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Lieber Musik. Eigentlich wollte Hannelore Goldhammer Physik oder Mathematik studieren. Dann hat sie sich doch noch umentschieden. Seitdem bringt sie Musikschülern das Cellospielen bei. Viele ihrer Schüler spielten später in Orchestern und gewannen Preise. Nun bekommt auch Goldhammer einen Auszeichnung.

©  Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Cello statt Mathematik

Seit fast 38 Jahren lehrt Hannelore Goldammer die Kunst des Cellospielens. Nun wird sie vom Ministerpräsidenten ausgezeichnet

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„Du bist verliebt.“ Mit dieser Feststellung überraschte Hannelore Goldammer einst eine ihre Celloschülerinnen. Die junge Frau mit den Schmetterlingen im Bauch wollte da natürlich wissen, woran ihre Lehrerin das erkannt habe. „An deinem Spiel“, gab die Musikpädagogin zurück.

Während Goldammer diese Geschichte erzählt, sitzt sie im Raum 101 der Städtischen Musikschule Potsdam. Hinter ihr steht ein Klavier, daneben ihr Cello. In diesem Zimmer hat sie schon viele Schüler unterrichtet. Hier hat sie Einfühlungsvermögen bewiesen im richtigen pädagogischen Umgang mit dem mehr oder weniger musikalischen Nachwuchs – und, nun ja, in diesem einen speziellen Fall ließ ihr Gespür sie sogar Amors Pfeil allein am Cellospiel erkennen.

Seit fast 38 Jahren lehrt Hannelore Goldammer die Kunst des Cellospielens. Beim diesjährigen Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“ wurde die Musikpädagogin nun mit einem Sonderpreis des brandenburgischen Ministerpräsidenten geehrt. Wofür genau sie den mit 500 Euro dotierten Preis eigentlich bekommen habe? „Ich weiß es nicht“, sagt Goldammer. Am 11. Juni zur Preisverleihung in der Staatskanzlei werde sie es ja vielleicht erfahren. „Sonderpreis des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg für eine herausragende musikpädagogische Leistung“ – Goldammer winkt bei diesem Namen mit einer kurzen Handbewegung ab. Das sei wohl etwas übertrieben. „Ich habe mein Leben lang gearbeitet, um aus den Schülern das Maximale herauszuholen“, beschreibt die 60-Jährige ihren selbst gestellten Unterrichtsauftrag.

Dass Goldammer dabei bislang sehr erfolgreich war, beweisen die vielen Schüler, die sie immer wieder zu den Ausscheiden von „Jugend musiziert“ führt, unter ihnen viele Preisträger. Auch die Orchester der Musikschule profitieren vom Können der Cellolehrerin. Seit Jahrzehnten spielen viele ihrer Schüler in einem dieser Klangkörper mit. „Wenn du ganz fleißig übst, darfst du auch ins Orchester“ – so motiviere sie schon mal den einen oder anderen. „Das zieht natürlich“, ist sich Goldammer der Wirkung ihrer Worte bewusst. Und dann ist da noch ihr Faible für Celloquartette, also Kammermusik für vier Celli. Immer wieder nahmen diese von ihr angeleiteten Ensembles erfolgreich an „Jugend musiziert“ teil. Vermutlich sind es also diese vielen hervorragenden Schülerleistungen, die nun zur Auszeichnung der Lehrerin geführt haben.

Goldammer besuchte schon als Kind die Potsdamer Musikschule – damals freilich noch selbst als Lernende. Von ihrem damaligen Wohnort Kleinmachnow fuhr sie zur Außenstelle der Potsdamer Musikschule nach Teltow. „Ich wollte erst Fagott oder Horn lernen“, berichtet Goldammer, aber wegen ihrer hartnäckigen Bronchitis habe man ihr von einem Blasinstrument abgeraten. So kam sie zum Cello. Und später noch einmal hätte sie ihren erfolgreichen Weg mit dem Cello fast verlassen: „Eigentlich wollte ich Mathematik und Physik studieren“. In der 12. Klasse habe sie sich dann noch schnell umentschieden.

Zum Cellostudium ging sie nach Weimar. Ihre erste Stelle fand die damals gerade jung verheiratete Musikpädagogin an der Musikschule Dessau. 1982 schließlich kam sie wieder nach Potsdam. Seitdem unterrichtet Goldammer an der hiesigen Musikschule. Ihre Vollzeitstelle habe für sie als Mutter zweier Töchter damals eine wöchentliche Unterrichtsverpflichtung von 22 Stunden bedeutet. Heute sind nicht nur die Kinder groß, auch die Arbeitsbelastung ist gestiegen. 32 Unterrichtsstunden seien es jetzt. Die Vorbereitungszeit und die vielen Extraaufgaben kommen da freilich noch hinzu.

Nicht nur dem Cello ist Goldammer über die Jahrzehnte treu geblieben, auch der absoluten Spitze unter den Profimusikern hält sie seit Jahren die Treue: Gemeinsam mit ihrem Mann besuche sie oft Konzerte der Berliner Philharmoniker, mit Schülern sei sie schon bei Generalproben des Spitzenorchesters zu Gast gewesen. Auch zu den Festspielen in Salzburg habe sie die Philharmoniker bereits gehört. Ja, überhaupt, zu solchen Musikereignissen fahre sie gern. „Wir planen unseren Urlaub immer nach Festspielen“, sagt die Cellolehrerin.

Erst Ostern habe sie gemeinsam mit ihrem Mann die Festspiele in Salzburg besucht. Von der dortigen Veranstaltung hatten sich die Berliner Philharmoniker bekanntlich vor einiger Zeit abgewendet und waren stattdessen nach Baden-Baden gewechselt. Goldammers hielten in diesem Fall aber der Stadt an der Salzach die Treue. Und nach 38 Ehejahren im Hause Goldammer darf man vermutlich ebenfalls von bewiesener Treue sprechen. Hannelore Goldammers Kommentar zur langjährigen Zweisamkeit: „Glück gehabt!“

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