
© Andreas Klaer
Touristen in Potsdam: Die Schönwetterstadt
Bei Regen geht nichts: Nach Potsdam kommen viele Touristen nur bei schönem Wetter. Das kühle Frühjahr machte der Branche daher ziemlich zu schaffen.
Stand:
Schnee zu Ostern, 16 Grad am 1. Mai und ein kühler Pfingstmontag – das Wetter hat den Potsdamer Tourismus-Betrieben das Frühjahrsgeschäft gründlich vermiest. Die klassischen Ausflugswochenenden fielen größtenteils ins Wasser, sodass viele Besucher gar nicht erst nach Potsdam kamen. Nun hoffen die Hotels, Restaurants und Tourismusanbieter auf eine Entschädigung durch den Sommer.
„Bislang war die Konjunktur verhalten“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes Brandenburg (Dehoga), Olaf Lücke, auf PNN-Anfrage. Potsdam sei ein klassisches Ziel für Städtekurzreisen und daher besonders wetteranfällig. „Die Leute schauen Mitte der Woche den Wetterbericht und machen davon abhängig, ob sie nach Potsdam fahren oder nicht“, sagt er. „Der Trend geht zu immer kurzfristigeren Buchungen.“
Dies bestätigt auch Steffen Lehmann von der Tourismus-Marketing Brandenburg TMB. Vor allem Tagestouristen aus Berlin überlegten sich bei schlechtem Wetter oft ein anderes Programm. Dabei gebe es auch in Potsdam gute Alternativen für Regentage, wie etwa die derzeitige Ausstellung anlässlich des 250-jährigen Bestehens der Bildergalerie im Park Sanssouci, wo Gemälde und Skulpturen aus dem Besitz Friedrichs II. gezeigt werden.
Dennoch – die meisten Touristen wollen nur bei schönem Wetter nach Potsdam. Das merkt auch Arndt Gilka-Bötzow, der im Park Babelsberg das Restaurant Kleines Schloss betreibt. „Wenn die Leute zu uns kommen, wollen sie auch durch den Park spazieren“, sagt er. Deshalb sei er wie viele andere Gastronomen in Potsdam sehr vom Wetter abhängig.
Auch wenn das Jahr 2012 vielen als ein verregnetes in Erinnerung geblieben ist: „Das Frühjahr war besser, da hatten wir mehr Umsatz als dieses Jahr“, sagt Gilka-Bötzow. Derzeit wartet er darauf, dass die Ferien in den anderen Bundesländern losgehen und wieder mehr Gäste kommen. „Die hiesigen sind schon weg und die anderen noch nicht da“, sagt der Gastronom, der auch dem örtlichen Dehoga vorsteht. Diese Durststrecke gebe es jedes Jahr, aber dieses Mal sei sie besonders lang, weil die Ferien in Brandenburg so früh losgingen. „Aber wir hoffen einfach, dass der Juli und der August besser werden, dann haben die Bayern und die Baden-Württemberger Ferien“, sagt Gilka-Bötzow zuversichtlich.
Auch ein Blick auf die Wetterkarten zeigt, dass die sonnenabhängigen Unternehmer bislang schlicht Pech hatten: An so gut wie keinem Feiertag war das Wetter richtig gut: Am Ostersonntag schneite es und draußen herrschten sogar um 13 Uhr nur eisige 2 Grad Celsius, am Ostermontag war es sogar noch ein Grad kälter. Am 1. Mai kletterten die Temperaturen mittags gerade mal auf knapp 16 Grad, am Herrentag, dieses Jahr am 9. Mai, war es mit knapp 18 Grad nur unwesentlich angenehmer. Und auch an Pfingsten herrschte nicht durchgehend Ausflugswetter: Der Pfingstsonntag war mit 22 Grad zwar angenehm warm, am Samstag waren es aber nur rund 13, am Pfingstmontag nur 15 Grad.
Auch Nannette Neitzel, die für die Tourismus-Marketing-Agentur TMB die Gruppen-Führungen organisiert, hat einen Rückgang der Besucherzahlen registriert. Sie glaubt aber, dass das mit den sehr guten Zahlen im Jahr 2012 zusammenhängt. Das Themenjahr zu Friedrich II., der vergangenes Jahr 300 Jahre alt geworden wäre, hatte zahlreiche Touristen nach Potsdam gelockt. „Ein unglaubliches Glück für die Stadt“, sagt Neitzel. Jetzt sei man wieder auf dem „normalen“ Niveau von 2011, sagt sie.
Wie in den Vorjahren sei auch 2013 vor allem der Altstadtrundgang beliebt, bei dem man in zwei Stunden das Wesentliche gezeigt bekomme, sagt Neitzel. Auch der Rundgang „Potsdamer Hinterhöfe“ oder durch die Villenkolonie Babelsberg würden oft gebucht.
Ein Ladenhüter sei hingegen die Tour „Schaustelle historische Mitte“, die an jeden ersten Samstag im Monat angeboten werde, sagt Neitzel. Dabei geht es vor allem um den Wiederaufbau des Stadtschlosses und der Garnisonkirche. Obwohl 2012 so viele Besucher in der Stadt waren, nahmen nur 56 Personen an dem Rundgang teil, im Schnitt also acht Leute pro Tour. Auch in diesem Jahr werde das Angebot kaum nachgefragt. Im Juni wurde der Rundgang mangels Interesse sogar ganz gestrichen.
Doch im kommenden Jahr soll die Tour attraktiver werden, indem auch ein Abstecher ins Innere des Landtagsschlosses angeboten werden soll. Allerdings gebe es noch Probleme mit dem Besucherservice des Landtags, räumt Neitzel ein. Dieser wolle keine Besichtigung des Plenarsaals erlauben, weil dort gearbeitet werde, sagt die Touristikerin. „Uns hat das ein wenig verwundert, schließlich laden die Abgeordneten ja auch öfter Gruppen ein.“ Vorerst werde man sich aber mit der Tour durch den Innenhof und des historische Treppenhaus begnügen.
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