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Glosse: Royale Ideen für Potsdam: Baby – was machen wir hier ohne dich?

Ganz Großbritannien liegt in den Press(e)wehen - und was haben wir hier in Brandenburg? Steffi Pyanoe hat ein paar Ideen zu Ersatzköniginnen und frischem Gemüse statt Parkeintritt.

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War nicht gerade Geburtstermin in royal England? Wie lange müssen wir noch zusehen, wie eine ganze Nation in den Presswehen liegt und mithechelt? Journalisten dauercampen, Buchmacher und Souvenierschnitzer Geschäfte machen?

Aber ja, es ist der Neid. Das kleine, glitschige Baby, der roayle Sechspfünder, sorgt für gute Stimmung, schon bevor er da ist. Und  hoffentlich Leben in die Bude bringt. Was haben wir dagegen in Deutschland, in Brandenburg? Der letzte blaublütige Preußenspross, Prinzessin Cecilie, wurde am 5. September 1917 auf Schloss Cecilienhof geboren. Heute hecheln nur noch atemlose Touristen durch die historischen Kammern, durch Tanzsäle statt Kreissäle. Und in Potsdam streitet man über Bettensteuer oder Parkeintritt – für einen Park, wo nicht mal ne Prinzessin vom Balkon winkt.

Die Sehnsucht nach gekrönten Häuptern indes ließ sich nicht unterdrücken: Die Deutschen sind vermutlich das einfallsreichste Volk, was die Vielzahl der Ersatzköniginnen betrifft: Kein Ort nirgends ohne eine Majestät für irgendein Gemüse, Blümchen oder besonders ehrenrühriges Geschöpf. Kartoffeln, Spargel, Karpfen, Kirschen - ein komplettes Menü vermarktet über Lieblichkeiten im Dirndl. Männer müssen sich übrigens nur für den Karneval hergeben.

Angesagt ist der Job als Spargel-Queen und Blütenprinzessin allerdings immer weniger. Kaum eine Handvoll Bewerberinnen findet sich jedes Jahr für den Job inklusive Hochsteckfrisur-Jahresabo. Vielleicht sollte man den Mädels mal was Neues bieten und  sie samt Biomarkt in die Schlösser einquartieren? Die Touristen hätten wieder was zum Gucken, endlich wäre was los im Park. Und für Wein, Pommes Fridericus und Edelgemüse müsste man nicht so weit laufen wie jetzt (nämlich raus aus dem Park). Da kommt schnell die Million zusammen. Vor allem, wenn die Stadt für den Park auch noch  EFRE-Mitte beantragt. Die gibt’s laut EU zur Modernisierung wirtschaftlicher Strukturen (ja!) Schaffung nachhaltiger Beschäftigungsverhältnisse (ja) Stimulierung von Wirtschaftswachstum in Gebieten mit besonderen Eigenschaften: städtischen (ja) und dünn-besiedelten (ja!) Gebieten  der EU. Wer braucht da noch ein königliches Baby?

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