Von Sabine Schicketanz: Babelsberg will die fesche Lola
Potsdam feiert den Film: 2011 wird „Jahr des Films“ / Bewerbung um Deutsche Filmpreis-Gala
Stand:
Potsdam will zum Film-Jahr 2011 die „Lola“ in die Landeshauptstadt holen. „Wir haben alles getan, jetzt liegt die Entscheidung bei der Deutschen Filmakademie“, sagte gestern Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bei der Vorstellung der Filmjahr-Projekte vor der Presse. Die Verleihung des Deutschen Filmpreises findet jährlich in Berlin statt und gilt als wichtigste Auszeichnung im deutschen Film. Jakobs versicherte, Potsdam wäre bei einem Zuschlag der Filmakademie bereit, einen finanziellen Beitrag zu leisten. Potsdam habe sich mit einem „Bürgerfest“ für die Verleihung beworben. Die Chancen stünden „fünfzig-fünfzig“, meinte Friedhelm Schatz, Chef des Filmparks, der die Metropolishalle für die Verleihung zur Verfügung stellen könnte. Elizabeth Prommer, Leiterin des Potsdamer Filmjahr-Projektbüros, kündigte eine Entscheidung der Akademie unter Vorsitz von Thomas Kufus für die nächsten Tage an.
Ob mit oder ohne „Lola“ – der Filmkalender der Stadt für 2011 ist proppenvoll. Als Höhepunkte angekündigt wurden ein „Tag der offenen Tür“ in der Medienstadt Babelsberg im Mai und ein Bürger- und Volksfest am 24. September zum 100-jährigen Bestehen des Film- und Medienstandorts. Über den Termin herrscht unter den Beteiligten allerdings Unfrieden: Die Studio Babelsberg AG kündigte an, ihr 100-jähriges Jubiläum am 12. Februar 2012 zu feiern – an diesem Tag vor hundert Jahren sei die erste Klappe gefallen, so Studio-Vorstand Christoph Fisser. Den Babelsberg-Geburtstag würden 2012 auch die Berliner Filmfestspiele „Berlinale“ thematisieren, so Fisser. Das Studio freue sich über das Filmjahr 2011, werde sich beteiligen und sehe sich von der Stadt gut unterstützt, feiere aber 2011 kein Jubiläum. Für die anderen Filmjahr-Akteure allerdings ist 2012 keine Option: Vor allem, weil 2012 in Potsdam der 300. Geburtstag Friedrichs des Großen begangen wird.
Das Filmjahr 2011 soll „die ganze Stadt zur Bühne machen“, sagte Oberbürgermeister Jakobs. Koordiniert wird das Jahresprogramm vom Projektbüro unter Leitung von Prommer. Dafür gibt die Stadt 50 000 Euro aus, beteiligt sind die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF), der Filmpark Babelsberg und das Filmmuseum. Letzteres will zum 100-jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung des ersten Babelsberger Filmateliers am 3. November eine neue Dauerausstellung zur Geschichte des Filmemachens in Babelsberg eröffnen. Sie koste 900 000 Euro, das Geld habe das Museum nahezu beisammen, so Museumschefin Bärbel Dalichow. Außerdem arbeite das Museum – es ist wie Studio Babelsberg und die Filmhochschule das älteste seiner Art in Deutschland – an zahlreichen kleineren Projekten. Dazu gehöre, an allen Potsdamer Schulen eine Film-AG einzurichten und eine weitere DVD mit historischen Potsdam-Filmen aufzulegen. Mit der Zukunft der Medienstadt will sich die HFF beschäftigen. Babelsberg solle mindestens weitere 50 Jahre erfolgreich existieren, dazu müsse sich der Standort auf das neue Filmemachen in 3 D und digital vorbereiten, so HFF-Präsident Dieter Wiedemann. Flankiert wird die wissenschaftliche Arbeit durch „Spektakel“, wie Filmpark-Chef Schatz es nannte: Er plant eine spektakuläre Agenten-Nacht auf der Glienicker Brücke mit Stunts, Pyrotechnik und Lichtinstallationen. Zudem werde eine große internationale Filmausstellung in den Filmpark kommen, so Schatz. Welche, wollte er noch nicht preisgeben, doch sie könne mit der Schau zur „Herr der Ringe“-Trilogie mithalten. Außerdem will Schatz das berühmte erste Babelsberger Filmatelier aus Glas nachbauen.
Das Projektbüro organisiert den „Filmschauplatz des Monats“ – einen Potsdamer Ort, an dem ein bekannter Film gedreht worden ist. Der zugehörige Streifen wird im Filmmuseum gezeigt. Außerdem eine Besonderheit: Der preisgekrönte Potsdamer Regisseur Andreas Dresen wird unter dem Titel „Filmstar Figaro - Mozarts ,Hochzeit des Figaro’ im Fernsehzimmer Friedrichs des Großen“ die „Winteroper“ inszenieren, die im Schlosstheater aufgeführt wird. Insgesamt stehen mehr als 60 Projekte fest, bekannte Potsdamer Veranstaltungen wie die Schlössernacht oder das Stadtwerke-Festival würden unter dem Motto Film stattfinden. „Wenn man alles addiert“, sagte Filmpark-Chef Schatz, „ist es ein Millionenprojekt.“
- Deutscher Filmpreis
- Film in Potsdam
- Hochschulen
- Kunst in Berlin
- Potsdam: Babelsberg
- Schule
- Schule und Kita in Potsdam
- SPD
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: