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Trikottausch. Adrian Ramos muss die Grätschen von Sokratis nicht mehr fürchten – es sei denn im Training beim BVB.

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Sport: Deal mit Delle

Adrian Ramos hinterlässt Hertha ein paar Millionen, aber auch die Frage, wer künftig Tore schießen soll

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Berlin - Adrian Ramos machte gestern einen Bogen um den Trainingsplatz und glänzte mit Abwesenheit. Am Vormittag noch hatte er sich am rechten Oberschenkel behandeln lassen, den er sich im vergangenen Bundesligaspiel gegen Hoffenheim schwer geprellt hatte. Obgleich er also gar nicht da war, bestimmte Ramos die Schlagzeilen. Denn nun ist es amtlich: Herthas kolumbianischer Torjäger wird den Verein am Saisonende verlassen und zu Borussia Dortmund wechseln. Weil der 28-Jährige bei Hertha noch einen Vertrag bis zum Sommer 2015 besitzt, wird eine Ablösesumme fällig, die zwischen neun und elf Millionen Euro liegen soll.

Über die Ablösemodalitäten ist Stillschweigen vereinbart worden, heißt es dazu in einer knappen Mitteilung Herthas. In dieser wird Ramos wie folgt zitiert: „Es war mein Wunsch, diesen nächsten Karriereschritt zu gehen und Champions League spielen zu können.“ Bei Borussia Dortmund gilt der Zukauf des Kolumbianers als Teil eins der Kompensation für den Weggang von Robert Lewandowski zum FC Bayern. „Adrian Ramos ist ein ausgezeichneter Fußballer und einer der Top-Torjäger in Deutschland. Er passt bestens in Borussia Dortmunds Anforderungsprofil“, sagte Sportdirektor Michael Zorc einen Tag nach dem Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen Real Madrid. Darüber hinaus wolle der BVB aber noch einen weiteren Offensivspieler holen, weil Lewandowski laut Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke „nicht eins zu eins zu ersetzen“ sei.

Der Wechsel von Ramos nach Dortmund hatte sich bereits vor Wochen angedeutet. „Die Spekulationen haben ein Ende, den Vertrag hat sich Adrian verdient“, sagte Herthas Trainer Jos Luhukay. Und Mittelfeldspieler Peter Niemeyer ergänzte: „ich freue mich für ihn, zu einem großen Verein zu gehen und Champions League zu spielen.“ Aus Sicht des Kolumbianers hat der Wechsel absolut Sinn. In Anbetracht seines Alters dürfte er genau noch diesen einen großen Vertrag in den Knochen haben. In Dortmund unterschrieb Ramos für vier Jahre.

Für Hertha wird sich erst noch zeigen, was von diesem Wechsel zu halten ist. Da wäre die finanzielle Sicht. Nur in diesem Sommer war noch eine solche Ablösesumme zu realisieren, im kommenden hätte der Verein Ramos ablösefrei ziehen lassen müssen. So gesehen kann Hertha mit dem Deal durchaus zufrieden sein. Andererseits stellt sich die Frage, ob die Millionen-Einnahme den sportlichen Verlust aufwiegt. Wie wird Hertha den Verlust ihres wertvollsten Spielers kompensieren können? Seit 2009 ist Ramos Herthas verlässlichster Torschütze, der maßgeblich zu den beiden Aufstiegen beigetragen hat. In seinen drei Bundesligaspielzeiten traf er in bislang 89 Spielen 32 Mal, durchschnittlich hat Ramos also in jedem dritten Bundesligaspiel getroffen. Allein in der laufenden Saison hat er 16 Tore erzielt. Gegenwärtig sind nur Lewandowski und Mario Mandzukic vom FC Bayern München erfolgreicher. Herthas Abhängigkeit von Ramos konnte nicht größer sein als in dieser Saison. Dafür steht die Aussage Jos Luhukays: „Wenn Adrian nicht trifft, haben wir ein Problem.“ Nun wolle er Hertha „in der Breite verstärken, um nicht so abhängig zu sein“.

Formell hat Hertha den Nachfolger von Adrian Ramos bereits unter Vertrag. Es ist Pierre-Michel Lasogga, der bis Sommer 2015 vertraglich an die Berliner gebunden ist, aber im vorigen Sommer für ein Jahr an den Hamburger SV ausgeliehen wurde. Da keine Kaufoption vereinbart wurde, hat der 22-Jährige im Sommer nach Berlin zurückzukehren. Es sei denn, ein Verein möchte ihn aus dem laufenden Vertrag herauskaufen. Für den HSV hat Lasogga in 19 Spielen zwölf Tore erzielt, was Begehrlichkeiten geweckt hat. Allerdings wird von der Konkurrenz auch wahrgenommen, dass Lasogga immer wieder verletzungsbedingt ausfällt. Erst gestern wieder, nur einen Tag nach seiner Rückkehr ins Mannschaftstraining, konnte er nur individuell trainieren. Die anhaltenden muskulären Probleme könnten die Folge seines Kreuzbandrisses sein, den er sich im Mai 2012 zugezogen hatte. Und schließlich muss auch Lasogga das volle Vertrauen Jos Luhukays spüren, der ihm Ramos im vergangenen Sommer vorgezogen hat. Lasogga liegt derzeit ein neues Vertragsangebot Herthas vor, er hat es bisher noch nicht angenommen.

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