
© Andreas Klaer
„Wir möchten mit unserer Technik den Fahrtwind von U-Bahnen zur Stromerzeugung nutzen. Dazu würden wir parallel zum U-Bahnschacht einen Kanal mit Turbinen bauen, die den Strom wieder direkt ins U-Bahnnetz einspeisen würden“, sagt Michael Haas aus Hessen. Der 16-jährige Schüler ist einer von 35 Jugendlichen, die sich in neun Teams für das Zwischenfinale Nord des Ideenwettbewerbs „Jugend Gründet“ qualifiziert haben – von ursprünglich 2885 Teilnehmern. Zusammen mit drei anderen Schülern hat Michael die Idee der „Curlstorm-Technologie“ entwickelt, die das Team gestern in Potsdam vorstellte. Es ist das erste Mal, dass das Zwischenfinale des jährlichen Wettbewerbs, der das Interesse von Jugendlichen für Wirtschaft wecken soll, in der brandenburgischen Landeshauptstadt stattfindet.
„Früher haben die preußischen Herrscher die Geistesgrößen ihrer Zeit um sich versammelt“, sagte Bildungsbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) bei einem gestrigen Empfang der Wettbewerbs-Teilnehmer im Stadthaus. Heute versammelt die Bildungsbeigeordnete vielleicht zukünftige Gründergrößen um sich. Die Business-Pläne, die die zwischen 16 und 21 Jahre alten Jugendlichen eingereicht haben, können sich jedenfalls sehen lassen: Da ist zum Beispiel ein Produkt namens „Jummy Dummy“ der (fiktiven) Firma „World of Dummy“ aus Schleswig-Holstein, ein Schnuller mit Mikrochip, der bakterielle Krankheiten von Babys erkennt, oder die „Push it!-Technology“ der „HiTei GmbH“ aus Niedersachsen, die es ermöglichen soll, den Strom eines Handys durch Drücken der Tasten aufzuladen (Piezoelektrizität).
„Von der Teilnehmerzahl haben wir in Brandenburg Nachholbedarf“, sagt Barbara Burkhardt-Reich, Projektleiterin von „Jugend Gründet“, „aber dennoch kommt eine der besten Ideen des Wettbewerbs aus Brandenburg.“ Das Bundesland ist mit nur einem Team vertreten, nämlich „Möbel & Fit“, hinter dem sich die beiden 20-jährigen Pritzwalker Marcel Jaedeke und Julia Mohneke verbergen. „Unsere Idee ist ein Trainingssessel für Senioren, der mit Elektrostimulation die Muskeln trainiert; das Ganze ist mit einer einfachen Spielkonsole kombiniert“, erklärt Marcel, der momentan bei der Bundeswehr ist. „Wir haben zuerst viele Ideen verworfen, zum Beispiel eine Armbanduhr, die einen per Vibrationsalarm aufweckt, aber das gab’s schon“, sagt Julia. Auf jeden Fall sollte es etwas für den sozialen Sektor sein, mit dem man Menschen helfen kann, sagen die beiden. Dabei hätten sie zuerst an Kinder gedacht, dann an Behinderte und wären dadurch auf Senioren gekommen. „Wegen des demografischen Wandels ist das ja auch ein Zukunftsmarkt“, sagt Marcel.
Bei dem Wettbewerb geht es in erster Linie um die Idee, die dann in einem Business-Plan ausgearbeitet werden muss und von einer Jury bewertet wird. Die zweite Phase des Wettbewerbs stellt ein Online- Planspiel dar, bei dem eine virtuelle Firma gegründet wird, mit der die Teilnehmer acht Geschäftsjahre durchspielen können. Dabei gehe es nicht ausschließlich um Profitdenken, betont Barbara Burkhardt-Reich, auch Nachhaltigkeit und gute Behandlung der Mitarbeiter flössen ausdrücklich in die Bewertung mit ein: „Früher haben manche Jugendliche im Planspiel einfach ganz viele Mitarbeiter gefeuert, um das Unternehmen profitabler zu machen; das lohnt sich heute nicht mehr“, meint die Projektleiterin.
Magdowski zeigte sich beeindruckt von den Geschäftsideen und kündigte an, die Idee von „Jugend Gründet“ auch an Potsdamer Schulen heranzutragen. Das eigentliche Zwischenfinale findet am heutigen Dienstag am Hasso Plattner-Institut School of Design Thinking statt, Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) hat ihr Kommen zugesagt. Die besten Teams nehmen am Bundesfinale vom 9. bis 11. Juni in Wolfsburg teil. Der erste Preis ist eine Reise ins Silicon Valley, USA.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: