DAS ATELIERHAUS PANZERHALLE IN GROSS GLIENICKE: Die Panzerhalle soll weg
Die Berliner Gewobag besteht auf Abriss des Atelierhauses – die Künstler wollen sich wehren
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Mit der Ausstellung „Tatortbesichtigung“ wurde das Atelierhaus Panzerhalle 1992 in einem ehemaligen Werkstattgebäude mit einer etwa 500 Quadratmeter großen Halle, der so genannten „Panzerhalle“, auf dem ehemaligen Militärgelände am Ortsrand von Groß Glienicke eröffnet. In den 1920er Jahren entstand hier ein Kasernenkomplex für motorisierte Einheiten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde dieses Areal zuerst von der Roten Armee und danach von den Grenztruppen der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR genutzt. Nach der Wende und der beginnenden Auflösung der NVA entdeckten Künstler aus Potsdam und Berlin das Gelände für sich und nutzten die leerstehenden Hallen als Atelierräume. 1992 übernahm die Landesentwicklungsgesellschaft die Verwaltung, bis das Gelände von der Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gewobag gekauft wurde. Mit Unterstützung des Kulturministeriums des Landes wurde 1995 der Förderverein Atelierhaus Panzerhalle gegründet, der sich zum Ziel gemacht hat, das Gebäude nicht nur als Produktions- und Ausstellungsstätte von Kunst, sondern auch als Denkmal des Übergangs von einer militärischen in eine kreativ-zivile Nutzung zu erhalten. Das Atelierhaus bietet 25
Künstlern zwischen 30 bis 200 Quadratmeter große Arbeitsräume. Regelmäßig finden in der Panzerhalle Ausstellungen statt. D.B.
Groß Glienicke - Jürgen Kriegel findet klare Worte. „Am 30. Juni muss die Halle leer sein. Dann beginnen wir mit dem Abriss“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Gemeinnützigen Wohnungsbau-Aktiengesellschaft Berlin (Gewobag) den PNN auf Nachfrage. Geht es nach Kriegel, sind die Tage der Panzerhalle in Groß Glienicke als Atelierhaus und Ausstellungshalle endgültig gezählt. Anfang Dezember hatte die Gewobag die Kündigung der Nutzungsverträge an die Mieter geschickt. Sechs Monate haben die 20 Künstler aus Potsdam und Berlin Zeit, die Panzerhalle zu räumen. Doch die wollen nicht und hoffen nun auf die Unterstützung seitens der Stadt Potsdam. In seiner Dezembersitzung hatte der Kulturausschuss sich für den Erhalt der Panzerhalle ausgesprochen und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) aufgefordert, sich dafür bei der Gewobag in Berlin einzusetzen. Doch Kriegel erteilt derartigen Absichten schon jetzt eine Absage. „Das interessiert uns nicht. Wir sind die Eigentümer des Geländes. Im Juni ist Ende der Vorstellung.“
Carsten Hensel lässt sich davon nicht abschrecken. „Den Fall hatten wir im Jahr 2000 schon einmal“, so Hensel, Vorsitzender des Fördervereins Atelierhaus Panzerhalle, gegenüber den PNN. Damals habe die Gewobag mit dem Abriss zahlreicher Garagen auf dem ehemaligen Militärgelände am Ortsrand von Groß Glienicke begonnen, um so Raum für den Bau von Einfamilienhäusern zu schaffen. Auch der Abriss der Panzerhalle war geplant. „Doch damals hat die Gewobag eingelenkt, weil sich die Politik für den Erhalt einsetzte“, sagte Hensel, der seit 1996 in einem Atelier in der Panzerhalle arbeitet. Hensel hofft auf derartige Unterstützung auch bei der aktuellen Kündigung. Er befürchtet, dass mit dem Abriss der Halle nur Tatsachen geschaffen werden sollen und danach das Gelände auf Jahre weiterhin Brache bleiben wird. Sollten die Kündigungen rückgängig gemacht werden, müsse aber auch in den Standort investiert werden, denn die Halle sei sanierungsbedürftig. In den 90er Jahren wurde eine Heizungsanlage eingebaut. Sonst sei nichts an dem Gebäude passiert, so Hensel.
„Wir führen Gespräche mit Investoren, die auf dem Gelände bauen wollen“, sagte Kriegel. Der Standort sei wegen seiner Nähe zu Berlin besonders attraktiv. Doch eine Voraussetzung für dieses Engagement der Investoren sei Baufreiheit. „Und dazu gehört auch der Abriss der baufälligen Panzerhalle“, so Kriegel. In den kommenden Jahren sei der Bau von insgesamt 550 Ein- und Mehrfamilienhäusern geplant. Auf die Frage, wann mit den Bauarbeiten begonnen werden soll, antwortete Kriegel: „Kein Kommentar.“
Die Gewobag habe mit dem damals zum Amt Fahrland gehörenden Ortsteil Groß Glienicke einen Bebauungsplan mit umfangreichen Festsetzungen ausgehandelt, so Kriegel. „Dieser Bebauungsplan ist rechtsverbindlich.“ Den Vorschlag des Fördervereins, die Panzerhalle als Kunst- und Kulturzentrum in die geplante Bebauung mit einzubeziehen, teilt Kriegel nicht. „Das Gebäude steht nicht unter Denkmalschutz und wir haben immer deutlich gemacht, dass die Nutzung durch die Künstler nur ein Provisorium und der Abriss nur eine Frage der Zeit ist“, sagte Kriegel.
Für den Fall, dass Potsdam auf dem Standort Panzerhalle bestehen sollte, hat die Gewobag schon in einem Brief an das Kulturwerk des Berufsverbandes Bildender Künstler in Berlin ihren Standpunkt deutlich gemacht: „Eine Änderung des Bebauungsplanes müsste die heute zuständige Stadt Potsdam gegen unseren Willen veranlassen. Das wäre allerdings sehr ungewöhnlich. Einen uns aufgezwungenen Planungsschaden müsste die Stadt ausgleichen.“
Dirk Becker
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