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Schützender Stich. Gegen Masern hilft nur ein ausreichender Impfschutz. Doch die Potsdamer sind im Landesvergleich wenig impffreudig. Dabei ist eine Ansteckung mit der Krankheit nicht nur für Kinder sondern auch für Erwachsene gefährlich.

© dpa

Masern in Potsdam: Aus Berlin mitgebracht

Vier Potsdamer Schulkinder sind an Masern erkrankt. Die Behörden erwarten weitere Fälle

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Es sollte nur ein Ausflug sein. Doch aus den Osterferien brachten vier Potsdamer Kinder ansteckende Masern aus Berlin mit. Die Erkankungen traten in der vergangenen Woche auf, wie die Potsdamer Stadtverwaltung und das Klinikum „Ernst von Bergmann“ am gestrigen Donnerstag mitteilten. Keines der erkrankten Kinder war gegen Masern geimpft. Mit weiteren Krankheitsfällen werde gerechnet, weil die Kinder vor der Feststellung der Maserninfektion zu zahlreichen Menschen Kontakt hatten.

Bei den erkrankten Kindern handelt es sich um zwei Mädchen und zwei Jungen zwischen 9 und 15 Jahren, darunter drei Geschwister. Zwei der Kinder mussten stationär behandelt werden und befinden sich derzeit im „Klinikum Ernst von Bergmann“. Bei den anderen beiden sei der Krankheitsverlauf weniger schwer, sodass sie nur ambulant versorgt werden mussten, hieß es.

Die Behörden gehen davon aus, dass sich die Kinder in Berlin angesteckt haben. Dort gibt es in diesem Jahr eine Häufung von Erkrankungen mit Masern – seit Jahresbeginn waren es 60 Fälle. Beide betroffenen Familien sollen sich regelmäßig bei Freunden und Bekannten in Berlin aufhalten. Bei den drei erkrankten Geschwistern seien die ersten Krankheitssyptome in der zweiten Osterferienwoche aufgetreten. Am Montag vergangener Woche habe ein Arzt die Masernerkrankung festgestellt.

Das vierte erkrankte Kind ist noch einen Tag in die Schule gegangen, bevor es erkrankte. Die Schule und die beroffenen Eltern wurden über den Masernfall informiert. Das Gesundheitsamt bot Impfungen für Menschen an, die Kontakt mit dem Kind hatten. Das neunjährige Mädchen hat noch zwei Geschwister, die aber bei nicht erkrankt sind. Sie gehen vorsichtshalber für 14 Tage nicht in die Schule, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.

Erkrankungen mit Masern sind sehr selten. Im Jahr 2012 gab es in Potsdam ebenso wie im Land Brandenburg keine einzige. Wird die Krankheit festgestellt, muss sie vom Arzt an das Gesundheitsamt gemeldet werden. Masern sind eine hochansteckende Viruserkrankung, die durch Tröpfcheninfektion übertragen werde, so Eva-Susanne Behl, Oberärztin der Klinik für Kinder und Jugendmedizin des EvB.

Wirksamen Schutz bietet nur eine Impfung. „Mit dem Impfungsgrad der Potsdamer sind wir deshalb nicht zufrieden“, sagte die Potsdamer Gesundheitsdezernenetin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) am Donnerstag. Vor der Einschulung seien in Potsdam nur 89,1 Prozent der Kinder doppelt gegen Masern geimpft, was für einen wirksamen Schutz empfohlen wird. Damit liegt die Landeshauptstadt deutlich unter derm Schnitt von 95 Prozent im Land Brandenburg. Bei Jugendlichen seien 92 Prozent doppelt geimpft. Allerdings hatte bei der obligatorischen Reihenuntersuchung in der zehnten Klasse nur knapp jeder zweite Schüler überhaupt ein Impfbuch vorgelegt.

„Die beste Impfquote gibt es in der Mittelschicht“, so Müller-Preinesberger. Defizite gebe es hingegen bei Potsdamern mit geringem und hohem Einkommen. Die fehlende Einsicht vieler Eltern in die Notwendigkeit einer Impfung sei darauf zurückzuführen, dass die Sensibilität für die Gefahren der Erkrankung für Kinder und Erwachsene nicht mehr präsent genug sei, so Müller-Preinesberger weiter. Auch wenn die Masern nicht mehr häufig vorkommen, sei die Krankheit längst nicht ausgestorben.

Um die Impfungsrate zu verbessern, bereite das Gesundheitsamt derzeit ein Projekt vor, bei dem der Impfstatus aller Schüler der 6. Klassen überprüft und möglichst geschlossen werden soll, sagte Sylvia Klarenbeek vom Kinder- und Jugendärztlichen Dienst im Potsdamer Gesundheitsamt. Im Mai soll damit begonnen werden.

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