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Von Alexander Fröhlich: Das Schloss – der Stand der Dinge

Am Alten Markt wird kräftig gebaut. Die Zeit des Schweigens über das Baugeschehen ist nun vorbei. Der Konzern BAM und das Finanzministerium lassen nun einen Blick auf die Baugrube zu

Stand:

Innenstadt - Es sollte der Auftakt für einen ganz neuen Umgang mit der Öffentlichkeit, mit der Stadt Potsdam und ihren Bürgern sein. Der erste Spatenstich im März ist acht Monate her, Geheimniskrämerei fachte in der Zeit allerlei Gerüchte etwa um Schäden am Fortunaportal an und provovizierte wegen der raren Informationen zum Baugeschehen Kritik am Umgang mit der Öffentlichkeit. Damit ist nun Schluss: Am gestrigen Freitag gaben der brandenburgische Finanzminister Helmuth Markov (Linke) und Thomas Weber, Technik-Geschäftsführer des Baukonzern BAM Deutschland AG erstmals einen tiefen Einblick in das Baugeschehen auf dem Alten Markt. Schließlich wird hier nicht irgendetwas gebaut: Es ist der neue Landtag, das Herz der parlamentarischen Demokratie in Brandenburg. Zugleich soll der Neubau in der historischen Fassade des 1960 von den DDR-Oberen zerstörten Knobelsdorffschen Stadtschlosses auch die historischen Mitte Potsdams – ihr städtebauliches Herz – wiederbeleben.

DER FALL FORTUNAPORTAL

Laut BAM-Geschäftsführer Weber sind die Risse am Fortunaportal, ein Geschenk von TV-Journalist Günther Jauch, nicht das Problem. Diese ließen sich reparieren. Zwei verschiedene Gutachten aus den Jahren 2006 und 2010 hätten die Schäden bereits benannt. Der Sanierungsträger der Stadt Potsdam bestreitet dies und macht das Baugeschehen am Alten Markt für die Schäden verantwortlich. Wer für die Schäden aufkommt, ist unklar. Das Finanzministerium und die BAM verhandeln. Die Stadt Potsdam ist offenbar raus: Rathaus-Sprecher Christian Schulz weiß bislang nichts von einer Nachforderung. Die sichtbaren Risse hatten in den vergangenen Monaten Spekulationen befeuert, das Portal könnte in Schieflage geraten, der gesamte Baugrund ins Rutschen geraten sein. Nun gab Weber Entwarnung: „Das Gebäude steht sicher“ und „auf einer soliden Gründung“. Mit den Betoninjektionen sei der Untergrund stabilisiert worden, ansonsten hätte ein „labiler Zustand“ gedroht. Auf diese Maßnahme hatte die Stadt Potsdam bis zur Übergabe aus Rücksicht auf die historischen Fundamente verzichtet. Dadurch ist das Portal jetzt aber leicht abgesackt. Weber versuchte die Risse als Fugenrisse zu deklarieren, die Zweifel sind nicht besänftigt. Der am Aufbau 2001 beteiligte Architekt Christian Wendland erklärte, die Risse im Kuppelgewölbe zeigten, dass das Portal in sich auseinander gedriftet sei. Weit schlimmer sind laut Weber die Feuchtigkeitsschäden, „die uns weiter beschäftigen werden“. Das Portal selbst muss erneuert werden, damit es 2013 zum Bauabschluss auch farblich zum Landtags-Schloss passt.

DER AKTUELLE STAND

Der Bau ist seit dem ersten Spatenstich enorm ins Stocken geraten – um ein halbes Jahr liegt die BAM im Zeitplan zurück. Grund waren archäologische Grabungen an der künftigen Kutschauffahrt, die die Stadt Potsdam zur Auflage gemacht hatte. Wegen des Widerspruch der BAM gegen die Baugenehmigung lagen die Arbeiten lange auf Eis. Zugleich mussten 99 Bohrpfahlgründungen in den morastigen Boden gebracht werden, denn der Landtag steht auf Stelzen. Damit sollen die Bodendenkmale geschützt werden – für den Fall, dass der neue Landtag „in 100 Jahren nicht mehr steht“. Noch in diesem Monat wird die „Baugrubenumschließung“ abgeschlossen, ebenso die Stabilisierung des Baugrundes rund um das Fortunaportal. Im Januar soll spätestens damit begonnen werden, das Grundwasser abzusenken. Danach können erst die Roharbeiten beginnen und im nördlichen Bereich der Baugrube die Spundwände gesetzt werden.

DER ZEITPLAN

Ursprünglich sollte der Schlossneubau Ende 2012 fertiggestellt sein. Daraus wird voraussichtlich nichts. Der Grundstein sollte bereits im August, dann im Herbst gelegt werden. Zuletzt war dann von Januar nächsten Jahres die Rede. Finanzminister Markov wollte sich jetzt aber nicht genau festlegen. Erst wenn Schnee, Eis und Frost vorbei seien, soll es soweit sein, sagte er. Die BAM rechnet mit einem Termin im Frühjahr. Das wäre ein Zeitverzug von einem Dreivierteljahr. Jetzt prüfen BAM und Finanzministerium „in einem engen und zeitlich sehr straffen Abstimmungs- und Klärungsprozess“, wie die Verzögerung wieder aufgeholt werden kann. Weber wörtlich: „Herr Markov macht ordentlich Druck."

DIE SPENDEN FÜR DAS STADTSCHLOSS

Der Potsdamer Stadtschloss-Verein sammelt Spenden, um 38 Figuren aus Sandstein wie vormals auf das Dach zu stellen. 18 sind noch erhalten und müssen restauriert werden, die restlichen drei bis vier Meter hohen Figuren sollen nachgebaut werden. Fünf sind bereits finanziert. Insgesamt kostet das etwa zwei Millionen Euro, bislang hat der Verein insgesamt rund 200 000 Euro zusammen. Zudem will der Verein möglichst ein Dach aus Kupfer, statt aus Zink auf dem Schloss sehen. Zum Spenden-Werben hat der Verein jetzt auch einen Anlaufpunkt gleich neben der Baugrube: die „Blaue Box“.

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