barbara Ebner von Eschenbach, Hingucker und irgendwie auch Dinge, die man einfach immer wieder in die Hand nehmen will, mit ihrer leicht angerauhten Oberfläche und angenehmen Schwere.
Noch nicht zum Anfassen sind die Produkte von Christopher De La Garza und Sascha Grusche. Die beiden Potsdamer zeigen mit ihrem Projekt „Hemispheres Graphic Novel“ die Entwicklung eines fotorealistischen Erwachsenen-Comic, eine Geschichte aus dem Jahr 2022, die demnächst erscheinen soll.
Unentschlossene Besucher bekommen am heutigen Samstag und am Sonntag um 13, 15 und 17 Uhr Inspiration bei Fashionshows in der Waschhaus Arena. Auch selber machen ist erwünscht: Jeden Nachmittag können unter Anleitung T-Shirts gestaltet werden und Kinder ihren eigenen bunten Sitzhocker entwerfen.
Das Programm im Internet: www.designtage-brandenburg.de
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