Landeshauptstadt: „Die stillen Arbeiter im Hintergrund“
Schlössermanagerin Liepe geht in Ruhestand
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Unter ihrer Ägide wurden die Filzpantoffeln im Schloss Sanssouci abgeschafft, wurde Preußenkönigin Luise anlässlich ihres 200. Geburtstags öffentlichkeitswirksam als „Working Mom“ und „Fashion Victim“ geehrt und das Besucher-Café am Neuen Palais auf den Weg gebracht: Seit 2004 verantwortet Heidrun Liepe bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten die Abteilung Schlossmanagement. Sie koordinierte unter anderem Veranstaltungen, Marketing und Besucherangebote für die insgesamt 36 Schlösser. Am heutigen Donnerstag verabschiedet sich die 60-Jährige nach mehr als 30 Jahren bei der Stiftung in die Altersteilzeit. Zum Ausstand in Schloss Lindstedt erwartet sie 150 Kollegen.
Als Quereinsteigerin hat die gebürtige Chemnitzerin 1981 in Potsdam angefangen. Vorher hatte die studierte Ergonomin große DDR-Textilbetriebe nach arbeitsphysiologischen und arbeitsmedizinischen Gesichtspunkten optimiert – ein prestigevolle Aufgabe, für die es vom Staat Auszeichnungen gab. „Als ich begriffen habe, wie sehr ich damit dem System diene, bin ich gegangen“, erzählt Heidrun Liepe. Sie folgte ihrem damaligen Ehemann nach Potsdam – und kam nach einem Jahr Jobsuche im Bereich der Museumspädagogik der Schlösserverwaltung unter.
Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen etwa im Club „Sanssouci“ – den auch der heutige Schlösserstiftungschef Hartmut Dorgerloh besuchte – habe Spaß gemacht, es habe Freiraum für neue Ideen gegeben. „Es war erstaunlich, wie wenig Ideologie in der staatlichen Schlösserverwaltung eine Rolle spielte“, meint Heidrun Liepe rückblickend – auch wenn preußische Geschichte in der DDR zumindest bis zur großen Friedrich-Ausstellung 1986 „mit großer Vorsicht“ interpretiert werden musste. Seit 1987 engagierte sich die zweifache Mutter in der oppositionellen Babelsberger Friedrichskirchengemeinde, sie gehört zu den Gründern des „Neuen Forums“ in Potsdam.
Nach der Wende baute sie bei der Stiftung den Gruppentourismus mit aus, war Leiterin der Angebotsentwicklung. 2004 wechselte sie auf die neu geschaffene Stelle der Schlössermanagerin: Als „die stillen Arbeiter im Hintergrund“ bezeichnet Heidrun Liepe die Abteilung, die Ideen entwickelt, Kontakte pflegt, Veranstaltungen koordiniert und die Budgets im Auge behält. Auch die umstrittene Schaffung der Servicegesellschaft „Fridericus“ zur Auslagerung von Arbeitsplätzen organisierte Liepe in dieser Funktion: „Eine harte Zeit“, erinnert sie sich.
An Ruhestand denkt die energiegeladene 60-Jährige nach dem Abschied aus der Stiftung nicht: Mehr Zeit für Familie, den Enkelsohn, Freunde und ihr Hobby, das Malen, erhofft sie sich. Auch eine Karriere als persönlicher Coach kann sie sich vorstellen, wie sie verrät: „Mein Ziel ist, nochmal durchzustarten.“ Jana Haase
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