Landeshauptstadt: Der Große im Kleinen
Neue Zinnfiguren-Schau zu Friedrich II. im Krongut/Im Juni zehntes Jubiläum der Wiedereröffnung
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Die Geburt war ein Staatsakt, und hier ist die Szene im Berliner Stadtschloss en miniature und in Zinn zu sehen: Ein gutes Dutzend Hofleute sind rund um den Säugling zugange, der später als Friedrich der Große in die Geschichte eingehen sollte. Von dem geschäftigen Treiben bleibt 74 Jahre später nicht mehr viel übrig: Da sitzt der Alte allein mit einem Diener auf der Terrasse vor Schloss Sanssouci. Es sind nur zwei von rund 400 detailverliebten Zinnfiguren-Gruppen aus dem Leben des Preußenkönigs, die ab heute im Zinnfiguren-Museum im Krongut Bornstedt zu sehen sind.
Gute zwei Jahre Vorbereitung sind in die Schau „Friedrich der Große und seine Welt im Kleinen“ geflossen, berichtet Dietrich Garski. Der schillernde Immobilienunternehmer und leidenschaftliche Zinnfigurensammler eröffnete das Museum vor zwei Jahren – es ist eine reine Privatinitiative, wie er betont. Für die Friedrich-Ausstellung anlässlich des 300. Geburtstags hat er gemeinsam mit der Berliner Abteilung der Deutschen Gesellschaft der Freunde und Sammler kulturhistorischer Zinnfiguren – der Verein nennt sich nach der Muse der Geschichsschreibung Klio – Werke von rund 60 Sammlern und Institutionen ins Krongut geholt. „Hier ist der beste Platz dafür – in nächster Nähe zu Friedrichs Lieblingsschloss Sanssouci“, sagt Garski.
Präsentiert werden Dioramen mit jeweils bis zu 2000 handbemalten Zinnfiguren: Sie zeigen kleine und große Ereignisse aus dem Leben des Königs. Da ist der Preußenkönig etwa im Gespräch mit einem weltmännisch auftretenden Voltaire zu sehen – und so vertieft ins Philosophieren, dass er die Taube, die gerade ihr Geschäft auf dem Kopf eines steinernen Jünglings verrichtet, nicht bemerkt. Auch Kriegsszenen fehlen nicht – ein fünf Quadratmeter großes Diorama über die Schlacht bei Prag am 6. Mai 1757 mit rund 1600 Figuren gehört zu den größten Exponaten. Etwa 150 Schausstücke haben die Klio-Mitglieder extra für die Ausstellung neu erstellt.
Beim Krongut steht neben dem Friedrich-Jahr 2012 noch ein eigenes Jubiläum im Kalender: Am 1. Juni wird die zehnjährige Wiedereröffnung des ab 1846 gebauten Mustergutes im italienischen Landhausstil gefeiert. Seit der Übernahme durch den Berliner Gastronomen Josef Laggner Ende 2008 habe sich das Gut positiv entwickelt, sagt Frank Radicke, seit einem Jahr Gutsleiter: „Es geht in allen Bereichen steil bergauf“ – auch wenn es das Krongut „noch nicht ganz“ in die schwarzen Zahlen geschafft habe.
Bislang ist das Geschäft mit den Touristen in Potsdam stark saisonabhängig, sagte Laggner den PNN am Rande der Eröffnung zur Friederisiko-Ausstellung im Neuen Palais: Während das Krongut von April bis in den Herbst hinein „voller Leben“ sei, werde es im Winter deutlich ruhiger. Das könne mit dem Friedrich-Jahr und der geplanten neuen Kunsthalle von Mäzen Hasso Plattner anders werden, meint Laggner: „Ich hoffe, dass in Potsdam einmal 365 Tage im Jahr was los ist.“
Krongut-Leiter Radicke setzt unter anderem auf regionale Händler, die ihre Produkte ohne Standgebühr auf dem Gut verkaufen können. Auch der Manufaktur-Bereich wird derzeit ausgebaut – und soll im Juni mit Handwerk und Feinkost aus der Region, aber auch aus Italien wiedereröffnen. Auch eine eigene Spirituosen-Brennerei sei geplant. Für Großveranstaltungen wie das jährliche Fest der Landesregierung mit 3500 Gästen habe sich das Krongut inzwischen etabliert. Ausbaupotenzial sieht Radicke dagegen bei den Hochzeiten: Zwar gebe es Tage, an denen bis zu vier Paare im Krongut heirateten, aber das könnte durchaus öfter passieren: „Wir wollen das noch mehr bewerben.“
Die Zinnfiguren sind bis Frühjahr 2013 immer 11 bis 19 Uhr zu sehen. Eintritt frei.
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