
© Andreas Klaer
GESCHICHTE: Der Alte Fritz auf Facebook
An Plattners D-School in Potsdam wurde ein Konzept erarbeitet, das Jugendlichen Preußen näher bringen soll.
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Eine Freundschaftsanfrage vom „Alten Fritz“ auf Facebook oder eine Begegnung mit ihm auf dem Berliner Alexanderplatz. So würden Studierende der School of Design Thinking des Hasso-Plattner-Instituts junge Leute auf Friedrich II. neugierig machen. Am 24. Januar hätte der Monarch seinen 300. Geburtstag gefeiert. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat zum „Friedrich-Jahr“ eigens die Ausstellung „Friederisiko – Friedrich der Große“ konzipiert, die im April im Neuen Palais startet. Das Friedrich-Jahr wird zahlreiche Besucher nach Potsdam locken. Wie viele Jugendliche darunter sein werden, ist aber offen.
Benutzerfreundliche Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln – daran arbeiten die Studierenden der „D-School“ des HPI in ihrem einjährigen Zusatzstudium. In multidisziplinären Teams suche sie innovative Lösungen. So auch beim Thema Preußen. Kommunikations-, Grafik- und Industriedesigner, Kulturwissenschaftler sowie Medien- und Marketingexperten entwickelten unter der Leitung von Programm-Koordinatorin Claudia Nicolai zwei Konzeptideen: Mit Hilfe sozialer Netzwerke ließe sich das Interesse Jugendlicher für Friedrich II. wecken. Die „Friederisiko“-Ausstellung im Neuen Palais könne durch interaktive Spiele Jugendliche ansprechen. „Junge Leute zwischen 14 und 28 Jahren bewegen sich in ganz anderen medialen Kontexten“, erläutert Nicolai die besondere Herausforderung.
In Interviews fanden die Design-Thinker heraus, warum Jugendliche nur selten in Ausstellungen gehen oder Schlösser besichtigen. „Sie wollen aktiv sein und ihre Erlebnisse mit Freunden teilen. Im Schloss darf man nichts anfassen oder ausprobieren und spätestens im dritten Raum erlahmt das Interesse“, erzählt Christian Forbrig. „Die meisten jungen Leute sind desinteressiert, weil ihnen die Grundlagen fehlen, so der Diplom-Ingenieur für Biotechnologie. „Viele konnten mit dem Namen Fritz nichts anfangen. Manche dachten, wir fragen sie nach einem bekannten DJ.“
Forbrig schlüpfte mit einer Kommilitonin in die Rolle Friedrichs II. und dessen Gemahlin Elisabeth Christine. In historischen Kostümen gingen sie auf Jugendliche am Alexanderplatz, in der S-Bahn, in Parks und in Kneipen zu, um deren Neugier zu wecken. „Es war Wahnsinn, zu erleben, wie schnell das Eis brechen kann“, sagt Forbrig. „Wir haben die Geschichten erzählt, in denen Jugendliche sich wiederfinden, wie etwa der Vater-Sohn-Konflikt.“ Die Idee, als Friedrich II. bei Konzerten, auf Partys oder auf dem Schulhof plötzlich aufzutauchen, könne funktionieren. Außerdem stellten die Studierenden den „großen Fritz“ auf Facebook. Poppig mit Sonnenbrille sieht man ihn in einem Konzertpublikum – mit Freundschaftsangebot. Um im Gespräch zu bleiben, müsse die Seite natürlich gepflegt werden, so Forbrig. Auch Workshops und Spiele oder Aktionen wie das Bauen zeitgenössischer Möbel im Park Sanssouci könnten Jugendliche begeistern.
Für die Ausstellung im Neuen Palais haben die Studierenden ebenfalls viele Ideen. Fast jeder Jugendliche hat ein Smartphone sagt Isabelle Banz. Da in der Ausstellung nichts angefasst werden darf, könne man sogenannte QR-Codes anbringen. Die Besucher decodieren diese per Smartphone, um dann etwa passende You-Tube-Filme zu starten. „Über die Codes würden wir Fritz’ elf Hunde in den Räumen verstecken und so die Jugendlichen durch die Ausstellung lotsen“, so die Industriedesignerin. Das Musikzimmer im Neuen Palais könnte zum Erklingen gebracht werden. Unter dem Motto „Wetten, Du hast noch nie Harfe im Schloss gespielt?“, könnten die Besucher über die Aktivierung der Codes einzelne Instrumente zum Erklingen bringen. Um mehrere Instrumente gleichzeitig hören zu können, müssten dann Freunde mit Smartphones mitkommen. Die Liste der Ideen ist lang: Rutschwettbewerb auf Filzpantoffeln, Fun-Pictures wie in einem Vergnügungspark – passend dazu, haben die Studierenden auch eine Plakatserie mit frechen Sprüchen zu historischen Gegenständen oder Gemälden entworfen.
An originellen Ideen mangelt es also nicht, eher an der schnellen Umsetzung. „Wir haben die Ideen vor allem als Anregung verstanden“, sagt Nadja Geißler vom „Friederisiko“-Team. Die Idee, Facebook zu nutzen, sei zwar gut angekommen. Aber gleichzeitig sei deutlich geworden, dass so etwas nicht nebenbei zu machen ist. Wegen hohem personellen und finanziellen Aufwand sei von den Ideen nur wenig umsetzbar.
Maren Herbst
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