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Steffi Pyanoe.

© A. Klaer

Kolumne PYAnissimo: Neue Pläne für den BER: Der Bus kommt in zwei Minuten

Letzte Woche hat uns eine Leserin kritisiert. Wir machen nach ihrem Geschmack zu viel Flughafen, sagte Klara Geywitz.

Stand:

Letzte Woche hat uns eine Leserin kritisiert. Wir machen nach ihrem Geschmack zu viel Flughafen, sagte Klara Geywitz. Ach, sie sprach uns, vor allem den Flughafenkollegen, richtig aus dem Herzen. Wir haben in der Redaktion schon lange BER-Burnout. Es ist sehr ernst. Keiner will den Mist mehr machen. Der Mensch hat nun mal das Bedürfnis nach einer sinnvollen Tätigkeit. Es muss irgendwann hinten etwas raus kommen.

Ich bin überzeugt: Wenn wir den Flughafen einfach in Ruhe ließen, dann wäre er einsfixdrei fertig. Denn mit dem Flughafeneröffnungsdatum ist das wie mit der Busanzeige. Kommt in zwei Minuten, steht dort. Es werden natürlich die längsten zwei Minuten der Geschichte, man steht und friert und nichts passiert. Aber in dem Moment, wo man sich sagt, egal, ich geh mir jetzt noch einen Kaffee holen, da kommt er um die Ecke.

Also, das Thema links liegen lassen, einfach mal nicht zur Pressekonferenz gehen, auf die Einladungen mit einer netten Abwesenheitsmail antworten, bin im Urlaub, gerne nächstes Mal. Keine nervigen Anfragen stellen, kein Betteln mehr um schwarz kopierte Akten, geheime Gutachten und jetzt wirklich echte Eröffnungstermine. Denn, mein Gott, wer will denn den ganzen Krempel noch lesen und interpretieren? Die Daten und Zahlen entwirren und für den Leser sinnergebend wieder und wieder aufschreiben? Damit der sich dann beklagt – über zu viel Flughafen.

Und wenn trotz dieser Strategie der Bus, äh BER, dann immer noch nicht kommt, kommt hier unser Redaktionskonzept für das Ding – denn kein Mensch braucht offensichtlich einen BER. Dass es ohne geht, haben wir jetzt lange genug bewiesen.

Unser Vorschlag: Verkaufen wir den Schuppen. Machen wir Europas größtes Outlet-Center draus. Mit Disko und Techno-Club, dafür wird der Lärmschutz ja hoffentlich reichen. Ich wette, die Start-up-Szene, die auch in Potsdam immer den Mangel an passenden Immobilien bejammert, würde sich sehr über so hippen Office Space freuen. Die ganzen Künstler können sich in den Hangars riesige Ateliers einrichten, Galerien, ach, was da alles möglich wäre, Sportarenen, ein Trainingszentrum für Bodenpersonal oder SEK-Truppen – ich sehe schon vor meinem geistigen Auge, wie die sich abseilen an den glatten Fassaden und über die Dächer huschen. Unter denen immer freitags in schönster Eintracht Potsdamer Muslime beten – auch die suchen ja einen neuen Ort. Oder Berlin legt seinen zentralen Busbahnhof dorthin. Weil jetzt alle Bus fahren, ist der nämlich längst zu klein. Und natürlich stellen wir ein paar Bienenstöcke und Solarmodule aufs Flugfeld.

Jedenfalls, die Immobilie sollte weg gehen wie nix, tolle Verkehrsanbindung, voll erschlossen, moderne, lichtdurchflutete Architektur. Da lässt sich der vorhandene leichte Sanierungsstau verschmerzen. Ich glaube, im Maklerjargon nennt man das Handwerker- oder Liebhaberobjekt. Hier können Sie sich selbst verwirklichen! Darüber würden die Kollegen dann richtig gerne schreiben.

Unsere Autorin ist freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Babelsberg

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