Landeshauptstadt: Den Eid allein abgelegt
16 Potsdamer aus zehn Nationen erhielten ihre Einbürgerungsurkunden – darunter auch Shanice Byrd aus Jamaika
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Geschafft: Glücklich und ein wenig erleichtert hält Shanice Byrd ihre Einbürgerungsurkunde in der Hand. Vier Jahre hatte es gedauert, bis die gebürtige Jamaikanerin das endlich tun konnte – so lange hatte sich dieser Einbürgerungsprozess hingezogen. Mit dieser Erfahrung ist die 20-Jährige nicht allein, denn sie ist eine von 16 Potsdamern, die seit Mittwoch offiziell die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.
Die Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) übergab die Einbürgerungsurkunden im Blauen Salon des Stadthauses, in dem sich normalerweise Hochzeitspaare das Jawort geben. Die neuen Potsdamer stammen nicht nur aus Jamaika, sondern auch aus dem Sudan, Polen, der Türkei, Ungarn, Nigeria, Serbien, Weißrussland, Bangladesch und der Russischen Föderation. Unter den Eingebürgerten befanden sich auch fünf Kinder und drei Jugendliche.
Auch Shanice Byrd ist bereits als Kind in Deutschland aufgewachsen: 1994 zog sie mit zwei Jahren ins Saarland, wo sie aufwuchs. Ihre Eltern hatten sich kurz zuvor in Jamaika kennengelernt. „Meine Mutter sagte zu meinem deutschen Stiefvater, dass sie bereits eine Tochter habe, aber das war für ihn kein Problem“, sagt Byrd. Heute ist sie oft im Urlaub in ihrer alten Heimat und telefoniert regelmäßig mit Verwandten. Nach wie vor fühle sie sich als Jamaikanerin: „Besonders jetzt bei Olympia“, grinst Byrd.
Um eingebürgert zu werden, muss man normalerweise einen Einbürgerungstest machen, bei dem vor allem Sprachkenntnisse abgefragt werden. Da Byrd ganz normal in Deutschland zur Schule gegangen ist und perfekt Deutsch spricht, hatte sie den Test aber nicht machen müssen. Trotzdem dauerte der Einbürgerungsprozess länger als ihr lieb war: „Zuerst mussten wir die jamaikanische Botschaft verständigen, dass ich die alte Staatsbürgerschaft ablegen will. Das hat leider ziemlich lange gedauert.“
Viel Kopfweh habe ihr auch bereitet, dass nach ihrem Umzug nach Potsdam im Jahr 2011 erst einmal all ihre Unterlagen ebenfalls nach Potsdam geschafft werden mussten. „Da fing dann alles noch mal an“, meint Byrd. Nebenbei hätten diese vierjährigen Bemühungen auch recht viel Geld gekostet, sagt sie. Genaue Zahlen wisse sie aber nicht, die meisten der Bearbeitungskosten hätten ihre Eltern gezahlt.
Am wichtigsten war der jungen Frau die Staatsbürgerschaft für ihren Berufswunsch: Derzeit macht Byrd eine Ausbildung zur Tourismusassistentin, ein Studium in Köln für Reise- und Verkehrsmanagement soll folgen. „Die Einbürgerung ist mir vor allem wichtig, um problemlos reisen zu können“, sagt Byrd.
Bei der Übergabe der Einbürgerungsurkunden gab es diesmal eine Neuerung: Anders als sonst mussten die Anwesenden das Gelöbnis, die Verfassung der Bundesrepublik zu achten und zu schützen, nicht gemeinsam im Chor nachsprechen, sondern jeder einzeln bei der Urkunden-Übergabe. „Bei Besuchen von Einbürgerungsveranstaltungen in anderen Städten ist aufgefallen, dass die Betreffenden den Eid allein ablegen“, begründet dies Jan Brunzlow, Pressesprecher der Stadt Potsdam. Da beim gemeinsamen Sprechen zudem nicht immer alle mitsprechen, habe man die Zeremonie nun dementsprechend geändert.
Im Jahr 2012 wurden in Potsdam bislang 90 Einbürgerungsurkunden überreicht, im vergangenen Jahr waren es insgesamt 183.
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