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Landeshauptstadt: Auf Weltreise mit Marco Polo

Bald eröffnet Potsdams Filmmuseum wieder. Die neue Familienausstellung wird schon vorbereitet

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Innenstadt - Vernagelte Holzkisten und mit grobem Tuch verschnürte Pakete stapeln sich an den Wänden, auf dem Fußboden schimmern Lichtreflexe wie von sonnenbeschienenem Meer und an der Wand hängt eine Weltkarte, mit der irgendetwas nicht stimmt: Die Welt steht Kopf, wie auf den zweiten Blick klar wird. So war es im 13. Jahrhundert üblich, erklärt Christine Handke, die Sprecherin des Filmmuseums Potsdam. Die Szenerie im Bauch eines Schiffes im Venedig jener Tage ist der Startpunkt der neuen Familienausstellung, mit der das Museum in der Breiten Straße am 25. Oktober wiedereröffnet werden soll. Besucher können sich dann auf die Spuren der Kika-Zeichentrickserie „Die Abenteuer des jungen Marco Polo“ machen – und dabei auch viel selbst ausprobieren, beispielsweise wie man chinesische Schriftzeichen malt oder wie man Schattentheater spielt.

Anderthalb Jahre lang war das Filmmuseum für die notwendig gewordene Brandschutzsanierung geschlossen. Momentan wird der ehemalige Marstall wieder eingeräumt, Kino und Museumsräume für die Wiedereröffnung vorbereitet. Die fantasievollen Dekorationen für die neue Familienschau, die in den Werkstätten von Studio Babelsberg entstanden sind, kommen in die erste Etage; im Erdgeschoss wird die Dauerausstellung zur Geschichte des Filmstandorts Babelsberg mit den teils empfindlichen Ausstellungsstücken wiederaufgebaut. Am Donnerstagvormittag bugsierten Michael Reske und seine vier Helfer von einer Berliner Spezialtransportfirma beispielsweise den fast 300 Kilogramm schweren Filmprojektor, mit dem sich Walter Ulbricht einst im DDR-Staatsratsgebäude neue Filme zu Zensurzwecken zeigen ließ, ins Museum. Dort wurde der silbergraue Koloss mittels einer Holzpalette, einem Gabelstapler und mehreren Decken auf das vorgesehene Podest in drei Meter Höhe gebracht – eine wackelige Angelegenheit.

Mehr als 30 Handwerker sind schon seit Anfang August mit der Neueinrichtung von Kino und Museum beschäftigt, sagte Museumssprecherin Christine Handke. Das Haus werde dann erstmals barrierefrei zugänglich sein und hat Brandschutzanlagen auf dem Stand der Zeit. Im Kinosaal sind zwar äußerlich kaum Veränderungen auszumachen – aber künftig kann das Museum, das seit drei Jahren zur Filmuniversität Babelsberg gehört, dort auch 3D-Produktionen zeigen. Dank einer Schalldämmung hinter den blauen Wänden sind auch störende Geräusche von der Straße oder von Jahrmärkten im gegenüberliegenden Lustgarten passé. Zudem ist die historische Welte-Kinoorgel von einer Dresdener Spezialfirma restauriert worden – mit dem Instrument können Stummfilme mit Musik, aber auch einer Reihe von Geräuschen live untermalt werden.

Neuer Besuchermagnet für Familien soll aber die Marco-Polo-Ausstellung im Obergeschoss werden. Sie öffnet parallel zur Wiederausstrahlung der titelgebenden Trickfilmserie im RBB. In der Serie ist der junge Marco Polo gemeinsam mit einer chinesischen Prinzessin und seinem Freund Luigi auf die Suche nach seinem Vater, dem berühmten Kaufmann und Weltreisenden. Die Museumsbesucher erkunden beim Gang durch die Ausstellung liebevoll gestaltete Dekos – einen venezianischen Palazzo, einen orientalischen Basar, eine nächtliche Felsenwüste oder ein Jurtenzelt. 300 000 Euro hat sich das Museum die Schau kosten lassen, kuratiert wurde sie von Ugla Gräf, gestaltet von Wilko Drews. Der erst 24-jährige Szenografie-Student der Babelsberger Filmuni hatte für das Filmmuseum 2012 bereits die Ausstellung „Meisterwerke2“ gestaltet und will in wenigen Tagen seine Bachelor-Prüfung ablegen.

Für die Marco-Polo-Schau habe er sich unter anderem bei einer Reise nach Istanbul von den Märkten dort inspirieren lassen, erzählte er. Nach ausgefallenen Ausstellungsstücken wie etwa asiatischen Dämonenfiguren und Masken für einen der Marktstände habe er lange über das Internet gesucht. In die Ausstellung integriert ist auch die mit Schmucksteinen besetzte Tür aus der Defa-Märchenfilmproduktion „Der kleine Muck“, das Naturkundemuseum Erfurt soll ein präpariertes Schaf als Leihgabe beisteuern.

Ein Jahr lang wird die Familienausstellung zu sehen sein, sie richte sich vor allem an Familien mit Kindern von vier bis zehn Jahren, sagte Museumssprecherin Handke. Geplant sei auch ein begleitendes Filmprogramm sowie Workshops. Zur Eröffnung am 25. Oktober werden neben dem Produzenten der Trickfilmserie von der Hallenser Firma Motion Works auch zwei Synchronsprecher erwartet.

Das Filmmuseum mit der neuen Familienausstellung und der Dauerausstellung wird am 25. Oktober ab 14 Uhr eröffnet. Am Eröffnungstag ist der Eintritt frei.

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