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Streit um Kirchen-Neubau geht weiter: Befragung zur Garnisonkirche wahrscheinlich

Nach dem angenommenen Bürgerbegehren zur Garnisonkirche positionieren sich Gegner und Befürworter, keiner will aufgeben. Die Fördergesellschaft Garnisonkirche hält an ihren Wiederaufbau-Plänen fest.

Stand:

Potsdam - Einen Tag nach der Abstimmung über das Bürgerbegehren gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche wird eine Bürgerbefragung über das Projekt wahrscheinlicher. Nach Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) wollten auch die Fraktionschefs von SPD, Grüne und CDU aus der Rathauskooperation eine solche Variante gegenüber den PNN nicht mehr ausschließen.

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Die Projektgegner von der Bürgerinitiative „Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche“, die einen Bürgerentscheid angestrebt hatten, werteten derweil die Annahme des Bürgerbegehrens zumindest teilweise als Erfolg: Das Projekt sei politisch gescheitert, sagte Simon Wohlfahrt, Sprecher der Initiative gegen die Kirche. Man rechne damit, dass die deutliche Ablehnung im Parlament potenzielle Spender für das Projekt abschrecke. Die Gegner forderten die evangelische Kirche zudem auf, das Projekt aufzugeben.

Die Fördergesellschaft zum Wiederaufbau der Garnisonkirche hält indes an ihrem Ziel des originalgetreuen Wiederaufbaus des Kirchenturms fest, wie eine Sprecherin am Donnerstag auf PNN-Anfrage sagte. Unter anderem hatte Brandenburgs früherer Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD), erklärter Unterstützer der Pläne, hatte zuletzt vorgeschlagen, sich nur auf den Turm zu beschränken und das Kirchenschiff modern zu gestalten. Oberbürgermeister Jann Jakobs hatte den PNN nach der Abstimmung am Mittwoch erklärt, man könne bei dem Wiederaufbau- Projekt nicht weitermachen wie bisher.

Wie berichtet hatte das Stadtparlament am Mittwoch das Bürgerbegehren – bei 28 Enthaltungen – mehrheitlich angenommen. Die Stadt muss nun rechtliche Wege zur Auflösung der Garnisonkirchenstiftung suchen. Stadt und Stiftungsexperten halten das für aussichtslos, weil die Stadt keine Mehrheit im Stiftungskuratorium hat. Die 2008 gegründete Garnisonkirchenstiftung strebt den Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg beschädigten und 1968 gesprengten Kirche als Versöhnungszentrum an. Das Projekt ist unter anderem wegen der unrühmlichen Rolle des Baus als Schauplatz des inszenierten Schulterschlusses zwischen Nationalsozialismus und Preußentum am „Tag von Potsdam“ 1933 umstritten.

HINTERGRUND

(01.08.14)

DIE AUSGANGSLAGE

14 285 Potsdamer haben das Bürgerbegehren der Initiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“ unterzeichnet. Ziel der Initiative war es, zur Landtagswahl am 14. September einen Bürgerentscheid abzuhalten – wegen der angenommenen höheren Beteiligung.

DIE ÜBERRASCHUNG

Kurz vor der entscheidenden Sondersitzung des Stadtparlaments am Mittwoch wurde klar, dass die regierende Rathauskooperation das Bürgerbegehren mit einem taktischen Schachzug ins Leere laufen lassen will – indem sie sich enthält. Der Plan ging auf: Nur die Linke stimmte für die Annahme, die linksalternative Die Andere dagegen. Damit war das Bürgerbegehren angenommen, ein Bürgerentscheid vom Tisch.

DIE REAKTIONEN

Die Taktikanalyse ging am Donnerstag weiter: Wieso haben die Linken zugestimmt, wo sie mit einer taktischen Ablehnung den Bürgerentscheid hätten durchsetzen können? „Dass sich alle enthalten würden, davon ist keiner ausgegangen“, verteidigte sich Linke-Kreischef Sascha Krämer. Die Andere warf der Rathauskooperation vor, das Plebiszit durch Tricksereien abgewürgt zu haben – aus Angst vor dem Votum der Bürger. axf/jaha/HK

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