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Sport: Die Sieger feierten nicht lange

Andreas Erm flog nach der Ehrung ins Trainingslager, Potsdams Kickerinnen dachten an ihr Sonntag-Spiel

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Andreas Erm flog nach der Ehrung ins Trainingslager, Potsdams Kickerinnen dachten an ihr Sonntag-Spiel Von Michael Meyer Er genoss den Abend, obwohl er eigentlich kaum Zeit hatte und schon auf dem Sprung war. Andreas Erm war am Sonnabend bald nach seiner Ehrung zu „Brandenburgs Sportler des Jahres 2003“ im Potsdamer Seminaris Seehotel wieder verschwunden, denn bereits Sonntagfrüh um kurz vor acht ging sein Flieger vom Flughafen Tegel nach Bulgarien. Im dortigen Belmeken-Gebirge bestreitet der Geher des SC Potsdam seit gestern ein zweiwöchiges Trainingslager, in dem bereits seine Vereinskameradin Sabine Zimmer für die neue Saison schwitzt. Verwundert und erfreut Zuvor aber ließ er sich von rund 240 Gästen – unter ihnen die Minister Steffen Reiche, Günter Baaske und Frank Szymanski – auf der vom Landessportbund Brandenburg ausgerichteten festlichen Sportlerehrung feiern und schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich bin überrascht“, erklärte er, nachdem er eine hübsche Trophäe überreicht bekommen hatte. „Es wundert, freut mich aber auch, das mit mir so viele Menschen einen Geher gewählt haben. Demnach müssen doch viele meinen 50-Kilometer-Wettkampf bei den Weltmeisterschaften in Paris gesehen haben und meine Leistung schätzen.“ In der französischen Metropole hatte der 27-Jährige Bronze gewonnen und zugleich mit 3:37:46 Stunden den 18 (!) Jahre alten deutschen Rekord Ronald Weigels verbessert. Weigel ist heute sein Trainer und strahlte ebenso über die Auszeichnung seines Schützlings: „Eine prima Sache.“ Und auch Erms Freundin Claudine Szendrei war äußerst angetan. „Es ist spitzenmäßig, dass mit Andreas eine Sportart, die sonst eher stiefmütterlich behandelt wird, so im Rampenlicht steht“, sagte sie und ließ sich Ente mit Rotkohl schmecken Erm will auch im kommenden Jahr auf dem langen Kanten um Edelmetall gehen. „Ja, eine olympische Medaille ist mein erklärtes Ziel“, bestätigte er am Rande seiner Ehrung. Um dies zu schaffen, hat er sich ein straffes Programm auferlegt. Nach dem Ausdauertraining auf den Belmeken – mit Skifahren oder Bergan-Gehen – übt er über die Weihnachtsfeiertage auf Lanzarote. Am 12. Januar fliegt Bundestrainer Weigel mit ihm, Melanie Seeger und Sabine Zimmer für vier Wochen nach Südafrika, anschließend wird auf Teneriffa geschwitzt, ehe ab Mitte März ein vierwöchiges Höhentrainingslager in Mexiko ansteht. „Es ist wichtig, dass wir viel in der Wärme trainieren“, erklärte Weigel, der am Sonnabend sehr relaxed wirkte. Zum einen kann er mit seinem ersten Jahr als deutscher Bundestrainer durchaus schon zufrieden sein, „obwohl in der Feinabstimmung noch einiges zu tun ist.“ Zum anderen wurde er am 11. November Vater einer kleinen Florentina und verkündete nun: „Die Kleine und meine Freundin Theresia sind wohlauf.“ Am Roulett-Tisch versucht Obenauf war am Sonnabend Potsdams Turbine-Trainer Bernd Schröder, und das nicht nur wegen seiner 1,96 Meter Körpergröße. Mit Ariane Hingst und der Bundesliga-Mannschaft räumten seine Schützlinge optimal ab. Weltmeisterin „Ari“ war einerseits erfreut, „denn dies war heute für uns als Mannschaft ein sehr erfolgreicher Tag. Dass wir im Land eine so große Resonanz haben, ist super.“ Zugleich aber irritiere sie ihr Erfolg bei den Sportlerinnen etwas, „weil man als Fußballerin eigentlich nichts ohne die Mannschaft ist“. Es sei für sie inzwischen nicht mehr möglich, anonym durch Potsdam zu laufen. „Ich werde immer wieder erkannt und angesprochen.“ Für Stürmerin Conny Pohlers kam nicht ganz unerwartet, dass der 1. FFC Turbine ganz vorn ein Wörtchen mitreden würde. „Schließlich sind wir derzeit die erfolgreichste Mannschaft des Landes“, meinte sie zwischen Dinner und Dessert. „Wobei“, gab Navina Omilade zu, „wir sicher auch von der erfolgreichen WM profitiert haben.“ Was Freude und Stolz der Turbienen nicht schmälerte. Hingst, Pohlers, Omilade, Viola Odebrecht und Franziska Nickel schauten jungen Turnern des SC Potsdam sowie Tänzern des TC Pots-Blitz Potsdam und Rock“n“Rollern des TSC Take it easy Königs Wusterhausen bei deren Vorführungen zu, fachsimpelten ein bisschen mit anderen Sportlern und versuchten sich am Roulett-Tisch des Potsdamer Spielcasinos „Joker“s Garden“, den die Lotto Land Brandenburg GmbH als ein Sponsor des Abends aufgestellt hatte. „Ein Megading“ Später, als Potsdams Kickerinnen wegen des gestrigen Bundesliga-Heimspiels gegen den FC Saarbrücken (1:0) schon verschwunden waren und die Berliner Band Musik & Voice die Tanzbeine der Ballgäste schwingen ließ, überblickte 1,96-Meter-Mann Schröder immer noch das Geschehen und genoss den Erfolg: „Mit so großem Vorsprung gewonnen zu haben ist ein Megading. Diese gleich zweifache Auszeichnung ist für uns eine Riesenverpflichtungund ein Riesenkredit, den wir zurückzahlen müssen und wollen.“

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