Landeshauptstadt: Bild-Übergabe
Seit Montag besitzt das Potsdam Museum zwei Werke des Malers Ludwig Wilberg, eine Schenkung von „Bild“-Chef Kai Diekmann. Er brachte sie persönlich vorbei.
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Das Fleckchen Schilfufer mit See, in dem sich der Himmel spiegelt, das könnte überall sein in Brandenburg. Vielleicht sogar irgendwo in Potsdam. Ludwig Martin Wilberg hat die kleine Landschaftsszene gemalt, kaum 13 mal 20 Zentimeter groß. Und doch ist es etwas Besonderes: Es ist das einzige Ölbild des Potsdamer Malers, das sich bisher auf dem Markt finden lässt. Kai Diekmann, „Bild“-Herausgeber und Potsdamer, hat es vor Kurzem von einem Händler erworben – und jetzt dem Potsdam Museum geschenkt. Das Ölbild sowie eine Aquarell-Landschaftsminiatur, ebenfalls von Wilberg, übergab er am gestrigen Montag der Museumschefin Jutta Götzmann.
„Wir freuen uns sehr, unser Etat lässt ja kaum Spielraum für Neuerwerbungen. Außerdem haben wir bisher noch nichts von dem Potsdamer Maler“, sagte Götzmann. Vielleicht wird daraus einmal eine richtige Wilberg-Sammlung, vorerst jedoch verschwinden beide Werke – nach der ordnungsgemäßen Katalogisierung – im Archiv. Bei der nächsten Umstrukturierung der ständigen Ausstellung könnten sie dann einen Platz im Museum bekommen.
Die Bilder sind in gutem Zustand, das kleine Ölgemälde steckt vermutlich sogar noch im originalen Rahmen, barock-verschnörkelt und stuckvergoldet. Das Aquarell ist neu gerahmt, klassizistisch mit leichter Linienführung. Diekmann, der die Bilder gestern persönlich vorbeibrachte, trug sie unverpackt locker unterm Arm geklemmt. Museumschefin Götzmann, die weißen Handschuhe schon griffbereit, blieb jedoch gefasst.
Zu Bildern hat Kai Diekmann schon aus beruflichen Gründen einen eher pragmatischen Zugang. Doch dann erwarben er und seine Frau Katja Keßler 2014 in Neubabelsberg eine historische Villa und entdeckten während der Sanierung einen Schatz. Der Maler Ludwig Martin Wilberg, der sich das Haus Anfang des 20. Jahrhunderts im Voralpen-Stil hatte bauen lassen, hatte hier nicht nur im Atelier gearbeitet, sondern im Hausflur Wände bemalt. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten wurde Diekmann immer mehr zum Wilberg-Fan. „Herr Limberg hat uns für den Maler entflammt“, sagte Diekmann zur tollen Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Denkmalpfleger. Jörg Limberg, der auch Mitglied im Förderverein des Museum ist, vermittelte schließlich die Schenkung.
Diese hat auch einen ganz praktischen Grund. Das überraschend entdeckte und restaurierte Wandgemälde im Treppenhaus des Landhauses Wilberg, in dem sich drei Mietwohnungen befinden, lässt viel weniger Platz als geplant für all die Wilberg-Bilder, die Diekmann in seiner neuen Begeisterung gesammelt hat. Etwa 40 Aquarelle und Zeichnungen hat er dennoch dort ausgestellt. Die Führungen am vergangenen Tag des offenen Denkmals waren gut besucht.
Wilberg gehört zu den Malern, die erst jetzt wiederentdeckt werden. Er wurde 1853 in Havelberg geboren, studierte an der Kunstakademie Berlin, arbeitete unter anderem in Leipzig und Berlin und ließ sich 1904 ein Haus in Babelsberg bauen – mit einem riesigen Atelier. Lange nutzte er es nicht, 1913 verkaufte er und zog nach Klein Glienicke. Dort verstarb er 1936 und wurde auch auf dem dortigen Friedhof beerdigt.
In der Kunstszene ordnet man Wilberg bisher vornehmlich als Auftragsmaler ein, der Porträts, Genremalerei und Dekorationen anfertigte. Als Privatmann malte er gerne Landschaften. Das Interesse an Wilberg wächst allerdings, Kunsthändler verkaufen mittlerweile weltweit. Aus seiner Biografie ist noch nicht viel bekannt. Auch das Potsdam Museum will hier zunächst recherchieren, bevor man sich entscheidet, wie viel Platz man dem Maler künftig einräumt.
Wilberg ist aber auch ein Beispiel dafür, welche Geschichten noch in der Villenkolonie Neubabelsberg schlummern. Jörg Limberg, der zurzeit an einem Buch über die Siedlung arbeitet, freute sich deshalb über ein kleines Mitbringsel am Rande. Diekmann hatte in einem Antiquariat ein Skizzenbuch von Eugen Drollinger, dem mutmaßlichen Architekten der Wilberg-Villa, der auch für den bayrischen König König Ludwig II. arbeitete, entdeckt.
Seinen kurzen Besuch im Museum nutzte Diekmann auch für einen Blick von der Atlas-Kuppel auf Potsdams neue Mitte. Erst jüngst hatte er mit seiner Familie für eine Übernachtung das Haus in der Berliner Vorstadt mit dem Hotel Mercure getauscht – für einen Perspektivwechsel. Sein Vorschlag danach kam dem jetzigen Stadtkompromiss zuvor: Mercure behalten, FH-Gebäude abreißen. Nun hat ihn auch die Potsdamer Kunst erwischt. Der Förderverein des Museums liebäugelt bereits mit der Idee, Diekmann als Mitglied zu gewinnen. Der Angefragte dementierte gestern jedenfalls nicht.
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