zum Hauptinhalt

Von Kay Grimmer: Aufschwung vor dem Jahr des Films

Ausgebuchte Studios in Babelsberg, Oscar-Abo, Preise am „weissen Band“: Potsdams Filmschaffende arbeiteten 2010 gut für das Themenjahr vor

Stand:

Oscar, Golden Globe, Berlinalebär, Europäischer und Deutscher Filmpreis – die Potsdamer Filmschaffenden haben im vergangenen Jahr erneut ihr Können bewiesen. Und auch wirtschaftlich schien das Filmjahr 2010 besser als 2009 gelaufen zu sein, auch wenn die Kinobetreiber Besucherrückgänge zu verzeichnen hatten. Es war eine gute Vorarbeit für das städtische Themenjahr des Films.

AUSGELASTETES STUDIO BABELSBERG

Für das Studio Babelsberg war 2010 ein Jahr des Produktionsaufschwungs. Die Filmateliers waren nahezu durchweg gebucht. Größtes Filmprojekt war wohl das Projekt des Katastrophenfilm-Spezialisten Roland Emmerich, der sich in Babelsberg im Historienfach ausprobierte: Für seinen Shakespeare-Thriller „Anonymous“ baute das Babelsberger Art Department das elisabethanische London nach – als Krönung das Globe-Theater von Shakespeare errichtet. Emmerich holte internationale Stars wie Rhys Ifans und Vanessa Redgrave nach Babelsberg. Sie blieben nicht allein. Liam Neeson und Diane Kruger drehten Anfang 2010 den Thriller „Unknown“, Cate Blanchett stand Mitte des Jahres für „Hanna“ vor der Kamera. Isabella Rossellini kam für „Chicken with Plums“ die erste europäische Studio-Gemeinschaftsproduktion. Und auch den Shooting Star 2010, Christoph Waltz, zog es wieder nach Potsdam – für den ersten 3D-Studiodreh auf europäischem Festland. Gemeinsam mit Milla Jovovich und Orlando Bloom stand er Ende des Jahres für das Remake „Die drei Musketiere“ vor der Kamera in Potsdam.

GLOBES, OSCAR UND EIN BÄR

Noch im Frühjahr sorgte Waltz für die Fortsetzung des Babelsberger Oscar- Abos: Im dritten Jahr in Folge erhielt ein in Potsdam produzierter Streifen Oscar- Ehren. Dank Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ und der überragenden Spielleistung vonWaltz gab es 2010 erst den Golden Globe und dann erwartungsgemäß auch den Goldjungen. Ohne Oscar-Triumph kehrte hingegen der Babelsberger X-Filme-Chef und Produzent Stefan Arndt aus Los Angeles zurück. Ein wenig unverständlich war die Entscheidung, das herausragende Schwarz-Weiß- Drama „Das weisse Band“ von Michael Haneke nicht zu berücksichtigen. Noch Anfang 2010 erhielt der Streifen einen Golden Globe. Dafür räumte „Das weisse Band“ beim Deutschen Filmpreis ab: Über zehn Lolas durften sich Arndt und Haneke freuen. Auch der Potsdamer Film-Nachwuchs sorgte für Preis-Regen. Fabian Möhrke, Regie-Absolvent der Babelsberger Filmhochschule „Konrad Wolf“ gewann die Nachwuchs-Auszeichnung First Steps für seinen Streifen „Philipp“. Beim Europäischen Filmpreis begeisterte 2010 Roman Polanski mit seinem Babelsberg-Film „Ghostwriter“. Sein Thriller holte sechs Auszeichnungen. Schon zu Beginn des Jahres feierte Polanski Erfolg auf der Berlinale. In Abwesenheit – aufgrund eines Verfahren wegen Kindesmissbrauchs vor 32 Jahren stand der Regisseur im Februar unter Hausarrest in der Schweiz – erhielt er für „Ghostwriter“ einen Regie-Bären.

WIRTSCHAFTSKRAFT FILM

Die Filmbranche sorgt für Millionenumsätze in der Region. Und wird gleichzeitig mit Millionen Euro gefördert – doch in den ersten drei Quartalen mit etwas weniger Geld als im Vorjahreszeitraum. Unterstützte das Medienboard Berlin/Brandenburg Filmproduktionen zwischen Januar und September 2009 mit mehr als 26 Millionen Euro, gab es in den neun Monaten 2010 „nur“ knappe 23 Millionen Euro. Abschließende Zahlen liegen indes noch nicht vor. Von der Förderung profitiert haben nicht nur Filme im Studio Babelsberg. Auch Stefan Arndts X-Filme durfte sich für das Weltkriegs-Drama „Vier Tage im Mai“ über Förderung freuen, ebenso wie die neu gegründete Kinosparte der Potsdamer Ufa, die Unterstützung für die Bestseller-Verfilmung „Dschungelkind“ erhielt. Produktionen, die Potsdam als Kulisse nutzten, wie Otto Waalkes „Otto’s eleven“, der unter anderem am Neuen Markt drehte, oder Til Schweigers Kino-Projekt „Kokowää“ wurden vom Medienboard bedacht. Potsdamer Filmschaffende wie Peter Hartwig, der die Produktionsleitung bei „Goethe!“ inne hatte, konnten sich auf Medienboard- Geld verlassen. Von dieser Förderung profitiert auch die regionale Wirtschaft. 2009 sorgte ein Förder-Euro für vier investierte Euro in der Region, sagt die Medienboard-Statistik aus.

POTSDAM IM KINO 2011

Die hohe Produktionsdichte verspricht einige Wiedersehen mit Potsdam im Kino. Schon im Februar startet die Ufa-Produktion „Dschungelkind“ mit der Potsdamerin Nadja Uhl in der Hauptrolle. Auch der zweite Teil von „Hexe Lilli“ kommt im Februar in die Kinos. Der vom Studio Babelsberg koproduzierte Familienfilm mit Jungstar Alina Freund und der Wilhelmshorsterin Anja Kling in den Hauptrollen nutzt das Holländische Viertel als Außenkulisse. Liam Neeson soll im März mit seinem Babelsberg-Streifen „Unknown“ in die Filmtheater kommen. Im Mai ist Cate Blanchett mit „Hanna“ in den Kinos. Im September dann will Roland Emmerich mit seinem Shakespeare-Werk „Anonymous“ überzeugen. Das Potsdamer Jahr des Films – es findet passenderweise auch im Kino statt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })