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Gefunden in Sanssouci. Ein vier Millimeter großer „Pseudoskorpion“.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Dem Miniskorpion auf der Spur Potsdamer Parks im Fokus der Naturforscher

Nicht nur Erholungssuchende und Architekturfans schätzen die Potsdamer Parklandschaft: Auch für Zoologen und Botaniker sind die Gartenanlagen mit ihren mehr als 10 000 Tier- und Pflanzenarten ein Eldorado der Biodiversität. Das Naturkundemuseum gibt ab Donnerstag in der Ausstellung „Forschen im Unesco-Welterbe“ einen Einblick in die Arbeit und die Erkenntnisse der Wissenschaftler.

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Nicht nur Erholungssuchende und Architekturfans schätzen die Potsdamer Parklandschaft: Auch für Zoologen und Botaniker sind die Gartenanlagen mit ihren mehr als 10 000 Tier- und Pflanzenarten ein Eldorado der Biodiversität. Das Naturkundemuseum gibt ab Donnerstag in der Ausstellung „Forschen im Unesco-Welterbe“ einen Einblick in die Arbeit und die Erkenntnisse der Wissenschaftler.

Zum Beispiel, dass der Park Sanssouci einige sehr seltene Arten beherbergt, etwa das „Filzige Graublatt“, ein Pilz, der bislang in Deutschland nur dort und in der Sächsischen Schweiz gesichtet wurde. „Gerade der Magerrasen rund um das Schloss Charlottenhof ist ein ganz wichtiges Gebiet für solche Pilze“, sagt Museumskuratorin Ina Pokorny. „Diese Wiesen sind sehr alt, wurden wenig genutzt und nie gedüngt.“ Insgesamt 55 Pilzarten wurden im Park nachgewiesen.

Noch einzigartiger ist der „Pseudoskorpion“, ein 4 Millimeter langer Skorpion ohne Stachel, der unter der Rinde eines abgestürzten Buchenastes nahe des Chinesischen Hauses entdeckt wurde. Damit wurde das Tier erst zum zweiten Mal überhaupt in Deutschland gesichtet, betont Detlef Knuth, Leiter des Naturkundemuseums. Der Original-Fund ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

Die Ausstellung wird mit zwei Vitrinen und neun Schautafeln mit vielen Fotos aus der Forscher-Praxis die Bereiche Wasservögel, Fische, Biber, Pilze, Moose, Schmetterlinge, Gräser und Blumen beleuchten. Zum Auftakt wird Heinz Litzbarski am Donnerstag um 16 Uhr einen Vortrag über die Wasservogelforschung in Potsdam halten. Litzbarski war früher Mitarbeiter der 1965 gegründeten Zentrale für Wasservogelforschung der DDR, welche sich lange Zeit in der Villa Liegnitz im Park Sanssouci befand.

Die Einrichtung war das Zentrum der Wasservogelforschung in der DDR, wo die Wissenschaftler die Vögel über die Landesgrenzen hinaus aus europäischer Perspektive erforschten. „Wie wichtig das Verständnis der Wanderbewegung von Wildvögeln ist, zeigt sich gerade jetzt, wo wir wieder Fälle von Vogelgrippe haben“, sagt Knuth.

Sowohl die Universität Potsdam und die Schlösser-Stiftung als auch Hobby-Forscher beschäftigen sich mit der Tier- und Pflanzenwelt der Parks. Besonders reichhaltig für Naturfreunde ist die Moos-Vielfalt im Park Sanssouci; 114 Arten wurden bislang registriert. „Das liegt unter anderem an der Luftqualität, die sich in Potsdam seit 1990 sehr verbessert hat“, sagt Knuth. „Wo die Luft sauber ist, gedeihen Moose besonders gut, zum Beispiel auf Friedhöfen.“ Erik Wenk

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