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Von Alexander Fröhlich: Aus für Babelsberger Wache absehbar

Innenminister hielt sich beim Besuch des Schutzbereichs Potsdam zurück – dessen Leiter nicht

Stand:

Innenstadt - Die Polizeiwache in Babelsberg wird im Zuge der Polizeireform aller Voraussicht nach geschlossen. Das ließ Ralf Marschall, Leiter des Schutzbereiches Potsdam, am gestrigen Mittwoch beim Besuch von Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD) durchblicken. „In Potsdam kann man auch mit einer Wache fahren. Das habe ich immer gesagt“, erklärte Marschall. „Ein Standort produziert keine Sicherheit.“

Damit ließ Marschall bei Woidkes Besuch im Schutzbereich mehr durchblicken als der Minister selbst. Potsdam war die vorletzte Station auf seiner Besuchstour durch die 15 Schutzbereich in Brandenburg. Stets hatte es Woidke in den vergangenen Wochen vermieden, sich detailliert zu einzelnen Wachenstandorte zu äußern. Der Potsdamer Schutzbereichsleiter aber sieht ohnehin Handlungsbedarf, der Krankenstand ist mit 39 Fehltagen pro Beamten der höchste im gesamten Land, die Zahl der zu bearbeitenden Fälle hoch. „Wir hätte auch ohne Reform etwas machen müssen, die Strukturen sind nicht optimal“, so Marschall. „Wir müssen den Arbeitsablauf optimal gestalten. Wichtig ist, die richtigen Leute auf die richtige Stelle zu setzen.“

Marschall dürfte damit Gehör finden, denn die Aufbaustäbe für die vier neuen, wie ein Kleeblatt über das Land verteilten Direktionen nehmen derzeit ihre Arbeit auf. Woidke will „keine Entscheidung vom grünen Tisch treffen“ und steckt für den Umbau der Polizeistruktur nur den Rahmen ab: In jedem der 15 Schutzbereiche soll es bis Ende nächsten Jahres 15 Inspektionen mit starker Führungsmannschaft geben. Aus den übrigen 35 Wachen werden größtenteils Reviere, die rund um die Uhr oder auch nur tagsüber besetzt sind. Die Details müssen die Aufbaustäbe bestimmen – und zwar je nach Lage vor Ort. Wenn Marschall jetzt öffentlich vom Bestand der Babelsberger Wache abrückt, hat das Gewicht. Ebenso bei der Wache in Teltow, die auch zum Potsdamer Schutzbereich gehört, und in Werder (Havel). Die Lage im ländlichen Raum sei ein andere, sagte Marschall. „Wir werden den Standort ausgiebig betrachten unter dem Aspekt der Erhaltung.“ Ob das Revier in Teltow dann 24 Stunden besetzt sein wird, ist damit weiter offen. Das soll bis zum Ende des zweiten Quartals nächsten Jahres geklärt sein. Dann sollen die Aufbaustäbe für das Polizeipräsidium und die Direktionen ihre Konzepte vorlegen.

In einem Punkt rückt Woidke aber nicht von seinem Vorgänger im Ministeramt, Rainer Speer (SPD), ab: Es bleibt dabei, dass die Direktion West nicht in Potsdam, sondern in Brandenburg (Havel) ihren Sitz haben wird. Woidke bekam zwar für seine Kommunikationsoffensive Lob. „Das läuft alles sehr transparent“, sagte Marschall. Potsdams Bürgermeister Burkhard Exner (SPD) aber bereit die Radikalreform samt Stellenabbau von 1900 auf 7000 Polizeiangehörigen Sorgen: „Für uns stellt sich die Frage, ob das alles so zu packen ist“, sagte Exner. Es gehe damit nicht nur um blanke Kennziffern, sondern auch um das Sicherheitsempfinden der Bürger. Daher sei die Reform eine große Herausforderung, ein fertiges Konzept liege aber noch nicht vor. Der Bürgermeister warnte auch davor, dass das Land im Zuge der Reform Aufgaben auf die Ordnungsbehörden der Kommunen übertragen könnte. Dieser Verdacht stehe jedenfalls im Raum.

Vor dem Schutzbereich Potsdam lägen nun schwere Wochen und Monate, betonte Marschall. Parallel zum laufenden Betrieb müssten fähige Mitarbeiter den Umbau planen und umsetzen.

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