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Bis zu 600 Euro mehr fürs Heizen?: Vermieter warnen vor Scheitern der Wärmewende in Potsdam
Mehr als 100.000 Potsdamer müssten mehr für Fernwärme zahlen, sollte das EWP-Vorhaben kollabieren. Davor warnt die Wohnungswirtschaft die Rathausspitze.
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Kurz vor einer mit Spannung erwarteten Entscheidung der Stadtverordneten zu der Finanzierungsvereinbarung für die vor allem mit Geothermie geplante Wärmewende der Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam (EWP) warnt nun auch die Wohnungswirtschaft vor einem Scheitern.
Sollte, wie von der EWP bereits berechnet, durch ein Scheitern die Fernwärme um 40 Prozent teurer werden, würde das auf eine Mehrbelastung zwischen 43 und 69 Cent pro Quadratmeter Wohnfläche und Monat hinauslaufen. Das hat der Arbeitskreis Stadtspuren berechnet. „Bei einer 60 Quadratmeter großen Wohnung sind das pro Jahr zwischen 300 und 600 Euro“, teilte das Gremium mit, in dem die städtische Pro Potsdam, mehrere Genossenschaften und das Studentenwerk organisiert sind. Davon wären laut dem Arbeitskreis mehr als 100.000 Potsdamerinnen und Potsdamer betroffen.
Unterstützung für die EWP
Eine solche bewusste Inkaufnahme von finanziellen wie sozialen Lasten für die Bürger der Stadt sei nicht nachvollziehbar: „Absehbar sind enorme zusätzliche Kosten für Wohnhilfen, die aus dem kommunalen Haushalt zu tragen sind“, so der Arbeitskreis. Hingegen scheine das von der EWP vorgelegte Modell – „inklusive des Finanzierungskonzeptes“ – aus Sicht des Arbeitskreises „nachvollziehbar, vernünftig, technisch machbar und sozial tragbar“. Ähnlich hatten sich der Klimarat der Stadt sowie Geothermie-Forscher geäußert.
Am 2. Juli sollen die Stadtverordneten über die Finanzvereinbarung entscheiden. Die EWP hat bereits gewarnt, weitere Verzögerungen für das Gesamtprojekt könnten zu einem Scheitern führen, inklusive des Verfallens von mehr als 200 Millionen Euro Fördermitteln des Bundes. Das hatten auch Branchenexperten bestätigt.
Als Bremser in der Sache gelten der Rathaus-Interimschef Burkhard Exner (SPD) sowie die Spitze der Stadtwerke. Exner hatte vor zu großen finanziellen Risiken für die Kommune gewarnt, die EWP dies zurückgewiesen. Exner will deshalb nach Recherchen dieser Zeitung auch weitreichende Bedingungen für die Finanzierung festsetzen lassen.
Unter anderem sollen die Stadtverordneten nach Exners Wunsch eine Zustimmung des privaten EWP-Minderheitsgesellschafters Edis zu umfangreichen Änderungen des Gesellschaftsvertrages einfordern. Ob dies in der wegen der Fördermittelfristen knappen Zeit möglich ist, erscheint ungewiss. Eine erste kommunalpolitische Befassung ist für Mittwochabend im nicht-öffentlichen Teil des Hauptausschusses vorgesehen.
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