Landeshauptstadt: Der Reisetrend wird nach oben zeigen Die EU investiert in Potsdams Tourismus
Die Stadt der Schlösser und Gärten wird mit der EU-Osterweiterung mehr Besucher anziehen. Auch konnte das gesamte touristische Engagement in Potsdam mit Geldern der EU auf- und ausgebaut werden. Erst an die Adria, dann in den Park Sanssouci
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Potsdam zieht Touristen an – viele Attraktionen sind EU-gefördertDie Stadt der Schlösser und Gärten wird mit der EU-Osterweiterung mehr Besucher anziehen. Auch konnte das gesamte touristische Engagement in Potsdam mit Geldern der EU auf- und ausgebaut werden. Erst an die Adria, dann in den Park Sanssouci Mit der EU-Osterweiterung wird den ponischen Nachbarn das Reisen erleichtert. Davon kann auch Potsdam profitieren. Die PNN fragten nach bei Hartmut Pirl, Vorsitzender des Tourismusverbandes Potsdam-Havelland e.V. Wird der Tourismusbranche in Potsdam von der EU-Osterweiterung profitieren? Es gibt dazu keine Analysen, aber ich vermute, dass wir ein zusätzliches Geschäft erwarten können. Auch wenn die Polen noch nicht den Euro haben, können die vereinfachten Reiseformalitäten dazu beitragen, dass die Ausflüge und Übernachtungszahlen in Potsdam ansteigen werden. Ich denke, dass der Trend eindeutig nach oben zeigen wird. Wie sieht es denn bisher aus? Im vergangen Jahr hatte wir in Brandenburg 43000 Übernachtungen von polnischen Gästen. Das ist ein Rückgang von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt kommt knapp jeder zehnte ausländische Übernachtungsgast aus Polen. Die traditionellen Anziehungspunkte sind die Schlösser und Gärten, aber auch der Filmpark oder die Biosphäre. Woran liegt der aktuelle Rückgang der Besucherzahlen? Die Gründe sind die Wirtschaftskrise, aber auch die Einführung des Euro in Deutschland. Viele Einheimische und auch Polen glauben, dass es in Deutschland teurer geworden ist, obwohl das die Statistiken widerlegen. Noch vor der EU-Osterweiterung am 1. Mai haben die PNN die Europäische Union (EU) in Potsdam aufgespürt. Seit Jahren bestimmen Entscheidungen und Gelder aus Brüssel das Leben der Potsdamer vielfältig mit. Die EU steckt in Potsdamer Straßen, kulturellen Projekten, in Wissenschaft und Bildung, in Unternehmen und Arbeitsplätzen. In Kooperation mit der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) erscheint heute der Teil: Die EU-Osterweiterung stärkt den Tourismus in Potsdam. Von Michael Kaczmarek „Was ist denn an diesem Marmorpalais anders als bei euch zu Hause“, fragt Maria Grotthoff-Schmitz im Neuen Garten in die Runde von 16 Kinder der EJF-Kita „Am Heiligen See“. „Das ist anders, weil ich hier nicht wohne“, antwortet eine Vierjährige. Die Kinder laufen durch den Neuen Garten, haben Kärtchen mit Fotos der Orangerie, des Obelisk oder des Marmorpalais in der Hand. Und wer diese auf dem Weg wieder erkennt, wird zum König gekürt, bis der nächste Knirps sein Kärtchen in die Höhe reist. „Eine Stadtführung ist mehr als nur erzählen. Ich will, dass die Kinder die damalige Zeit sehen und fühlen“, sagt Grotthoff-Schmitz. Mit Hilfe der EU hat sie in Potsdam einen touristischen Neustart gewagt und bringt seit Ende 2003 den kleinen Gästen die großen Attraktionen Potsdams näher. „Archi Tour“ heißt das Ein-Frau-Unternehmen der studierten Architektin, die Stadtführungen für Kinder anbietet. Die noch vor einem Jahr arbeitslose Mutter von zwei Kindern kam über das Arbeitsamt zum Gründerinnennetzwerk in Potsdam. Dieser frauenorientierte Lotsendienst für Existenzgründerinnen wird zum Großteil mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds finanziert. Grotthoff-Schmitz bekam vom Lotsendienst die wichtigsten Infos, um ihre Firmenidee erfolgreich umzusetzen: Welche Rechtsform muss ich wählen? Was für Kosten kommen auf mich zu? Welche Ämter brauchen welche Infos von mir? Was bieten die Mitbewerber an? Demnächst wird sie Stadtführungen auch für Erwachsene anbieten und profitiert so mehrfach von der EU: die Firmengründung wurde gefördert und der Ausbau touristischer Attraktionen wurde mit EU-Geldern ermöglicht (siehe Infokasten) und verstärkt so den touristischen Kundenzuwachs durch die EU-Osterweiterung (siehe Interview). Allein im vergangenen Jahr wurden über 273000 Gästeankünfte und über 666000 Übernachtungen in Potsdam gezählt. Das ist ein Zuwachs zum Vorjahr, doch die Potentiale und Erwartungen Potsdams steigen weiter mit der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2010 und der EU-Osterweiterung. „Wenn die Reiseorganisation vereinfacht wird, hat das positive Effekte für den Tourismus – auch für Potsdam“, sagt Christian Tänzler, Pressesprecher der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH. Und solch eine Erleichterung steht dem Nachbarland Polen unmittelbar bevor. Bisherige Formalitäten fallen weg – auch wenn die Personenkontrollen vorläufig bestehen bleiben. Ein touristischer Anziehungspunkt Potsdams ist dabei die historische Innenstadt. Während in die Umgestaltung des Alten Marktes bereits über 7 Millionen Euro aus der EU-Kasse flossen, wurde der Neue Markt mit EU-Geldern von der ILB-Tochter Tourismusforum Potsdam GmbH touristisch attraktiver gestaltet. Im sanierten Kutschstall eröffnete das „Haus der Brandenburgischen-Preußischen Geschichte“, den Neubau der Remise bezog das Forschungszentrum für Europäische Aufklärung e.V. (FEA). In die ebenfalls mit EU-Förderung sanierte Reitbahn mit angeschlossenem Pferdelazarett wurde die Bibliothek des FEA und das Zentrums für Zeithistorische Forschung untergebracht. Dass die Tourismusbranche in Potsdam von der EU-Osterweiterung profitieren wird, sagt Günter Anger, Chef der gleichnamigen Potsdamer Güterverkehrs GmbH & Co. Omnibusvermietung KG. „Wie die Ostdeutschen wird es die Polen erst nach Spanien oder an die italienische Adria ziehen.“ Wenn dieser Drang in die Ferne gesättigt sei, würden nähere Ziele ins Auge gefasst werden – „dann wird auch Potsdam einen Vorteil daraus ziehen.“ Grotthoff-Schmitz und „Archi Tour“ profitieren heute schon von der EU. Die Stadtführerin läuft mit Kindern durch den Neuen Garten, durchs Holländische Viertel und durch die Innenstadt. Mit Fotos und gebastelten Requisiten erklärt sie die königliche Zeit, deren Menschen und Gebäude. So bringt sie den kleinen Potsdamern nahe, was Gäste aus der ganzen Welt in diese Stadt zieht. Nach Angaben der ILB sind seit 1999 über 17 Millionen Euro aus der EU-Kasse für touristische Projekte in Potsdam eingesetzt worden. Die größte Investition betrifft dabei das Engagement der ILB-Tochter Torismusforum Potsdam GmbH. Über 10 Millionen Euro der EU investierte die Gesellschaft, um das „Kabinetthaus“, den „Kutschstall“ und die neu errichteten Gebäude am Neuen Markt zu entwickeln, zu erwerben und zu sanieren. Damit soll der Tourismus in Potsdam gestärkt werden. Mit diesen EU-Mitteln wurden auch Büro-, Bibliotheks- und Nebenflächen sowie eine Tiefgarage hinter dem Kutschstall errichtet. Um die touristische Infrastruktur im Bornstedter Feld zu verbessern, wurden 1999 über drei Millionen Euro aus dem EU-Topf investiert und die Wallanlagen auf dem Buga-Gelände neu gestaltet. Weitere 1,9 Millionen Euro der EU wurden eingesetzt, um die touristische Infrastruktur (Stadtplatz, öffentliche Anlegestelle und Wege am Lustgarten) im Zentrum Potsdams zu verbessern. Auch die Wiederherstellung der Freundschaftsinsel 1999 wurde mit 500000 Euro von der EU gefördert, ebenso wie die Verknüfung der Radfernwanderwege mit 1,2 Millionen Euro.
Michael Kaczmarek
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