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Homepage: Die Stärken stärken

Weitere Profilbildung der Wissenschaft angemahnt

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Das Bild vom hiesigen Wissenschaftsstandort ist durchaus ambivalent. So muss Dr. Klaus-Peter Schulze von der ZukunftsAgentur Brandenburg (ZAB) feststellen, dass die Zahl der technologieorientierten Existenzgründer im vergangenen Jahr in Brandenburg einen deutlichen Rückgang zeigt; bei Patentanmeldungen sei die Mark deutschlandweit vor Mecklenburg-Vorpommern auf dem vorletzten Platz. „Wir werben zu wenig“, sagte Schulze am Dienstag auf einer Podiumsdiskussion der Friedrich-Naumann-Stiftung zum Wissenschaftsstandort. Zudem müsse man mehr tun, damit die Absolventen der Hochschulen hier bleiben. An der TFH Wildau würden ganze Jahrgänge nach dem Studium in den Süden Deutschlands abwandern: „Weil dort die Jobs sind.“

Blickt man den Wissenschaftsstandort Potsdam an, so lichten sich allerdings die trüben Aussichten. Der ehemalige Wissenschaftsminister Hinrich Enderlein (FDP) sagte, dass sich Potsdam heute mit jeder anderen Region messen könne. „Zusammen mit Berlin gehören wir mit zum Besten was Europa zu bieten hat“, sagte Enderlein. Das betreffe nicht nur die exzellenten naturwissenschaftlichen Bereiche und Institute – etwa die Geo- und Klimaforscher auf dem Telegrafenberg – sondern auch die Geistes- und Kulturwissenschaften. Der Neue Markt in Potsdam habe sich mit seinen renommierten Instituten zu einer der ersten Adressen Europas gemausert.

Aber: „Potsdam renommiert zu wenig mit seinen Wissenschaften“, findet auch Enderlein. Es sei traurig, dass eine Stadt mit solch hohem wissenschaftlichen Kapital bei der Wahl zur Wissenschaftsstadt durchgefallen ist. „Da läuft etwas schief, wenn dieses ungeheure Potenzial der Stadt nicht deutlich gemacht wird“, sagte Enderlein. Die Stadt Potsdam habe den Wettbewerb zur Wissenschaftsstadt „nur als Event“ begriffen. „Dabei geht es doch um Nachhaltigkeit, um dauerhafte Investitionen“, sagte Enderlein. Es müsse deutlich werden, dass die Stadt die Wissenschaft annimmt.

Was die Universität Potsdam betrifft, die kurz vor einem Wechsel an ihrer Spitze steht, so sagte Prorektor Prof. Harald Fuhr, dass die angestoßene Fokussierung auf die Stärken fortgeführt werden müsse. „Wir müssen die Stärken stärken und die schwächeren Bereiche weniger ausbauen“, so Fuhr. Schwache Bereiche ganz zu schließen sei aufgrund der verbeamteten Dozenten nicht möglich. Erst die Einführung von Studiengebühren dürfte hier radikal etwas ändern, schätzt Fuhr. „Denn dann fließen die Gelder dorthin, wo die meisten Studierenden hingehen.“ Und die würden eben dort studieren, wo Exzellenz geboten wird. „Über Studiengebühren erhalten die Studierenden mehr Kontrolle über die Qualität der Hochschule“, lautet Fuhrs Standpunkt zur umstrittenen Einführung der Studienbeiträge. Die Uni müsse mit größerer Wirtschaftlichkeit arbeiten. „Es wird in Zukunft nicht mehr alles kostenlos sein, der öffentliche Sektor kann nicht alles alleine stemmen“, so Fuhr.

Enderlein verwies darauf, dass er nach der Wende als Minister in Brandenburg eine „schlanke“ Hochschullandschaft anlegen ließ, die sich große Investitionen wie Medizin gespart habe. Das Wachstum sei hier allerdings mittlerweile stecken geblieben. „Das Land kneift“, sagte Enderlein mit Blick auf die Unterfinanzierung der Hochschulen. „Hier muss mehr investiert werden“. Die Grundfinanzierung müsse durch das Land ausreichend gegeben sein: „Studiengebühren können hier nur zusätzlich hinzu kommen, nicht als Ersatz der staatlichen Leistungen.“

Einig war man sich am Ende darin, dass die Nähe zur Berliner Forschungs- und Hochschullandschaft eine große Chance für Potsdam ist. Von Anfang an habe man sich mit Berlin eng abgestimmt, so Enderlein. Die Zusammenarbeit mit der FU Berlin bezeichnete dann auch Harald Fuhr als „sehr erfreulich“. Erst jüngst habe man sich für den Exzellenzwettbewerb von Bund und Ländern zusammengeschlossen. „Hier fügt sich zusammen, was zusammen passt“, sagte Fuhr.

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