Landeshauptstadt: Das Schulessen wird teurer
Preissteigerungen zwischen 30 und 50 Prozent ab kommendem Schuljahr
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Es war absehbar – nun ist es amtlich: Ab nächstem Schuljahr wird das Schulessen für Tausenden Kinder und Jugendliche in Potsdam teurer. Es geht um Steigerungen von bis zu 50 Prozent oder zwischen 10 und 20 Euro mehr pro Schüler und Monat. Das ergeben Zahlen aus der Potsdamer Schulverwaltung, die die den PNN auf Anfrage mitgeteilt wurden.
Wie berichtet musste die Stadt seit dem Winter für insgesamt 16 der von ihr verwalteten 39 Schulen – in ihnen lernen mehr als 14 000 Schüler – neue Anbieter finden, die ab dem kommenden Schuljahr die Schüler mit Essen versorgen. Inzwischen hätten drei Schulen das Verfahren abgeschlossen, sagte Stadtsprecher Thomas Joerdens. Dort läge die Preisspanne für ein Essen nun zwischen 2,98 und 3,38 Euro. Zuvor kostete eine Portion zwischen 2,03 und 2,63 Euro. Die Steigerungen lägen zwischen 30 und knapp 50 Prozent, so der Sprecher. Die anderen Schulen müssten sich bis August für einen Caterer entscheiden - für zehn Einrichtungen gab es drei und mehr Bewerber, für die anderen nur zwei oder lediglich einen Interessenten. Die unterschiedliche Bewerberzahl liegt am Verfahren: In Potsdam entscheiden die Schulkonferenzen der Schulen darüber, wer das Schulessen liefert. In diesen Gremien sitzen Lehrer, Eltern und Schüler. Sie legen dabei die Kriterien fest, die die Lieferanten erfüllen müssen – etwa ob das Essen vegetarisch sein, zu 100 Prozent Bio-Produkte enthalten oder speziell gekocht werden soll.
Die umfangreichen Ausschreibungen waren nötig geworden, weil vor allem das Potsdamer Unternehmen „Blauart Catering“, einem der größten Anbieter in der Region, elf Schulen die Lieferverträge gekündigt hatte – weil nach eigenen Angaben die seit Jahren geltenden Preise von rund 2,52 bis 2,63 Euro pro Essen nicht mehr zu halten seien. Als Gründe wurden unter anderem allgemein steigende Preise für Lebensmittel oder wachsende Transportkosten wegen des hohen Dieselpreises genannt. Dazu wolle man den 50 Mitarbeitern angemessene Löhne zahlen, hieß es vom Unternehmen. Speziell nach dem Sodexo-Skandal um verseuchte Tiefkühlerdbeeren und die dadurch an Schulen und Kitas ausgelöste Brechdurchfallwelle seien auch die Ansprüche an das Schulessen gewachsen, hieß es weiter – doch seien beispielsweise regionale Produkte im Einkauf nicht die günstigsten.
Wieder für „Blauart“ entschieden hat sich das Helmholtz-Gymnasium. Das Essen kostet nun 3,38 Euro, 75 Cent mehr als bisher. „Für uns war plausibel, dass sich die Preise erhöhen“, sagt Schulleiterin Frit Steinbuch. Auch habe es unter den Eltern kaum Einwände gegeben, dass das Schulessen nun zu teuer wäre. Anders erlebt die Situation Sabine Hummel, Leiterin der Luxemburg-Grundschule. Dort ist man von „Blauart“ zu einem anderen Anbieter gewechselt: Nun wird das Essen 3,15 Euro kosten, 60 Cent mehr als bisher. Hummel ist sich sicher: „Für manche Eltern ist das ein Problem.“ Die Stadtverwaltung verweist hingegen auf die Möglichkeit für Kinder aus bedürftigen Familien, ein ermäßigtes oder sogar kostenloses Schulessen zu erhalten. Zudem hatte die Stadt für das Vorgehen von „Blauart“ Verständnis gezeigt – die Kündigung der Kündigung der Verträge sei nachvollziehbar und besser, als an der Qualität des Essens zu sparen, hieß es.
Über Schulessen wird seit dem Sodexo-Skandal im vergangenen September nicht nur in Potsdam diskutiert. In Berlin hatte zuletzt das Abgeordnetenhaus eine Reform beschlossen. Um bessere Qualität zu ermöglichen, steigen die Kosten für die Eltern demnach von 23 auf 37 Euro im Monat. Statt für 1,98 Euro soll die Mahlzeit künftig zum Festpreis von 3,25 Euro hergestellt werden. Auch sollen die Schulen bei der Auswahl des Essensanbieters stärker als bisher beteiligt sein.
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