
© dpa/Jochen Lübke
Kommentar zum Tag der Pressefreiheit: Das rote Telefon
Auch in Brandenburg hat mancher ein Problem mit der Pressefreiheit - zum Beispiel Jüterbogs Bürgermeister Arne Raue und der AfD-Politiker René Springer.
Stand:
In eigener Sache schreiben die PNN an dieser Stelle selten. Zum Tag der Pressefreiheit am heutigen Mittwoch muss es sein, wegen der AfD, wegen des Geraunes über Lügenpresse, wegen des rechten Bürgermeisters aus Jüterbog. Der schimpfte uns – und die Kollegen der MAZ – Hetzer. Er behinderte die Berichterstattung, verweigerte Auskünfte, zu denen er per Gesetz verpflichtet ist. Wer derlei tut, der „vergeht sich nicht nur am Grundgesetz, sondern an unserem demokratischen Gemeinwesen“. Das sagt Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD). Journalisten seien unerlässlich für funktionierende Demokratie.
Aber Vorsicht. René Springer etwa, Direktkandidat der AfD in Potsdam und dem Umland zur Bundestagswahl, findet Woidkes Lob für die Presse verdächtig. Er spricht in einer Erklärung von Arbeitsteilung zwischen Altparteien und Medien. Weil im NDR-Satire-Magazin „extra3“ die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel als „Nazi-Schlampe“ bezeichnet wurde, danke Woidke nun den Journalisten für die wertvolle Arbeit. Bei Jan Böhmermanns Erdogan-Ziegen-Penetrations-Gedicht feierte die AfD noch die Freiheit der Satire gegen den Despoten vom Bosporus. Immer wie es passt. Und dann sagt Springer: „Wer die Medien nur noch als Garant des eigenen Machterhalts sieht ...“ Oder: „Nicht wenige Medienvertreter“ hätten sich dazu entschlossen, „den Mächtigen das Wort zu reden und die einzige wirkliche Opposition“ zu bekämpfen. Also Sie, werter Herr Springer.
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An anderen Tagen hätten wir uns die Pressefreiheit genommen, derlei zu ignorieren. Aber heute geht es um unsere Sache. Jedenfalls gab es nach Lektüre Ihrer Erklärung in der Redaktion nur ein verzweifeltes Lachen. Dann haben wir uns wieder ans Telefon gesetzt. Es ist natürlich rot, der direkte Draht der Staatskanzlei in die Redaktion. Für Anweisungen. Aber lieber Herr Springer, nur zur Sicherheit, nicht dass es morgen heißt, die Presse würde einräumen, sie wäre gesteuert: Vorsicht, Ironie!
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