Landeshauptstadt: Der Kinderwille gilt Psychoanalytisch orientierte Kita eingeweiht
Besonderes erkennt man bisweilen erst auf dem zweiten Blick. Die Räume der Kita „Kinderspiel“ in der Lennéstraße sehen so aus, wie man es in einer Kindertagesstätte wohl erwartet: Auf dem Fußboden Spielzeug, an der Wand Kinderbilder, im Regal Buntstifte, Temperafarben und Buntpapier.
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Besonderes erkennt man bisweilen erst auf dem zweiten Blick. Die Räume der Kita „Kinderspiel“ in der Lennéstraße sehen so aus, wie man es in einer Kindertagesstätte wohl erwartet: Auf dem Fußboden Spielzeug, an der Wand Kinderbilder, im Regal Buntstifte, Temperafarben und Buntpapier. Vielleicht sind die Räume sogar etwas karger eingerichtet als in einer „Durchschnitts“-Kita. Bunt gestrichene Wände sucht man hier jedenfalls vergebens.
Das Besondere dieser Kita ist nicht ihre Einrichtung, sondern ihr Konzept. Die Arbeit in der Kindertagesstätte nahe dem Park Sanssouci folgt einem psychoanalytisch orientierten Ansatz. Klar, dass diese Profilierung bei Eltern schnell zu Missverständnissen führen kann. Doch mit einer psychiatrischen Behandlung habe die Kita nicht das Geringste zu tun, erläutert Kita-Leiterin Linda Eich.
Gerald Siegert, Geschäftsführer des Kita-Trägers „Kinderwelt“ stellte bei der gestrigen feierlichen Einweihung der Kita denn auch unmissverständlich klar: „Wir therapieren hier nicht.“ Was jedoch den besonderen pädagogischen Ansatz der Kita nun ausmache, sei schwer zu beschreiben, meinte Kita-Leiterin Eich. Das auf Erkenntnissen der Psychoanalyse basierende Konzept sehe vor, dass der Wille des Kindes „von uns nicht übermächtig unterdrückt“ werde, sagte die 28-Jährige. Wolle ein Kind beispielsweise seine Winterjacke im Haus nicht ausziehen, dann zwinge man es auch nicht dazu. Das Kind werde die Jacke schon ablegen, sobald es ihm zu warm werde. Doch Eich betont: „Grenzen und Regeln gibt es auch hier“. Wer in dieser Kita arbeite, müsse auch den Willen zur Selbstreflexion mitbringen, meinte Geschäftsführer Siegert.
Auch wenn die Kita gestern feierlich eingeweiht wurde – geöffnet ist sie bereits seit Juli. Die Kinder werden laut Eich nach dem Ansatz der "offenen Arbeit" pädagogisch betreut. Dies bedeutet, dass es keine festen Kindergruppen gibt, sondern jeweils verschiedene Angebote in den einzelnen Räumen, zwischen denen die Kinder auswählen können. Nach Angaben der Kita-Leitung betreue man momentan 16 Kinder im Alter ab zweieinhalb Jahren. Holger Catenhusen
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