Das neue Parlamentsgebäude: Das Schloss ist offen
Es ist ein historisches Ereignis für Brandenburg, für Potsdam: Dieses Wochenende kann in der Landeshauptstadt erstmals das als neuer Landtag Brandenburgs wiederaufgebaute Stadtschloss besichtigt werden.
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Potsdam - Bevor kommenden Dienstag die 88 Volksvertreter des Landes zum ersten Mal im neuen Domizil tagen, der Plenarsaal mit einem Festakt eingeweiht wird, darf das Volk hinein. Am Samstag und Sonntag lädt der Landtag zu einem Bürgerfest. Erwartet werden rund zwanzigtausend Besucher.
Nach einem ökumenischen Gottesdienst in der St. Nikolai-Kirche öffnet Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD) symbolisch das Fortunaportal und damit den Weg in den Innenhof des repräsentativen Schlosses, das Knobelsdorff-Treppenhaus und den neuen Plenarsaal. Am Samstagabend wird das Schloss in eine Lichtillumination getaucht. Und die Besucher können können sich selbst ein Urteil über die umstrittene Ausstellung des Berliner Malers Lutz Friedel mit 121 verfremdeten Porträts bilden, darunter auch Ansichten von Hitler, Goebbels und Stalin. Der Künstler und die Kuratorin Brigitte Rieger Jähner wollen sich den Fragen der Besucher stellen. Ein erstes Kontingent von rund 12 000 Eintrittskarten ist bereits vergriffen, aber auch Spontanbesucher haben noch gute Chancen.
Das die Potsdamer Mitte prägende Gebäude ist vom Dresdner Architekten Peter Kulka entworfen worden, innen modern, spartanisch. Außen trägt es die historische Fassade des 1945 beim Bombenangriff der Alliierten zerstörten, dann in den 50er-Jahren abgerissenen Prachtbaus. Um den Wiederaufbau, der als illusorisch galt und umstritten war, war in Potsdam seit 1990 gerungen worden. Der Landtag wiederum hatte sich in einem Provisorium eingerichtet, im „Kreml“ auf dem Brauhausberg, vor 1989 Sitz der SED-Bezirksleitung, innen marode, zweieinhalb Jahrzehnte hatte Brandenburg den schäbigsten Parlamentssitz in Deutschland. Potsdams Stadtväter hatten lange nach Wegen für die Brache am Alten Markt gesucht, nach einer Chance für den Schlossaufbau. Seit 2001 stand dort zwar wieder dank einer Spende von Günter Jauch das Fortuna-Portal, der frühere Schlosseingang, durch den man nun über den Innenhof zum Landtag kommt. Doch erst 2005 entschloss sich Brandenburgs Parlament, seinen neuen Sitz in der Stadtmitte zu bauen. Am Anfang sollte das Gebäude nur die Form des früheren Schlosses haben, was, nachdem erste Glas-Beton-Entwürfe publik wurden, massive Widerstände in Potsdams Bürgerschaft auslöste. Der Mäzen und SAP-Gründer Hasso Plattner machte mit seiner 20-Millionen-Spende möglich, dass es doch die historische Fassade gibt. Später legte Plattner noch 1,6 Millionen Euro für das Kupferdach drauf.
Errichtet hat den Bau im Auftrag des Landes das holländische Unternehmen BAM. Es ist ein Projekt in Öffentlich-Privater Partnerschaft (ÖPP). Die BAM betreibt das Gebäude die nächsten 30 Jahre, das Land zahlt für Investition, Nutzung und Betriebskosten jährlich rund 8 Millionen Euro. Die Baukosten liegen bei bislang - inklusive Fassade - rund 120 Millionen Euro. Um ein paar Nachschläge wird noch gestritten, es geht um weit unter 20 Millionen Euro. Eine Kostenexplosion wie beim BER gab es nicht. Und nicht nur das Parlament zieht ein, sondern auch der Landesrechnungshof, als Platzhalter. Denn vorsorglich ist das Haus groß genug, um das gemeinsame Parlament Berlin-Brandenburg darin aufnehmen zu können, falls es doch irgendwann zu einer Fusion kommt. (mit dpa)
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