Landeshauptstadt: Buntes für den Frühstückstisch
Im Knutselwinkel im Holländischen Viertel kann man Porzellan bemalen und brennen lassen. Bis Weihnachten ist das noch zu schaffen
Stand:
Nach der Schule haben sie sich hier verabredet, die zwölfjährige Luise und die elfjährige Julie. Nun sitzen sie über Farbtöpfchen, hantieren mit Pinsel und Schwämmchen, Schablonen und Abklebeband. Im Knutselwinkel ist es kuschelig warm, in diesen Wochen vor dem Weihnachtsfest ist es im Bastelstübchen in der Kurfürstenstraße manchmal richtig voll. „Klar merken wir, dass es Dezember wird“, sagt Sandra Gentzsch, die hier arbeitet, Besucher betreut und ihnen das Prozedere erklärt.
Vor fast genau fünf Jahren eröffnete in dem Holländerhaus die Keramikmalwerkstatt. Das Konzept kommt bei den Potsdamern gut an: Hier kann man ohne viel Aufwand bereits fertige Teile, Geschirr oder Figuren, bemalen und brennen lassen. Die Rohlinge aus gegossenem Porzellan werden aus Italien oder Österreich angeliefert. Zur Auswahl steht praktisch alles, was sich aus Porzellan herstellen lässt: Im Regal türmen sich blassweiße Teller und Tassen, Müslischüsseln, Teekannen und Kaffeepötte. Kleine Eierbecher und Salzstreuer, Dosen mit Deckel, Blumenvasen, Schmuckfliesen und Bilderrahmen. Dazu kommt nun Saisonware, Vögel, Sterne und Weihnachtsmänner als Baumhängerchen, auch dünnwandige, filigrane Hohlkörper. Und bunte Teller, die freilich erst noch bunt werden müssen.
Ganze Familien kommen am Nachmittag in den Knutselwinkel, der so heißt, weil er vom niederländischen Wort für basteln abgeleitet ist. „Wir waren schon einmal hier und nun haben die Kinder Blut geleckt“, sagt eine Mutter. Tochter und Sohn sind vorbereitet, haben Skizzen als Vorlage mitgebracht. Nun müssen aus den gut 60 bis 70 verschiedenen Farben die passenden rausgesucht werden. Und natürlich die Porzellanobjekte. Auch für Jungs sei das empfehlenswert, sagt der elfjährige Malte am Nebentisch. Er ist allein gekommen und konzentriert sich auf eine Dose in Muffinform. „Die ist für meine Mama“, sagt er. Papa hat die zwölf Euro für den Materialeinsatz gesponsert, Malte gibt alles in Sachen Kreativität.
Es braucht Vorstellungskraft, abzuschätzen, wie das Gemalte nach dem Brennen aussehen wird. Nämlich viel dunkler und schön glänzend. Nach zwei bis drei Tagen – je nachdem, wie schnell eine Ofenladung zusammenkommt – kann das fertige Kunststück abgeholt werden. „Finger weg“ steht am Regal, wo die bunten Kunststücke auf Abholer warten. „Naja, wenn’s runter fällt – dann isses kaputt“, sagt Sandra Gentzsch. Deshalb gilt hier: Ruhe bewahren, sich Zeit nehmen. Auf die Schnelle geht hier gar nichts. „Man kann dabei schön abschalten und entspannen“, sagt eine Dame, während sie über einer Arbeit sitzt. Auch sie ist Wiederholungstäterin und bemalt einen Teebecher – zu Hause ist ihr einer kaputtgegangen. Und außerdem lerne man hier nette Leute kennen. Dann muss sie mit dem Fön die erste Farbschicht trocknen.
Es sei auch gar nicht schwer, sagt sie – zumindest nur so schwer, wie man es selbst möchte. Es gibt komplizierte Schablonen und Mustervorlagen, an denen man sich durchaus ein paar Stunden aufhalten kann. „Man kann ja unterbrechen, wenn die Konzentration nachlässt und am nächsten Tag wiederkommen“, sagt Sandra Gentzsch.
Auch verdursten muss hier niemand, Heißgetränke oder Limo gibt es bei Sandra Gentzsch. Ebenso Gutscheine, eine Kundin nimmt gleich zwei für Mutter und Freundin. Wer keinen solchen hat – wie Melissa, Laura und Malte – der muss ein wenig sparen. „Manche Schulkinder lassen schon ordentlich Geld hier“, sagt Sandra Gentzsch. Und Eltern stempeln den Abdruck von Babyfüßen auf Teller oder Bilderrahmen. Gern hilft sie dabei, sagt Gentzsch, und zeigt ihren Trick, wenn die Babys nicht kooperieren: „Einmal kurz auf den Spann drücken, dann geht das Füßchen auf“, sagt sie und lacht.
Kurfürstenstraße 9, Tel.: (0331) 235 35 68, geöffnet Dienstag bis Sonntag, 12-18 Uhr, Samstag bereits ab 11 Uhr.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: