
© A. Klaer
Weihnachtswald im Kutschstall: Blick in die Weihnachtsstuben
Von klassisch bis ausgefallen: Für den „Weihnachtswald im Kutschstall“ haben bekannte Potsdamer Christbäume geschmückt. Die Schau soll Tradition werden.
Stand:
Potsdam - Diskokugeln oder Weinflaschen-Kapseln aus Stanniol, Salzgebäck-Brezeln oder Engel aus Wäscheklammern, Weingläser oder Sandmann-Schmuck: Wie festlich und stilvoll sich Weihnachtsbäume auch ohne die Klassiker – Strohsterne, Lametta, Glaskugeln – dekorieren lassen, das ist seit Freitag im Haus der Brandenburg-Preußischen Geschichte (HBPG) im Kutschstall am Neuen Markt zu erleben. Unter dem Motto „Weihnachtswald im Kutschstall“ sind dort bis zum 3. Januar insgesamt 15 Weihnachtsbäume zu sehen – geschmückt von mehr oder weniger bekannten Potsdamern und Potsdamer Vereinen und Einrichtungen.
Baumschmuck regt zum Nachmachen an
Schon die Premiere der Weihnachtsbaumschau im vergangenen Jahr war ein Erfolg, wie die Initiatorin Brigitte Faber-Schmidt von der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH am Freitag sagte. Der Blick in die Weihnachtsstuben der anderen lockte viele Potsdamer über die Festtage und zwischen den Jahren ins Museum. Und wie im Vorjahr gibt die Schau auch jetzt wieder bei freiem Eintritt Einblick in eine sonst sehr private Sache: Den festlich geschmückten Baum, wie ihn sonst nur die Familie und enge Freunde im Wohnzimmer zu sehen bekommen. Wie verschieden die Tradition des Baumschmückens gelebt werden kann, regt zum Nachdenken und Nachmachen an. In den meisten Fällen verrät der Baumschmuck auch etwas über den Besitzer des Baumes.
Da wäre zum Beispiel die Tanne, die die drei Rothenburg-Schwestern Christina, Barbara und Juliane – Urgesteine der Potsdamer Kreativszene – für die Schau geschmückt haben. Ein aus rotem Drahtgeflecht geformter Frauentorso thront auf dem Baum, rote Kugeln trägt die Drahtdame als Ohrringe, die traditionelle Glas-Baumspitze hält sie in ihren Händen. Weitere klassisch-rote Baumkugeln dekorieren die Rothenburgs extravagant in Weingläsern an den Baum – eine Anspielung auf der Café Rothenburg, das Barbara, die Mittlere der Schwestern, betreibt. Auch kleine Bäumchen aus Stoffschleifen in verschiedenen Rottönen und Mustern schmücken ihren Baum.
Weinflaschen-Kapseln und Vögel aus vergilbtem Papier
Ähnlich thematisch orientiert sind auch die Mitglieder des Bauvereins Winzerberg kreativ geworden: Sie haben aus Weinflaschen-Kapseln, die normalerweise im Müll landen, Baumschmuck gestaltet. An antike Gardinenringe geklipst, machen die Stanniol-Kapseln einen eleganten Eindruck. Ergänzt wird der Schmuck mit gefalteten runden Papier- Fächern, beklebt mit einer Art Medaille mit dem Bachus-Porträt, wie man es von der Pforte zum Winzerberg kennt.
Viel Liebe steckt auch in dem Baum, den Sozialministerin Diana Golze (Linke) gemeinsam mit Kindern schmückte – Vogelfiguren haben sie aus dem vergilbten Papier alter Bücher gefaltet und mit Glitzerstaub überzogen, Engelsfiguren aus beklebten Holzklammern gebastelt, auch süße Pralinen finden sich im Baum. Die Schüler der Kunstschule Potsdam wiederum haben auf Draht gezogene Engel und Pappmaschee-Sterne in ihren Baum gehängt. Kleine glitzernde Diskokugeln und Silberdrahtkugeln machen am Baum von Benjamin Genz und Carsten Musolf eine erstaunlich stilvolle Figur – die vertreten als Tontechniker des HBPG den Hausherren in der Ausstellung.
Gebastelte Klappkarten im Baum
Ergänzt wird die Baumschau durch vier polnische Szopka-Installationen, Leihgaben des Berliner Museums Europäischer Kultur: Das Basteln von solchen kunstvollen Weihnachtskrippen habe sich besonders in Krakow zu einer beliebten Weihnachtstradition entwickelt, erklärt Antje Frank vom HBPG. Aus Karton, Draht und Schokoladenfolie entstehen da wahre Märchenschlösser, jedes Jahr küren die Krakower in der Adventszeit die schönste Szopka.
Zum näheren Hinschauen und Weiterlesen lädt der Weihnachtsbaum der Brüder Bellin ein: Die Besitzer der Buchhandlung „Das internationale Buch“ haben ihren Baum mit selbst gebastelten Klappkarten im Bücher-Stil geschmückt. In jeder ist ein Zitat zum Fest zu lesen – Schriftsteller wie Thomas Mann, Christian Morgenstern, James Krüss oder Paul Maar kommen da zu Wort. Bei Maar heißt es zum Beispiel in den Weihnachtserzählungen: „Das aufregendste Weihnachtsfest war zweifellos das, als Vater den Christbaum aus dem Fenster warf ...“
Die Weihnachtsbaumschau soll in Potsdam zur Tradition werden, kündigte Brigitte Faber-Schmidt an: An der Baumschmücker-Wunschliste für 2016 werde schon gearbeitet. Der „Weihnachtswald im Kutschstall“ am Neuen Markt ist bis 3. Januar bei freiem Eintritt zu sehen. Geöffnet hat die Schau dienstags bis donnerstags von 10 bis 17 Uhr, freitags bis sonntags sowie feiertags von 10 bis 18 Uhr. An Silvester ist von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Am Heiligabend sowie montags ist Ruhetag.
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