Landeshauptstadt: Bobby’s World aus Babelsberg
Gestern hatte Kevin Spaceys Filmmusical „Beyond the Sea“ auf der Berlinale Premiere
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Gestern hatte Kevin Spaceys Filmmusical „Beyond the Sea“ auf der Berlinale Premiere Von Sabine Schicketanz Berlin/Potsdam – „Ich persönlich habe es sehr genossen, in Potsdam zu wohnen.“ Mit diesen Worten verschaffte Hollywoodstar Kevin Spacey der Brandenburger Landeshauptstadt gestern Nachmittag ihren großen Auftritt bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin. In der Sektion Panorama stellte Spacey, der mit Cord-Schirmmütze und Bart vor die Presse trat, seinen Film „Beyond the Sea“ vor, den er im Herbst 2003 und Anfang 2004 im Studio Babelsberg, Potsdam und Berlin gedreht hatte. Spacey erzählt darin die Geschichte des US-Musikers und Entertainers Bobby Darin. Am Abend hatte „Beyond the Sea“ Premiere im Zoopalast am Kurfüstendamm, danach wollte Spacey mit seiner Crew im „Quatsch Comedy Club“ im Friedrichstadtpalast feiern. „Bobby’s World“ haben Spacey, der nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch Regisseur, Produzent und Drehbuchautor des Films ist, vor allem im Babelsberger Studio erschaffen. „Wir brauchten eine riesige, schalldichte Halle“, erklärte Produzent Andy Paterson. So wurden in der Marlene-Dietrich-Halle die Kulissen des legendären Nachtclubs „Copacabana“ aufgebaut, die „Berliner Straße“ wurde zur New Yorker Bronx, in der Bobby Darin aufwuchs, die Orangerie Sanssouci und das Belvedere auf dem Pfingstberg zum italienischen Portofino, wo Darin einst einen Film drehte. Was ihn nach Potsdam lockte, seien aber nicht allein die Drehbedingungen gewesen, sagte Spacey. „Ehrliche Antwort: Geld.“ Spacey und sein deutscher Produzent Jan Fantl waren die ersten, die die bundesweit einmalige Brandenburger Landesbürgschaft für Filmproduktionen beantragten. Die Bürgschaft verschaffte ihnen einen Kredit über 4,8 Millionen Euro – wie Brandenburgs Medienbeauftragter Erhart Thomas berichtete hatte, hat Kevin Spacey in der Potsdamer Staatskanzlei sogar ein Lied von Bobby Darin angestimmt, um von seinem Projekt zu überzeugen. Insgesamt kostete „Beyond the Sea“ 28 Millionen Euro. Um diese wieder einzuspielen, bedarf es aber offensichtlich noch einige Kinobesucher: In den USA hat der Film, der dort am 17. Dezember gestartet ist, bisher erst knapp 6 Millionen Dollar eingespielt, in Groß Britannien knapp 1 Million Dollar. Nervös wird man deshalb in Brandenburgs Landesregierung nicht: Es werde erst abgerechnet, wenn die reguläre Laufzeit der Bürgschaft von fünf Jahren vorbei sei. Sollte es dem Film nicht gelingen, genügend Geld einzuspielen, müsste das Land etwa 80 Prozent des 4,8-Millionen-Kredits tragen. Vielleicht einer der Gründe für das bisher nicht überragende Abschneiden von „Beyond the Sea“: Fast zeitgleich mit dem Film über Bobby Darin war „Ray“ in die Kinos gekommen – ebenfalls eine Musical-Biographie. Spacey versuchte gestern, dies leicht zu nehmen. Kritik wurde im Vorfeld des deutschen Filmstarts auch darüber laut, dass Kevin Spacey sich nicht darauf beschränkt hat, nur Bobby Darin zu verkörpern. Dies sei nicht seine Absicht gewesen, betonte der zweifache Oscarpreisträger gestern. „Aber es war der einzige Weg, den Film zu machen“, sagte Spacey. Und: „Ich weiß, ich werde dafür Hiebe einstecken.“ Bob Hoskins jedoch verteidigte den Vierfach-Einsatz seines Kollegen – er selbst spielt in „Beyond the Sea“ Darins Schwager. „Ich habe nicht geglaubt, dass er das wirklich tun würde, bis wir am Set waren.“ Dann jedoch habe Spacey angefangen zu tanzen wie Gene Kelly, „und zwischendurch hat er ,Cut!’ gerufen“, schilderte Hoskins. „Mich hat noch nie jemand so beeindruckt wie er.“ Neben Bob Hoskins spielen Kate Bosworth, John Goodman, Greta Scacchi, Brenda Blethyn und der erst zwölfjährige William Ullrich in „Beyond the Sea“ – zur Berlinale gekommen war neben Spacey jedoch nur Hoskins. Dazu, seinen „einmalig amerikanischen“ Film in Babelsberg gedreht zu haben, steht Spacey nach wie vor. Das Studio sei ein grandioser Ort. In Potsdam hatte Spacey während der 22 Drehwochen eine Wohnung im „Arkadien“ am Glienicker Horn bezogen. „Meine kleine Stadt“ nannte er Potsdam gestern – und „einen sehr süßen Ort“. Er habe während Zeit hier sogar „seine“ Bäckerei gefunden und in vielen großartigen Restaurants gegessen.
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