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Potsdam rutscht im Gehaltsatlas ab: Beim Lohnniveau ist Potsdam alles andere als spitze
Die Landeshauptstadt Potsdam landet im bundesweiten Gehaltsvergleich auf dem viertletztem Platz. Die Gehälter liegen gut 18 Prozent unter dem Durchschnitt. Und auch Brandenburg steht im Vergleich nicht besonders gut da.
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Potsdam - Arbeiten in Potsdam lohnt sich immer weniger – wer jeden Tag nach Berlin pendelt, steht im Durchschnitt deutlich besser da: Die Landeshauptstadt ist im aktuellen Gehältervergleich, den ein Internetportal am Montag veröffentlichte, um einen Platz im Vergleich zum Vorjahr abgerutscht. Unter den Landeshauptstädten sind die Einkommen laut dem sogenannten Gehaltsatlas nur noch in Erfurt, Magdeburg und Schwerin niedriger als in Potsdam. Die in der Landeshauptstadt gezahlten Löhne liegen laut der Studie bei 81,6 Prozent des Bundesdurchschnitts. Das benachbarte Berlin bringt es dagegen auf 93,1 Prozent. Während der Durchschnitts-Arbeitnehmer in Potsdam mit 34 696 Euro brutto pro Jahr nach Hause kommt, kann sich der in Berlin Beschäftigte über durchschnittlich 39 585 Euro freuen. Grundlage für die Studie sind Gehaltsdaten von deutschlandweit knapp 450 000 Fach- und Führungskräften.
Löhne in Potsdam liegen über Brandenburg-Durchschnitt
Angeführt wird die Liste von München. Dort liegen die Gehälter demnach bei 120,4 Prozent des Bundesdurchschnitts, gefolgt von Stuttgart mit 119,2 Prozent und Düsseldorf mit 114 Prozent. Potsdam wechselte mit Dresden den Platz – die sächsische Hauptstadt landete mit 82,2 Prozent knapp vor Potsdam. Die Landeshauptstadt liegt allerdings immer noch deutlich über dem Brandenburg-Durchschnitt: Auf gerade einmal 76,8 Prozent des deutschlandweiten Durchschnittslohnes bringen es die im Land beschäftigten Arbeitnehmer. Brandenburg steht damit bundesweit an drittletzter Stelle. Nur in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern sind die Löhne noch niedriger.
Generell fallen die Gehälter im Osten und Norden niedriger aus als im Westen und Süden, sagte Artur Jagiello, der Autor der Studie, den PNN am Montag. Dennoch gab es diesmal eine Überraschung: „In den vergangenen zehn Jahren haben wir beobachtet, dass sich die neuen Bundesländer ein wenig in Richtung Westen anpassen – das hat in diesem Jahr aufgehört“, erklärte Jagiello.
Frauen verdienen weniger als Männer in Brandenburg
Die Gründe für diese Entwicklung seien vielseitig. So spielten beispielsweise die in der Region vertretenen Branchen eine Rolle – das sind im Agrarland Brandenburg oder im von der Tourismuswirtschaft geprägten Ostseeregion andere als im Südwesten der Republik, wo beispielsweise Industrie- und Technologieunternehmen viele Ingenieure beschäftigen. Für Potsdam spiele auch die Nähe zur Bundeshauptstadt Berlin eine Rolle, so Jagiello. Dort sei etwa die IT-Branche mit entsprechenden Arbeitsstellen sehr stark. „Die Anziehungskraft von Berlin zieht sich über verschiedene Bundesländer“, sagt Jagiello: „Das zieht dann das Gehaltsniveau in diesen Ländern herunter, obwohl die Leute dort leben.“
Aber nicht nur der Arbeitsort, auch das Geschlecht spielt beim Gehalt eine Rolle. So verdienen die Brandenburgerinnen laut der Studie gerade einmal 65 Prozent des Bundesdurchschnitts – die Brandenburger indes 82,6 Prozent. Immerhin: Die Gehaltsschere zwischen Mann und Frau fällt in Brandenburg mit 17,6 Prozent Unterschied im Bundesvergleich geradezu moderat aus – unwesentlich kleiner ist sie nur in Mecklenburg-Vorpommern mit 17,1 Prozent. In der Gutverdiener-Region Baden-Württemberg dagegen verdienen die Frauen 37,1 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Auch in Bayern macht die sogenannte Entgeltlücke knapp 34 Prozent aus, in Hamburg gut 29 Prozent.
Keine Aufforderung zum Umzug
Bei Führungskräften fällt die regionale Ungleichverteilung weniger ins Gewicht: So kommen in Brandenburgs Chefetagen beim Gehalt immerhin auf 82,9 Prozent des Bundesdurchschnitts-Chefgehalts – während die Fachkräfte nur 74,7 Prozent des Bundesdurchschnitts erreichen.
Die Gehaltsunterschiede in Deutschland seien aber nicht als Aufforderung zum Umzug zu verstehen, sagte Jagiello. Wann sich ein Umzug rechnet, hänge nicht nur vom Gehaltsindex, sondern auch von den Lebenshaltungskosten vor Ort ab. Am günstigsten seien Orte wie Berlin mit relativ guten Löhnen und moderaten Lebenshaltungskosten.
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