Landeshauptstadt: Die Potsdamer Kitas auf dem Prüfstand
Sind die Kleinen gut aufgehoben und werden sie auch ausreichend gefördert? Zehn Fragen zu der Qualität der Kindertagesbetreuung
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In einer kürzlich veröffentlichten Studie bescheinigt die Bertelsmann-Stiftung den Brandenburger Grundschülern nur mittelmäßige Leistungen. Bildungsministerin Marina Münch (SPD) sieht sich dennoch auf dem richtigen Weg. Gerade in die frühkindliche Bildung würden drei Millionen Euro investiert. Doch wie steht es eigentlich um die Qualität der 118 Potsdamer Kitas?
Wie sieht der Betreuungsschlüssel in Brandenburger Kitas aus?
In Brandenburg wurde 2010 ein neuer Personalschlüssel eingeführt. Demnach ist eine pädagogische Fachkraft für zwölf Kinder nach dem vollendeten dritten Lebensjahr nötig. Damit ist Brandenburg aber immer noch bundesweit Schlusslicht. In Berlin etwa ist ein Erzieher für neun Kinder verantwortlich.
Welche Qualitätsstandards gelten?
Laut Brandenburger Kitagesetz müssen die Kitas eine pädagogische Konzeption erarbeiten. Darin soll auch beschrieben werden, wie die Grundsätze elementarer Bildung Berücksichtigung finden.
Was sind die Grundsätze elementarer Bildung?
Dies ist die Brandenburger Variante des Berliner Bildungsprogramms und teilt sich in sechs Bildungsbereiche auf: Mathe/ Naturwissenschaften, Sprache, Musik, Bewegung, Gestalten und soziales Leben. Anders als in Berlin und früher in der DDR werden weder Vorgaben darüber gemacht, was ein Kind wann können muss, noch den Pädagogen methodische Hinweise gegeben , wie man die Fähigkeiten bei den Kindern ausbildet. Die Erzieher sind also selbst gefordert.
Wie oft müssen Kitas überprüft werden? Auch hier gilt der Grundsatz: Freiraum lassen, statt Vorgaben machen. Es gibt in Brandenburg keine gesetzliche Richtlinie, wie oft die Arbeit der Pädagogen evaluiert werden muss. Wohlwissentlich, meint Dagmar Scheffler, Kita-Expertin der Potsdamer Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW): „Bei bestimmten Sachen legt sich das Land einfach nicht fest.“ Denn dann müsste es auch Gelder und Personal für die Durchführung solcher Prüfungen bereitstellen. Deshalb sollen die Kitas in ihrem Konzept selbst beschreiben, wie sie Qualitätsprüfungen regeln.
Berlin lässt bis 2015 alle Kitas durch externe Prüfer begutachten. Plant Potsdam Ähnliches?
Nein. Das Land Brandenburg plant keine externe Evaluierung der Kindertagesbetreuung.
Wer überprüft die Potsdamer Kitas?
Zuständig dafür ist die sogenannte Praxisberaterin. In Potsdam ist diese Stelle beim Jugendamt angesiedelt.
Wie wird die Qualität überprüft?
Durch Evaluationsbögen, die die Praxisberater jährlich von den Einrichtungen anfordern. Das ist viel Dokumentationsarbeit für die Kitas. Darin müssen die Träger zu pädagogischen Fragen informieren, woran die Kitas thematisch gearbeitet haben, wie das Personal geschult wird, ob der Bildungsauftrag erfüllt wurde und welche bestehenden Probleme es gibt. Nur wer diesen Erfassungsbogen abgibt, kann auch Zuschüsse von der Stadt bekommen.
Wo treten die meisten Probleme auf?
Die Stadtverwaltung befindet die pädagogische Qualität in den Potsdamer Kitas insgesamt als „sehr gut“. Mängel treten in der Elternmitwirkung auf, also wie und in welchem Umfang Eltern in die Arbeit der Kita einbezogen werden, aber auch wie die Erzieher innerhalb der Kita angeleitet werden. Sanktionen aber gibt es in der Regel keine, stattdessen Beratung.
Wie regeln freie Träger die Evaluation?
Durch sogenannte Fachberater. Für die Qualitätskontrolle der sechs Fröbel-Kitas in Potsdam etwa ist eine Fachberaterin zuständig. Sie schult die Kitaleitungen in einem internen Evaluierungsverfahren. Außerdem begutachtet sie als Externe jährlich die Einrichtungen.
In Berlin gibt es Sprachlerntagebücher. Wie werden in Potsdam die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder überprüft?
Im letzten Jahr vor der Einschulung überprüfen die Kitas die sprachlichen Fähigkeiten der Vorschulkinder in einer Sprachstandserhebung. giw
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