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Wie gut sind die Schulen? Dieser Frage geht das Bildungsministerium mit den Visitationen nach.

© Sebastian Widmann/dapd

Schultest: Die Klassenfrage

Wie gut sind die Schulen im Land und in der Region? Es gibt erste Antworten: Ab sofort können sich Eltern im Internet über die Qualität der Schulen informieren – zunächst nur für 70 im ganzen Land Brandenburg, darunter elf aus der Region. Es ist ein Anfang.

Stand:

Wie gut die Schüler in Brandenburg unterrichtet werden, wird seit 2005 bei sogenannten Schulvisitationen überprüft. Anlass war das schlechte Abschneiden bei verschiedenen Bildungsvergleichstests, 2001 etwa schnitten die Schüler in Brandenburg am schlechtesten ab – ein niederschmetterndes Ergebnis. Deutschland insgesamt landete nur auf Rang 21 und lag mit 484 Punkten deutlich unter dem OECD-Mittelwert von 500. Deshalb entwickelten die Bundesländer selbst Instrumente, um die Qualität der Schulen zu prüfen und zu verbessern, in Brandenburg sind es sogenannte Schulvisitationen. Im vergangenen Jahr legte Bildungsministerin Martina Münch (SPD) die Ergebnisse vor. Nun ist die Rechtslage anders, Münch setzt auf Transparenz, die Berichte der zweiten Testrunde sind einsehbar. Doch wie läuft eine Visitation ab? Und wo finde ich die Ergebnisse? Die wichtigsten Fakten im Überblick.

Wo die Berichte zu finden sind

Zentral kann man die neuen Berichte im Internet nicht abrufen. Es gibt keine Übersicht über alle Schulen, deren Ergebnisse der Schulvisitationen nun im Netz stehen. Auf der Internetseite des Bildungsministeriums www.mbjs.brandenburg.de klickt man Bildung an und findet dann auf der rechten Seite den Link Schulporträts. Oder man geht direkt dorthin unter www.bildung-brandenburg.de/schulportraets. Dort gibt es eine Suchmaske mit Landkreis, Schulform und Jahrgangsstufe. Wählt man eine Schule aus, etwa die Montessori-Oberschule Potsdam, findet man unter den Eckdaten den Link zum „Gesamtdossier der Schule“. Dort gibt es allerlei Fakten und Zahlen, auf der unteren Hälfte der umfangreichen Seite gibt es unter Schulvisitation, so weit die Daten erhoben und veröffentlicht sind, einen Link zum Kurzbericht, unter dem man eine pdf-Datei abrufen kann.

Die Ergebnisse der ersten Schulvisitationen

Die erste Runde der Überprüfung wurde von 2005 bis 2010 durchgeführt. Mehr als 700 öffentliche Schulen wurden inspiziert, die Prüfberichte für die einzelnen Schulen aber wurden nicht veröffentlicht. Das Ergebnis: Brandenburger Schüler werden noch immer zu wenig individuell gefördert – trotzdem sind Lehrer, Eltern und Schüler zufrieden mit der Situation an den Schulen. Münch stellte fest: „Bei der Qualität des Unterrichts gibt es noch Schwächen.“ Schon in den Zwischenberichten wurde festgestellt, es herrsche weithin Frontalunterricht, Lehrer wendeten zu selten neue Methoden an, die die Schüler aktivieren, wie etwa Partner- oder Gruppenarbeit. Am Ende hieß es, die meisten Schulen organisieren ihren Unterricht „zweckmäßig und effektiv“. Laut Münch habe die Visitation beim Personal zumindest etwas bewirkt: Die blinden Flecken in der Selbstwahrnehmung seien aufgehellt worden. An einigen Schulen wechselten nach schlechten Prüfberichten die Schulleiter. „Wir halten den Schulen einen Spiegel vor“, sagte Münch. Es gehe um „eine neue Art zu kommunizieren“, was für die Lehrer eine Umstellung sei.

Die zweite Schulvisitation

Seit dem Schuljahr 2011/12 läuft die zweite Testrunde. Bis zum Jahr 2016 werden alle 740 Schulen erneut besucht. Münch setzte auf Druck von Eltern und Schülern durch, dass 13-seitige Kurzberichte mit den Ergebnissen sechs Monate nach der Erstellung veröffentlich werden. Damit soll den Schulen Zeit gegeben werden, auf die Kritikpunkte zu reagieren, eine Stellungnahme zu den Berichten in die Schulporträts zu stellen und auch erste Maßnahmen gegen aufgezeigte Mängel zu benennen. Am gestrigen Montag schaltete Münch die ersten 70 Prüfberichte im Internet frei. Pro Jahr kommen bis 2016 dann 160 hinzu. Allerdings sind Ergebnisse aus der ersten und zweiten Prüfrunde nur eingeschränkt vergleichbar, die Kriterien wurden neu gewichtet, neue kamen hinzu. Schon jetzt zeichnet sich ab: Bei der Berufs- und Studienorientierung schneiden die Schulen dank guter Kontakte zu Betrieben und Hochschulen gut ab.

Wer die Schulen untersucht

Es sind insgesamt 21 ehemalige und noch tätige Lehrer und Schuldirektoren, die für das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) an die Schulen gehen. Pro Schule sind es je nach Größe zwei bis vier Prüfer. Drei Tage lang läuft die Prüfung, die nach festgelegten Standards abläuft: Schüler, Eltern und Lehrer, vor allem aber auch die Schulleiter werden befragt. Zudem gibt es Gruppeninterviews mit Lehrern und Schülern. Der Besuch der Prüfer im Unterricht dauert mindestens 20 Minuten.  Mehrere Qualitätsmerkmale werden untersucht: schuleigene Lehrpläne, Klassenführung, Aktivierung und Selbstregulation, Strukturiertheit, Methodenvielfalt, Klassenklima, individuelle Förderung, Schulleben, Teamarbeit und Fortbildung. Bewertet wird nach vier Noten: 1 bedeutet überwiegend schwach, 2 eher schwach, 3 eher stark und 4 überwiegend stark. axf

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