
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Die hässlichen Seiten des Fußballs
Die Ausstellung „Tatort Stadion 2“ klärt über Rassismus und Diskriminierung im Stadion auf
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Es ist erst ein paar Wochen her, dass in Deutschland die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen stattfand – mit gefüllten Stadien und guter Stimmung. Dass es auch anders zugehen kann, zeigt die Ausstellung „Tatort Stadion 2“, die noch bis zum 11. September im Atelier des Freiland-Jugendzentrums in der Friedrich-Engels-Straße 22 zu sehen ist.
Oft zeigen sich Sexismus und Schwulenhass – gemischt mit rechtsradikaler Ideologie und Symbolen. „Wir wollen zeigen, wo es Diskriminierungen gibt und was dagegen getan werden kann“, sagt Felix Kruse vom Fanprojekt Babelsberg, der die Ausstellung vom „Bündnis aktiver Fußballfans“ nach Potsdam geholt hat.
Auf den Schautafeln der Ausstellung kann man die häufigsten Formen von Diskriminierungen in Wort und Bild nachvollziehen. So wird zum Beispiel über die Schmährufe berichtet, die Torwart Tim Wiese zu hören bekam, als er in der Bundesliga mit einem rosa Trikot auflief. Zu sehen gibt es auch rosa Trikots aus den Damen-Kollektionen von Profivereinen.
Verglichen mit der Vorgänger-Ausstellung „Tatort Stadion“, die seit 2001 in etwa 200 Städten gezeigt wurde, legt die Ausstellung einen größeres Augenmerk auf Sexismus. „Rassismus wird mittlerweile von vielen Vereinen als Problem wahrgenommen“, erklärt Kruse. Es gebe Fanprojekte und Kampagnen. Dagegen gebe es beim Thema Sexismus noch Nachholbedarf. Wirksam gegen Diskriminierung vorgehen könne man aber nur, wenn die Initiative von den Fangruppen selbst komme. „Wenn man versucht, das einem Verein von außen aufzudrücken, provoziert das nur Abwehr.“ Trotz des neuen Schwerpunkts verliert die Ausstellung das Problem rechter Propaganda nicht aus dem Blick. Sie klärt auf über rechte Symbolik wie die Zahl „88“: Für den Unbedarften erscheint es wie eine ungewöhnliche Rückennummer. Die Acht steht allerdings für den achten Buchstaben im Alphabet. Der Zahlencode steht für „Heil Hitler“. Eine andere Tafel zeigt ein Bild aus Chemnitz, auf dem Zuschauer Rote Flaggen mit weißen Kreisen schwenken. Nur die Hakenkreuze in der Mitte fehlen. So umgehen Rechtsextreme die Verbote von verfassungsfeindlichen Symbolen.
Aber die Schau zeigt auch positive Beispiele: Fans, die sich im Stadion mit Spruchbändern gegen Diskriminierung äußern oder die ehrenamtliche Arbeit in Bielefeld, die behinderten Menschen den Zugang zum Stadion ermöglicht.
„An den ersten Tagen kamen schon einige Besucher“, so Kruse. Schulklassen können sich zu kostenlosen Führungen anmelden. Außerdem gibt es ein Rahmenprogramm mit Vorträgen und Lesungen.
Die Ausstellung ist außer am 3. und am 9. September immer von 15 bis 20 Uhr geöffnet. Das Programm gibt es unter www.freiland-potsdam.de. Anmeldung zu Führungen unter: felix@wildwuchs-potsdam.de
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