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Von Jana Haase: Der Wasserläufer

Christian Kurz bereitet sich auf seine dritte Barfuß-Wasserski-WM vor. An Land passt er gut auf seine Füße auf – und trägt maximal Flip-Flops

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Er rast auf bloßen Füßen über das Wasser, und das mit Geschwindigkeiten von bis zu 76 Stundenkilometern: Christian Kurz, Barfuß-Wasserskiläufer vom Wassersportclub Caputh-Preußen, bereitet sich derzeit auf die Weltmeisterschaften in Brandenburg/Havel im August vor. Zwei Trainingseinheiten pro Tag - am frühen Morgen in Caputh, am Abend auf der Wettkampfstrecke auf dem Brandenburger Beetzsee – standen in dieser Woche auf dem Programm des 29-Jährigen, ab Montag trainiert er mit den übrigen fünf Sportlern des Nationalteams in Brandenburg, am 8. August beginnen dort die WM-Vorläufe.

Für Christian Kurz ist es bereits die dritte Barfuß-WM, zwei Junioren-Weltmeisterschaften nicht eingerechnet. Zuletzt sicherte er sich in Taiwan bei den World Games 2009 – einem weltweiten Wettkampf der nicht-olympischen Disziplinen – den siebten Platz. Wegen einer Knieverletzung im Herbst 2009 habe er seine gute Platzierung in der Weltrangliste aber nicht halten können.

Umso wichtiger ist ihm das gute Abschneiden in Brandenburg. Kurz hofft, in mindestens einer der drei Disziplinen Slalom, Tricks und Springen die Semifinal-Runde der zwölf Besten zu erreichen. „Danach kann alles passieren“, erklärt der Wahlberliner, der aus seiner Heimat bei Trier zum Studium nach Berlin kam, seit mehreren Jahren in Caputh trainiert und von den guten Bedingungen dort schwärmt. Für die Mannschaftswertung bei der WM rechnet er sich immerhin „Außenseiterchancen“ aus. In den vergangenen Jahren hatten die Deutschen mit Plätzen im vorderen Drittel abgeschnitten.

Die WM-Konkurrenz ist groß: Mehr als 100 Sportler aus 21 Ländern kommen nach Brandenburg, wo die Sieger am 15. August gekürt werden. Es ist nach 1986 in Bayern erst die zweite Barfuß-WM in Deutschland. Für die deutschen Sportler sei die WM im eigenen Land besonderer Ansporn: „Es gibt eine große Euphorie, auch Sportler, die in den letzten Jahren pausiert haben, sind wieder dabei“, sagt Christian Kurz. Auch seine Tante Steffi Kirsch, mehrfache frühere Weltmeisterin, werde wieder antreten - in der Seniorenwertung. Sie war es, die Christian Kurz im Alter von sieben Jahren zum Barfuß-Wasserski gebracht hat: „Seitdem bin ich dabei geblieben.“ Selbst das Studium könne er sich mit Sponsoreneinnahmen aus dem Extremsport finanzieren.

Besonders große Füße braucht man dafür nicht, Kurz trägt Schuhgröße 43. Es seien auch nicht die Fußsohlen, die bei dem Sport besonders beansprucht werden, betont er: „Die Füße sind komplett locker.“ Dafür seien die Kräfte, die etwa auf den Nacken wirken, größer als bei Wasserskiläufern auf Brettern: Denn wegen der geringen Auflagefläche sind Barfüßler deutlich schneller unterwegs. Während „normale“ Wasserskiläufer mit bis zu 58 Stundenkilometern gezogen werden, komme ein Barfußläufer auf mindestens 68 Kilometer pro Stunde, der Rekord für Kurz liegt bei 76 Stundenkilometern.

Wie es aussieht, wenn der angehende Wirtschaftsingenieur durchs Wasser pflügt, konnten die Potsdamer zuletzt beim Kanalsprint sehen, am heutigen Samstag wird Christian Kurz außerdem wieder beim Fährfest in Caputh auftreten. An Land ist er jedoch kein Barfuß-Läufer: „Das ist zu gefährlich“, sagt der 29-Jährige. Selbst kleinste Verletzungen könnten im Wasser aufreißen, erklärt er. Deshalb trage er höchstens Flip-Flops.

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