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Landeshauptstadt: Bade-Grotte, Filmforum oder begehbarer Zeitstrudel

Wie Studenten der Fachhochschule das Franck’sche Haus am Schloss Charlottenhof nutzen wollen

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Es ist ein vergessener Ort in Potsdams Weltkulturerbe: Den Blicken der meisten Spaziergänger im Park Sanssouci entzieht sich das Gebäude durch eine grünfleckige Brandwand. Die Rede ist vom sogenannten Franck’schen Wohnhaus am Parkeingang zum Schloss Charlottenhof.

Bis vor Kurzem hatte nicht einmal die Schlösserstiftung als Eigentümerin einen genauen Überblick zur Geschichte des Viergeschossers. Das ist mittlerweile anders: Auf Anregung der Stiftung beschäftigten sich angehende Architekten der Fachhochschule Potsdam bei einem Projekt von Denkmalpflege-Professorin Martina Abri mit dem Haus und entwickelten Konzepte für eine zukünftige Nutzung. Die 14 besten Entwürfe zeigt seit Mittwoch eine Ausstellung vor Ort.

Erbaut wurde das Ensemble um 1877 im Gründerzeitstil für den Potsdamer Zimmermeister W. Franck, wie die Archiv-Recherche ergab. Seine heutige Fassade erhielt das denkmalgeschützte Haus rechterhand vom Parktor demnach bei einem Umbau 1927. Derzeit steht es bis auf eine bewohnte Etage leer.

Die Ideen der Studenten für die weitere Nutzung beeindrucken mit Vielseitigkeit und originellen architektonischen Lösungen: Ein kommunales Kino, ein schneckenförmiges Kindermuseum, ein Galerie- und Kulturgebäude, ein Archiv und sogar ein Wellness-Bad in einer künstlichen Grotte haben die Studierenden unter anderem geplant. Für die einzelnen Konzepte wurde der Bau mit gut 600 Quadratmeter Fläche jeweils mit verschiedenen Neubauten kombiniert.

Andrea Zickhardt etwa lässt eine grün überwucherte hügelige Grottenlandschaft neben dem Haus wachsen und bringt darin eine Bade- und Wellness-Anlage unter. Der Entwurf hat etwas Märchenhaftes: „Wie das Bühnenbild für ein Theaterstück“, erklärt die 27-Jährige. Damit füge sich der Bau in die Umgebung: „In diesem Park ist alles so staffagehaft.“ Sonnendeck und Sprudelbecken unter freiem Himmel sind durch die geschickte Konstruktion vor neugierigen Blicken geschützt und lassen gleichzeitig die Sicht auf das nahegelegene Schloss und die Römischen Bäder frei. Im Inneren erwarten die Gäste kuppelartige Räume. Ergänzt wird das Ensemble durch Sport-, Café- und Läden-Räume im Altbau. Inspiration holte sich die Architektur-Absolventin unter anderem bei Grottenanlagen etwa bei Schloss Rheinsberg oder Cecilienhof.

Futuristisch und spielerisch wirkt dagegen das Modell für das Kindermuseum „Zeitreise“, das ihre Kommilitonin Evelyn Petry entwickelt hat: Die 27-Jährige hat dem Wohnhaus einen schneckenförmigen Neubau vorgeschaltet. Die Glasfassade ist mit einem keramischen Sternenornament bedruckt, das den Blick auf den Park an manchen Stellen freigibt – eine Anlehnung an Schinkels Sterne, die auch im Schloss Charlottenhof immer wieder auftauchen. Im Inneren des begehbaren Gewindes sollen junge und alte Besucher in einem „Zeitstrudel“ von der Geschichte des Parks und der Schlösser von Sanssouci erfahren. „Sie können sich zum Beispiel verkleiden, durch ein Spiegelkabinett gehen, Klänge von alten Instrumenten hören – es geht darum, wie die Menschen hier früher gelebt haben“, erklärt Evelyn Petry. Ein solch altersgerechtes Angebot hat die Architektin und gebürtige Dessauerin in ihrer Kindheit vermisst, wie sie erzählt: „Wir waren oft hier, aber ich habe nur gedacht: Nicht schon wieder Potsdam!“

Ziel der Planungen sei es auch gewesen, den Parkeingang touristisch zu erschließen, erklärt Projektleiterin Martina Abri. Pläne für eine Umsetzung gibt es nicht: „Das ist alles Zukunftsmusik“, sagt die Denkmalschutz-Professorin. Schlösserstiftungschef Hartmut Dorgerloh, der auch zur Ausstellungseröffnung am Mittwoch erwartet wurde, dankte den Studenten im Begleitheft zur Schau: „Unsere Stiftung erfährt in der Beschäftigung mit diesen Arbeiten neue Blickwinkel, Anregungen und Gedanken, die bereichernd für unsere Tätigkeit sind.“

Die Ausstellung im Franck’schen Haus am Parkeingang Charlottenhof, Geschwister-Scholl-Straße 34, hat bis 26. Oktober jeweils 16 bis 19 Uhr geöffnet. Eintritt frei.

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