
© M. Thomas
Landeshauptstadt: Auszeichnung für die Cavaliere
Maria-Luise Döring erhielt das Bundesverdienstkreuz für 23 Jahre Arbeit für den Austausch mit Italien
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Die Begleitumstände waren nicht wirklich italienisch: Vor dem Fenster wirbelten die Schneeflocken durch den trüben Potsdamer Märznachmittag, angestoßen wurde mit Sekt aus dem Tal der Unstrut. Gerade hatte die Potsdamerin Maria-Luise Döring am gestrigen Montag vom brandenburgischen Wirtschafts- und Europaminister Ralf Christoffers (Linke) das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen – für ihre jahrzehntelangen Bemühungen um den kulturellen Austausch mit Italien. Das müsse sie nun auch die nächsten 40 Jahre weitermachen, scherzte der Minister. „Muss ich das so einhalten?“, fragte Maria-Luise Döring. Eigentlich vollziehe die Ehrung ja nur nach, was der damalige italienische Staatspräsident Carlo Ciampi bereits vor mehr als zehn Jahren vorgemacht habe, sagte Christoffers. 2002 hat er Maria-Luise Döring als erster Ostdeutschen den italienischen Verdienstorden und den Titel „Cavaliere“ verliehen.
Verständigung bedeute nicht nur, die Sprache zu verstehen, sondern mit dem Herzen dabei zu sein, sagte Döring. Und Italien liegt ihr schon sehr lange am Herzen: Gleich nach dem Abitur an der damaligen Humboldt-Oberschule in Potsdam begann sie an der Berliner Humboldt-Universität ein Romanistikstudium, spezialisierte sich in italienischer Literatur- und Sprachwissenschaft. Später arbeitete sie als Fremdsprachenredakteurin in der italienischen Redaktion von Radio Berlin und absolvierte ein Journalistikstudium. Ab Mitte der 70er Jahre war sie als Lehrbeauftragte an den Musikhochschulen in Leipzig und Berlin tätig und arbeitete auch als Italienisch–Lehrerin an der Staatsoper in Berlin und dem Leipziger Opernhaus.
So richtig ausleben konnte sie ihre Begeisterung für Italien aber erst nach dem Ende der DDR. Nach dem Fall der Mauer gründete Döring „Il Ponte“, die Brandenburgische Gesellschaft der Freunde Italiens. 200 Mitglieder hat der Verein heute. Seit Anfang 1994 ist sie die Vorsitzende des Vereins. Und ihre Arbeit hat Spuren in Potsdam hinterlassen. Auf ihre Initiative hin kam 1990 die Städtepartnerschaft mit der italienischen Stadt Perugia zustande. In Potsdam, dem Land Brandenburg und in Italien organisiert Döring seitdem Ausstellungen, Konzerte, Vorträge und Theateraufführungen. Und es bleibt nicht nur bei der Kultur. 18 Bürgerreisen gab es bisher aus Potsdam in die Partnerstadt in der Region Umbrien.
Ihre Arbeit möchte sie gern fortsetzen, obwohl das seit Beginn der Finanzkrise in Italien immer schwieriger werde. „Den einfachen Leuten in Italien geht es schlecht. Und kaum ein Künstler kann sich derzeit eine Vortragsreise nach Deutschland leisten“, sagt Döring. Die meisten Italiener arbeiteten sehr hart. Gerade um Vorurteile abzubauen sei der kulturelle Austausch wichtig.
Trotz aller Italiensehnsucht ist Döring ihrer Heimat treu geblieben. Sie wohnt in der Siedlung Eigenheim in der Nähe der Ravensberge. „Nicht besonders italienisch“, sagte sie: „Aber da bin ich geboren.“ Ein bisschen Italien hat sie trotzdem um sich herum. Ihr Sohn hat ihre Begeisterung in die Wiege gelegt bekommen. „Von der Geburt an wurde er auf Italienisch erzogen“, erzählt Döring. Offenbar hat ihn das geprägt. Dörings Sohn ist studierter Italianist.Marco Zschieck
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