
© Monika Schulz-Fieguth
Von Maren Herbst: Die Augen öffnen
Urania-Geschäftsführerin Karin Flegel wurde zur Honorarprofessorin an der FH Potsdam bestellt
Stand:
Für ihren ersten Vortrag als Honorarprofessorin an der Fachhochschule Potsdam hatte sie sich etwas Besonderes ausgedacht. Karin Flegel sprach am Donnerstag „Von sorglosen Treppen und Luftschlössern“ und entführte ihre Zuhörer in die Höhen und Tiefen der Potsdamer Baugeschichte und Baukultur – lebendig und spontan, wie es ihre Art ist. „Ich möchte meine Zuhörer überraschen und dabei gut unterhalten“, sagt Karin Flegel, die schon seit vielen Jahren als Lehrbeauftragte am Fachbereich Architektur und Städtebau bekannt ist und gestern zur Honorarprofessorin bestellt wurde. Dafür hatte sie sich einige ebenso ehrgeizige wie überraschende Projekte preußischer Könige herausgesucht, die nicht verwirklicht wurden und nur wenigen bekannt sind, so die im Auftrag von Friedrich Wilhelm IV. geplante Triumphstraße auf der Bornstedter Höhe im Park Sanssouci und die imposante Schlossanlage Belriguardo auf Hermannswerder.
Vielen Potsdamern ist die zierliche Powerfrau und Mutter von vier Kindern vor allem als Geschäftsführerin der Potsdamer Urania und des Urania Landesverbandes Brandenburg e.V. bekannt. Seit 2001 setzt Flegel sich professionell für die Grundidee der Urania ein, die 1888 in Berlin von den Astronomen Wilhelm Foerster und Max Wilhelm Meyer mit Unterstützung von Werner von Siemens erstmals gegründet wurde: Wissenschaftliche Erkenntnisse und Zusammenhänge einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In Potsdam gab es die Urania seit 1954, nach der Wende wurde sie 1991 neu als Verein gegründet. Vorträge, Kurse, Führungen, Exkursionen, Lesungen, und das Planetarium gehören zu ihrem Angebot, das jährlich rund 13 000 Besucher nutzen, die sich mit Themen Astronomie, Biologie, Geschichte, Kunst, Architektur und Gartenkunst, Politik- und Religionswissenschaft und Landeskunde beschäftigen wollen.
Die Themenvielfalt kommt Karin Flegel entgegen: „Ich kann mich für so vieles begeistern.“ Die gebürtige Leipzigerin kam schon 1979 als Lehramtsstudentin für Chemie und Biologie an die Pädagogische Hochschule nach Potsdam. Nach ihrer Diplomarbeit im Fach Physikalische Chemie und der wissenschaftlichen Mitarbeit am Zentralinstitut für Physik der Erde Potsdam („Ich habe dort mit großer Begeisterung Diamanten gepresst“), arbeitete sie als Gästeführerin und Museumspädagogin für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Außerdem bildete sie sich zur Studienreiseleiterin für das Land Brandenburg fort.
Mitte der 90er Jahre entschied sie sich für ein Architekturstudium an der FH Potsdam. „Eigentlich wollte ich das schon nach dem Abitur machen und hatte bereits eine Zulassung für Weimar“, erzählt die heute 50-Jährige. Die Möglichkeiten als Architektin in der DDR schienen ihr aber zu begrenzt, so dass sie zunächst einen anderen Weg ging.
An der FH entpuppte sich Potsdamer Architekturgeschichte schnell als „ihr Thema“. Fasziniert von den vielen Möglichkeiten, die Potsdams Stadtbild als Spiegel deutscher Geschichte bietet, will sie das Interesse und Bewusstsein der Studenten für die Stadtgeschichte wecken. „Ich möchte den Studenten die Augen öffnen und ihre Wahrnehmung schärfen. An den Bauwerken, Fehlstellen und Nachfolgebauten lässt sich so vieles ablesen“, weiß die 50-Jährige. „Man kann nicht alles wissen“, räumt sie ein, aber wer ein Gespür für die Potsdamer Gebäude und deren Geschichte entwickelt, erkenne auch in anderen Städten viele Stilelemente wieder.
Bislang haben ihr besonders die Exkursionen mit den Studenten Spaß gemacht. „Wenn man morgens um 9 Uhr den vielen Touristen zuvorkommt und die friderizianischen Treppen von Sanssouci ganz allein heraufgeht, kann man alles wunderbar auf sich wirken lassen“, erzählt sie. „Dann merke ich richtig, wie bei den Studenten der Funke überspringt.“ Das passt wieder gut zur Urania. „Es geht nicht in erster Linie darum, allein Kenntnisse und Bildung zu vermitteln, sondern dies in einer ansprechenden, erlebnisorientierten Form zu tun. Freude und Leidenschaftlichkeit, Erlebnis und Zufriedenheit beim Lernen fördern den Erfolg“, heißt es im Leitbild der Urania.
Maren Herbst
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: