
© M. Thomas
Groß Glienicke: Demo für ein freies Ufer
Die Stimmung am Groß Glienicker See wird immer aggressiver. Seeanrainer haben den ehemaligen DDR-Grenzweg gesperrt und ihre Grundstücke bis zum Seeufer eingefriedet. Der Initiator des Berliner Mauerradwegs und bündnisgrüne Europaabgeordnete Michael Cramer forderte mit zahlreichen Fahrrad-Demonstranten einen freien Uferweg.
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Groß Glienicke - Einen freien Uferweg am Groß Glienicker See hat erneut der Initiator des Berliner Mauerradwegs und bündnisgrüne Europaabgeordnete Michael Cramer gefordert. Am Samstag war Cramer war auf einer Fahrradtour entlang des Mauerradwegs in Groß Glienicke erschienen. Dort warteten zahlreiche Demonstranten auf den Radler aus Brüssel, um mit ihm und seinen Mitstreitern gegen die Sperrung des Uferwegs zu protestieren. Seeanrainer haben den ehemaligen DDR-Grenzweg gesperrt und ihre Grundstücke bis zum Seeufer eingefriedet. Die Stadt Potsdam versucht seit Langem, den Weg für die Bevölkerung wieder frei zu bekommen und schließt auch Enteignungen nicht aus. Städtische Verfügungen und gerichtliche Eilentscheidungen wechseln einander ab. Das bisherige Ergebnis: Etappensiege für beide Seiten. Doch der Weg bleibt teilweise gesperrt.
Cramer erinnerte vor etwa 130 Demonstranten an das Beispiel des Starnberger Sees. An Deutschlands Prominenten-Gewässer habe man Millionäre enteignet, um freie Uferstreifen zu schaffen. „Was in Bayern möglich ist, das muss auch in Brandenburg Realität werden“, rief Cramer den applaudierenden Protestierern zu. Anschließend zogen sie vor das Grundstück eines Seeanrainers, der seinen Teil des Uferwegs abgesperrt hat, und skandierten: „Eins, zwei, drei, macht das Ufer frei.“ Ein Demonstrant empfahl die tägliche Wiederholung derartiger Sprechchöre: „Wenn man das jeden Tag macht, dann ist der bestimmt genervt.“
Der Streit um den Uferweg wird indes von deutlicher Härte begleitet. Einige Demonstranten beklagten, dass in der Nacht vom Freitag zum Samstag Plakate an Gartenzäunen abgeschnitten worden seien, auf denen ein „Freies Ufer“ gefordert wurde. Ein Radfahrer berichtete, am Rande der Demo vom Rad gestoßen worden zu sein, als er den Uferweg befuhr. Ein anderer Radler erklärte, er habe sich die Hand vor das Gesicht gehalten, nachdem er bemerkt habe, dass er beim Befahren des Uferwegs fotografiert werde. Da sei ihm während der Fahrt der Arm aus dem Gesicht gezerrt worden. Einer der Anrainer bezichtigte indes einen Radfahrer, ihn tätlich angegriffen zu haben. Der Anrainer hatte am Samstag den Uferweg vorübergehend mit einem rot-weißen Flatterband abgesperrt – wohl um zu verhindern, dass sich der Demonstrationszug über sein Grundstück bewegt. Aber auch einzelnen Passanten verwehrte er unter Hinweis auf sein Privateigentum den Zutritt. Laut Andreas Menzel vom Verein „Freies Groß Glienicker Seeufer“ eskaliere der Streit um den Uferweg immer mal wieder. So seien in der Vergangenheit Passanten ins Gesicht geschlagen und zu Boden geworfen worden. Menzel, bündnisgrüner Stadtverordneter, erinnerte, dass über den Uferweg gespannte Flatterbänder gerichtlich untersagt wurden. Aus Pflanzen errichtete Sperren hatte das Verwaltungsgericht Potsdam vorläufig akzeptiert.
Der Uferweg wurde laut Menzel noch im Juni 1990 als öffentlicher Weg „bestimmt“. Es sei nun strittig, ob dies auch heute noch so gelte. Die Stadt lasse sich in dieser Frage auf keinen Rechtsstreit ein. Menzel bedauere dies, da nur eine gerichtliche Klärung Rechtssicherheit bringen könne. Auch hält Menzel der Stadt vor, bei Verkäufen von Seegrundstücken nicht das ihr seiner Ansicht nach zustehende Vorkaufsrecht ausgeübt zu haben. Menzel: Hier hätte die Stadt „zwischengrätschen“ müssen. Holger Catenhusen
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