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Landeshauptstadt: DLØPDM bitte melden

Was 70 Potsdamer Funker trotz Internet noch immer bei der Antenne hält

Stand:

Das Internet, nein, das sei keine Konkurrenz, erklärt Jochen Wutschig (59), Vorsitzender des Ortsverbandes Potsdam des Deutschen Amateurradioclubs (DARC). „Amateurfunk ist ein Hobby, das aus Interesse an der Technik betrieben wird.“ Wutschig verweist nicht nur auf die Bastelfreude der Funker, die sich ihre Geräte meist selbst zusammenbauen, sondern auch auf die Möglichkeiten weltweiter Kontakte mit Gleichgesinnten. Und manchmal sei Funken die letzte und einzige Möglichkeit, in Notsituationen Verbindung zu halten. So geschehen beim Sunami 2004, als die Inselgruppe der Andamanen verwüstet wurde und der Kontakt zum Festland nur noch mit Hilfe einer Gruppe von Funkamateuren gehalten werden konnte. Das alles habe man aufmerksam verfolgt.

Die Treffen der Potsdamer Funkamateure, die mit 70 Mitgliedern den größten Amateurfunk-Club in Brandenburg bilden, verlaufen dagegen weit weniger spektakulär, auch wenn in Alltagsdingen eine Menge los ist. Da werden Weiterbildungsveranstaltungen durchgeführt, die Funktechnik ausgebaut, Wettkämpfe bestritten, aber auch gesellige Treffen organisiert. Wer die Potsdamer im Treffpunkt Freizeit erreichen will, der muss DLØPDM um „bitte melden“ ersuchen. Das ist das Rufzeichen der Klubstation. Besonders wichtig – so Wutschig - sei dem Verein aber auch die Betreuung neuer Mitglieder.

Eine enge Verbindung gibt es seit Jahren zum Bonner Funkamateurclub. Einmal wöchentlich trifft man sich auf dem 80-Meter-Band und tauscht Neuigkeiten und Erfahrungen aus. Die Verbindung zu den Bonner Funkamateuren konnte allerdings erst 1989 im Zuge der politischen Veränderungen geknüpft werden, obwohl die Stadt am Rhein schon seit 1988 Partner von Potsdam ist. Inzwischen kennen sich die Potsdamer und Bonner Funker auch privat, es gibt jährliche Treffen und Besuche, und so verbindet sich mit dem Rufzeichen, das in Deutschland grundsätzlich mit einem D beginnt, immer auch ein Gesicht.

Ein Bild vom Gesprächspartner könnte man sich aber auch per Technik machen, denn längst haben die Funkamateure neue Entwicklungen in ihre Art der Unterhaltung integriert. Über Computer und Monitor können Bilder gesendet werden und es gibt Funkkontakte per Amateur- Fernsehen. Das sei jedoch eine technische Herausforderung, der sich noch wenige stellen, meint Dr. Eduard Hannemann, der mit 81 Jahren der Senior unter den Potsdamer Amateurfunkern ist. Er hat zumindest schon mit stehenden Bildern experimentiert und so Kontakte ins In- und Ausland hergestellt. Doch auch eine Unterhaltung mit Morsezeichen - eine Kunst, die immer weniger Funkamateure beherrschen – versteht er zu führen. Beim Morsen kann man sich übrigens auch über Kürzel verständigen, selbst wenn er die Sprache des Partners nicht spricht. UFB WX bedeutet zum Beispiel „schönes Wetter“ und 73 heißt „viele Grüße“.

Uwe Krause (46) sagt von sich, dass er eher der Wettkampf-Typ sei. Der Diplom-Ingenieur liebt es, in kurzer Zeit mit möglichst vielen Partnern in Kontakt zu treten. Und ihm gefällt, dass an Meisterschaften jeder Funkamateur teilnehmen kann. Austragungsort: Jeder bei sich Zuhause oder im Team an der Klubstation. Solche Meisterschaften gehen oft über Stunden, manchmal über Tage, und dann wird gezählt, wie viele Kontakte es gab und welche Entfernungen überbrückt wurden. Auswertung und Fehlerkontrolle übernimmt inzwischen ein Computer. Man kann sich aber auch ohne Wettkampf um Anerkennung und Ehren bemühen, zum Beispiel über den Austausch von QSL-Karten. Das ist eine Art Visitenkarte des Funkamateurs, mit der die Funkverbindung bestätigt wird. Sie werden über die nationalen Amateur Radio Clubs versandt und dienen auch als Beleg, wenn sich der Funkamateur um ein Diplom bewerben will. Natürlich sind Karten aus entfernten Ländern am begehrtesten. Die Frage nach dem entlegendsten Kontakt, beantwortet Günther Heigwer (57) lachend: „Neuseeland“, sagt er. „Danach kommt man sich schon wieder näher auf dem Erdball.“

Der Potsdamer Club trifft sich jeweils am ersten Dienstagabend im Monat, 19 Uhr, im Malteser Treffpunkt Freizeit. Dort hatte schon einmal, als es noch Pionierhaus war, eine Funkstation ihr Domizil. Der neue Club ist nun der Nachfolger mehrerer Klubstationen, die allein nicht überlebensfähig waren. Er zog 1993 nach wechselnden Treffs wieder ins Haus am Heiligen See. Vor 1990 war es noch kein Problem, Nachwuchs zu finden, heute würde man gern sein Clubpotenzial mit jungen Leuten auffrischen. Der jüngste Funker des Clubs ist nämlich auch schon 20 Jahre alt.

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