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Noosha Aubel will bei der OB-Wahl in Potsdam antreten.

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Update

Oberbürgermeisterwahl in Potsdam: Noosha Aubel tritt als überparteiliche Kandidatin an

Die ehemalige Bildungsbeigeordnete will Potsdams neues Stadtoberhaupt werden. Sie sagt: „Ich verspreche nicht alles – aber ich halte alles, was ich verspreche.“

Stand:

Die frühere Bildungs- und Kulturbeigeordnete Noosha Aubel (parteilos) will für das Amt der Potsdamer Oberbürgermeisterin kandidieren. „Ja, ich möchte Potsdam gemeinsam mit den Menschen gestalten und weiterentwickeln. Ja, ich möchte Oberbürgermeisterin der Landeshauptstadt Potsdam werden“, teilte sie in einer persönlichen Erklärung am Dienstag mit.

„Die meisten Menschen wissen ziemlich genau, was es für ein gutes Leben braucht – und die meisten Parteien auch, davon bin ich überzeugt. Auf kommunaler Ebene geht es um die besten Lösungen“, schrieb Aubel. Diese habe keine Partei exklusiv für sich gepachtet. „Die besten Lösungen, so meine Erfahrung, entstehen häufig im gemeinsamen Ringen – parteiübergreifend. Daher trete ich als parteilose, überparteiliche Kandidatin an: nur den Menschen und der Stadt verpflichtet.“

Zurück für die Zukunft – Potsdam gemeinsam gestalten

Die Überschrift der Erklärung von Noosha Aubel

In ihrer Erklärung wies Aubel auf ihre mehr als 20 Jahre Erfahrung in Kommunalverwaltungen hin. „Führung ist eine meiner Kernkompetenzen: wirksam und wertebasiert. Das spiegelt sich auch in meiner Haltung wider: klar, transparent und ehrlich. Ich verspreche nicht alles – aber ich halte alles, was ich verspreche.“

Kommunen seien für Aubel das Rückgrat der Demokratie. „Eine funktionierende Kommune gibt ihren Menschen etwas sehr Wertvolles: Vertrauen in den Staat, eine qualitativ hochwertige Daseinsvorsorge und das Gefühl, gesehen und unterstützt zu werden.“ Rechtspopulismus finde in einer solchen Kommune keinen Nährboden, sagte sie. Für die Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt sei die Kommune kein abstraktes Konstrukt, sondern ein Versprechen, das täglich eingelöst werden müsse. „Um das umzusetzen, braucht es Erfahrung, Führungskompetenz und Haltung“, so Aubel.

Noosha Aubel möchte Oberbürgermeisterin von Potsdam werden.

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Weiterhin als Dezernentin in Flensburg tätig

Zuvor hatte die 49-Jährige ihre Kandidatur schon am frühen Montagabend bekannt gegeben – in einer E-Mail an die Fraktionen im Flensburger Kommunalparlament, die den Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) vorliegt. In der Stadt in Schleswig-Holstein arbeitet sie als Dezernentin für Bildung, Integration, Öffentliche Dienste und Sicherheit.

In der E-Mail schildert sie zunächst, wie gern sie in Flensburg an der Gestaltung der Stadt mitwirke. Dann macht Aubel ihre Entscheidung für die Kandidatur in Potsdam, „meiner alten Heimat“, bekannt. „Diese Chance ist zu einmalig, als dass ich sie ungenutzt vorbeiziehen lassen kann.“ Dies sei keine Entscheidung gegen Flensburg, so Aubel – sondern eine für die Chance, „in meiner ehemaligen Kommune ein höchstmögliches Maß an kommunaler Wirkung zu entfalten.“ Aubel wäre die erste Frau an der Spitze des Rathauses seit Brunhilde Hanke, die zu DDR-Zeiten Oberbürgermeisterin war.

Diese Chance ist zu einmalig, als dass ich sie ungenutzt vorbeiziehen lassen kann.

Die parteilose Oberbürgermeister-Kandidatin Noosha Aubel über ihre Bewerbung.

Zugleich will sie der Stadt im hohen Norden auch nicht gänzlich den Rücken kehren. Während des Wahlkampfs bis zur Wahl am 21. September wolle sie ihren Aufgaben in Flensburg nachkommen, so Aubel. „Meine Präsenz in Potsdam werde ich primär über Überstundenabbau und Urlaub gewährleisten.“ Das werde zwar sicherlich „das eine oder andere Mal ein Spagat“, sei aber für die begrenzte Zeit „durchaus leistbar“. Zuerst hatte der „Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag“ berichtet.

Unterstützung von Grünen und Die Andere

Zu ihren Zielen erklärte Aubel: „Meine Vision ist eine Stadt, in der alle Menschen – unabhängig von Herkunft oder Lebenslage – gleichberechtigte Chancen auf ein gutes Leben haben: auf hochwertige Bildung, bezahlbares Wohnen und umfassende gesellschaftliche Teilhabe. Ich sehe ein Potsdam, das sich ökologisch verantwortungsvoll weiterentwickelt, in dem alle Generationen gut leben können – und das durch eine zukunftsorientierte Wirtschaftsförderung sowohl Innovationskraft als auch sozialen Zusammenhalt stärkt. Mehr Gerechtigkeit. Mehr Nachhaltigkeit. Mehr Zukunft.“ Noch am Dienstag warb sie ihre für ihre Kandidatur auf mehreren Social-Media-Kanälen.

Zu den ersten Unterstützern zählt Die-Andere-Urgestein Lutz Boede. Er teilte via Facebook mit, eine der noch nötigen 112 Unterstützungsunterschriften für die Aubel-Kandidatur geleistet zu haben. Seine Wählergruppe erklärte später, man setze sich für Aubels Bewerbung ein. Mit ihr könne man „die dringend erforderliche“ Modernisierung der Stadtverwaltung voranbringen und die Zusammenarbeit zwischen den Stadtverordneten und der Verwaltung wieder zuverlässiger und verbindlicher gestalten, so Die Andere.

Auch der Grünen-Kreisvorstand kündigte seine Unterstützung an. Man wolle der Kreismitgliederversammlung am 6. Juli vorschlagen, die überparteiliche Kandidatur von Aubel zu unterstützen und ihre Wahlkampagne zu begleiten, teilte die Grünen-Spitze mit. „In Zeiten von Krieg, Krisen und der Bedrohung unserer Demokratie braucht es an der Stadtspitze eine Persönlichkeit, die Kurs hält, überfällige Entscheidungen trifft und dabei offen bleibt für Dialog und Beteiligung“, erklärte Grünen-Kreischefin Rebecca Lea Freudl. Mit der Bewerbung gebe es die „Chance auf einen konstruktiven und zukunftsgerichteten Neuanfang für unsere Stadt“.

Im Wahlkampf wird sie es mit dem AfD-Kandidaten Chaled-Uwe Said zu tun bekommen, und voraussichtlich mit dem Berliner Wirtschaftsstaatssekretär Severin Fischer von der SPD. Weitere Kandidaten anderer Parteien stehen noch nicht fest. Bewerbungsschluss ist am 17. Juli.

Noosha Aubel im Januar 2023. Das Bild entstand anlässlich des Interviews zu Ihrem Weggang aus dem Rathaus.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Im Potsdamer Rathaus hatte Aubel Anfang 2023 vorzeitig gekündigt. Aubels Abgang sorgte damals für eine erste größere Erschütterung der Machtbasis des vor wenigen Wochen abgewählten Oberbürgermeisters Mike Schubert (SPD). Denn sie hatte ihren Abgang mit deutlicher Kritik an den Arbeitsbedingungen unter dem Rathauschef begründet – und zwar in ihrer Abschiedsmail mit großem Verteiler. Ihr künftiger Job solle mehr von „relevanten Inhalten, gemeinsamen Überzeugungen und einer wertebasierenden Kultur geprägt sein“, schrieb die Kultur-, Schul- und Sportbeigeordnete damals. Nach einer Zwischenstation bei einer privaten Stiftung landete Aubel in ähnlicher Funktion wie früher in Potsdam in Flensburg.

Private Bindungen nach Potsdam hat Aubel nie abreißen lassen. Ihr Lebenspartner, der frühere Linke-Politiker Sascha Krämer, ist weiterhin auch in der Landeshauptstadt aktiv. Er habe auch zahlreiche Gespräche mit unterschiedlichen Parteivertretern im Vorfeld der Aubel-Kandidatur geführt, damit diese möglichst breit unterstützt wird, hieß es gegenüber dieser Zeitung schon vor Wochen. Von einer Art „Hafthorn“-Diplomatie war schon scherzhaft die Rede – mit Blick auf die gleichnamige Kneipe in der Innenstadt, in der einige solcher inoffiziellen Begegnungen in den vergangenen Monaten stattgefunden haben sollen.

Aubel hatte 2017 im Potsdamer Rathaus begonnen. Zuvor hatte die gebürtige Hannoveranerin mit familiären Wurzeln in Indien in der Kleinstadt Hilden (Nordrhein-Westfalen) das Jugend-, Bildungs- und Sportamt geleitet. Sie sollte für frischen Wind sorgen – und bekam zusätzlich den sensiblen Bereich des Jugendamts in die Verantwortung.

Dieses hatte sie bei ihrem Abgang in einem Zustand der Überlastung hinterlassen. Hier hatte sie auch eingeräumt, dass sie früher mit der Basis in der Behörde hätte ins Gespräch kommen müssen. Gleichwohl sorgte ihr vorzeitiger Abgang für viel Bedauern, gerade in der Kulturszene.

Kritik aus der SPD

Kritik an Aubel kam am Dienstag aus der SPD. Der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, Tiemo Reimann, kommentierte gegenüber dieser Zeitung: „Wenn man in kürzester Zeit von Potsdam nach Berlin und weiter nach Flensburg wechselt, noch bevor die Arbeit wirklich begonnen wurde, erweckt den Eindruck: Es ging mehr um den nächsten Karriereschritt als um die Verantwortung für die Stadt.“ Wer Verantwortung für Familien, Kitas und Schulen übernehme, müsse das auch dann tun, „wenn es kompliziert, zäh und konfliktgeladen wird“, so Reimann.

Die Grünen hoben hingegen Aubels langjährige Führungserfahrung in der Kommunalverwaltung hervor, ferner „ihre glaubwürdige überparteiliche Haltung und Umsetzungsstärke“. Die Andere wiederum erklärte: „Wir haben die Abwahl des überforderten Oberbürgermeisters nicht unterstützt, um dann in einer Stichwahl zwischen einem konservativen SPD-Kandidaten ohne Potsdam-Bezug und einem AfD-Mann zu landen.“ Aubel unterstütze man aus mehreren Gründen: „Sie vertritt nicht nur ein modernes Verwaltungsverständnis und eine progressive politische Grundhaltung, sondern setzt mit ihren Zielen Chancengleichheit und ökologische Stadtentwicklung auch die richtigen inhaltlichen Schwerpunkte.“

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