zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Die Hände des Gitarristen

Werke von Stones- Gitarrist Ron Wood in Potsdam ausgestellt

Stand:

„Ist das der Ronnie Wood?“ Neugierige Blicke zog der ergraute Herr im extravaganten Outfit gestern Vormittag in den Bahnhofspassagen auf sich. Direkt vom Konzert in Hannover war er gekommen und posierte mit runder Sonnenbrille und federgeschmücktem Zylinder vor den Bildern, am schwarzen Frack hunderte Anstecker und Aufnäher, unverkennbar vor allem die roten „Licks“-Lippen. Aber nicht der Rolling-Stones-Gitarrist selbst stand da vor seinen Werken, klärte Centermanagerin Alexandra Mewis die Besucher auf: „Das ist der Sammler, Ulli Schröder.“

Der Niedersachse zeigt in Potsdam 50 Bilder seiner Wood-Sammlung, die „über 100 Stück“ zählt. Die Originalzeichnungen, Lithografien, Holzschnitte und Radierungen hängen bis zum 5. August in den Bahnhofspassagen. Wood portraitiert darauf neben seinen Bandkollegen auch Musiker wie Madonna, Annie Lennox und Rod Stewart, „oft nach Foto“, wie der passionierte Sammler weiß.

Ron Wood oder „Ronnie“, wie Schröder ihn vertraulich nennt, zeichne eigentlich zur Entspannung. Im Hotelzimmer und hinter der Bühne habe er immer einen Skizzenblock dabei. Früher habe der Musiker seine Skizzen und Bilder einfach an Freunde verschenkt. Seit etwa 25 Jahren betreibe er die Künstlerkarriere aber professioneller. In einer Auflage von höchstens 600 Stück verkauft die Rocklegende seine Werke. Ein echter Wood ist ab 500 Euro zu haben, so Schröder. Die Höchstpreise lägen bei 800 000 Dollar. Das teuerste Bild der Potsdamer Auswahl ist eine Lithografie aus der Reihe „Decades“. 20 000 Euro kosten die Köpfe der Beatles und der Rolling Stones vor der englischen Flagge, verrät Schröder. Ein Exemplar des limitierten Druckes könne er zum Verkauf anbieten. Dass Ron Wood neben seiner Musikerkarriere auch noch malt, wissen nur eingefleischte Fans. Und dazu kann man Ulli Schröder zählen. „Ich bin seit den 60er Jahren auf Tournee mit den Stones“, erzählt der 56-Jährige schmunzelnd. Vom ersten Konzert 1965 in Hamburg bis zum Konzert in Hannover vor zwei Tagen war er schon 150 Mal dabei, schätzt er. Heute Abend geht’s nach Berlin. Seit gut 40 Jahren sammelt der gelernte Bankkaufmann alles, was ihm von den Stones unter die Finger kommt. Er habe „die weltgrößte Sammlung“ von Wood-Werken, sagt der Familienvater stolz. Als er in den 90er Jahren sein Idol persönlich kennen lernte, änderte das sein Leben. Wood zeigte sich von der Bildersammlung so begeistert, dass er Schröder in seine Druckwerkstatt bei London einlud. 1997 bot er dem Deutschen einen Job als Agent an. Das Angebot kam Schröder wie gerufen: Um sich seiner Leidenschaft in Vollzeit zu widmen, hängte er seine Stelle als Gebietsleiter der Norddeutschen Landesbank nach 30 Jahren an den Nagel. Heute organisiert er Ausstellungen in Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Österreich. In seinem Haus in Lüchow im Wendland können Interessenten die Bilder anschauen und kaufen. 2008 will Schröder in Lüchow das erste deutsche Stones-Museum eröffnen.

Einige Fan-Raritäten zeigt er jetzt auch in Potsdam: von handsignierten Fotos und Plakaten über knallrote Stones-Unterwäsche von der Punk-Designerin Vivienne Westwood, eine signierte Tourjacke und Bill Wymans Bassgitarre bis zu Ron Woods Händen in Gips. Die Abdrücke hat Schröder selbst abgenommen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })