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Menschenleer. Bahnsteig auf dem Hauptbahnhof am Dienstagvormittag.

© dpa

Streik im Nahverkehr und Bahnverkehr: Doppelstreik sorgt für lange Staus

Der Streik der Lokführer und der Straßenbahn- und Busfahrer im Nahverkehr sorgten für spürbar mehr Verkehr auf Potsdams Straßen. Besonders waren Schüler in Brandenburg vom Doppelstreik betroffen. Eine Lösung ist offenbar in Sicht.

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Potsdam - Viele Züge, Straßenbahnen und Busse standen still, dafür waren die Straßen mit Autos überfüllt: Der Doppelstreik im Öffentlichen Nah- sowie im Bahnverkehr hat die Potsdamer am gestrigen Dienstag auf eine harte Probe gestellt.

Nach Angaben der Deutschen Bahn fuhren zunächst 15 Prozent der regulären Regionalzüge in Brandenburg, im S-Bahn- Verkehr waren es rund 35 Prozent. Dann aber meldeten sich letztlich mehr Lokführer zum Dienst als zunächst im Ersatzfahrplan angelegt, wie ein Bahn-Sprecher sagte – so konnten zusätzlich 80 Züge im Regionalverkehr eingesetzt werden. Von und nach Potsdam kam man dennoch maximal nur noch im 20-Minuten-Takt. Die Bahn empfahl Kunden, sich auf der Internetseite über den Ersatzfahrplan zu informieren. Ebenso setzten die Bus- und Straßenbahnfahrer ihren Streik beim kommunalen Verkehrsbetrieb ViP fort, das Unternehmen konnte nur noch einen stark ausgedünnten Takt anbieten.

Mehr Autoverkehr als sonst

Wer konnte, stieg auf das Auto um. In Städten wie in Potsdam und auf Autobahnen war deshalb deutlich mehr Verkehr als gewöhnlich zu beobachten. Gegen 16.30 Uhr am Nachmittag zeigte das kommunale Stau-Meldesystem im Internet Staus auf der Babelsberger-, der Allee- und der Nutheschnellstraße. Dazu kam zähfließender Verkehr auf fast allen größeren Straßen in der Innenstadt sowie in der Babelsberger Großbeerenstraße.

Von den Arbeitsniederlegungen der Lokführer, Bus- und Straßenbahnfahrer sind auch viele Schüler betroffen. Das Landesbildungsministerium geht davon aus, dass Kinder speziell im ländlichen Raum erhebliche Schwierigkeiten hatten, zum Unterricht zu kommen. Doch auch Potsdam war betroffen. So musste das Berufsbildungswerk für behinderte Jugendliche des Babelsberger Oberlinhaus-Vereins nach Angaben einer Sprecherin drei kleine Busse anmieten, um 50 Schüler vom hauseigenen Internat in Kleinmachnow nach Potsdam zu fahren. Kosten: rund 150 Euro. Man habe sich darauf eingestellt, den Shuttle-Service die ganze Woche anzubieten, sagte die Sprecherin.

Havelland: Bis zu 40 Prozent der Schüler kamen nicht zur Schule

Andere Schulen – etwa in Ketzin im Havelland – meldeten nach Ministeriumsangaben, dass bis zu 40 Prozent der Schüler nicht erscheinen konnten. In Strausberg (Märkisch-Oderland) musste der Schwimmunterricht streikbedingt ausfallen. Solche gravierenden Folgen gab es in Potsdam nicht: Zum Beispiel seien in der Voltaire-Schule laut Ministeriumssprecher Florian Engels nur 11 von 900 Schülern streikbedingt nicht erschienen. Auch andere Schulen in Potsdam hätten kaum Probleme gemeldet, so Engels. Anderswo in Brandenburg hätten vereinzelt Schüler die landesweiten Abiturprüfungen verpasst, sagte der Sprecher. Die nächsten Prüfungen sind für diesen Mittwoch vorgesehen. Im Fall der Fälle sind Nachholtermine festgelegt.

Leichte Verbesserungen beim Busverkehr gibt es im Teltower Raum: Die Buslinie 620 von Teltow nach Berlin-Wannsee verkehrt seit dem heutigen Mittwoch wieder weitgehend im 20-Minuten-Takt. In Wannsee besteht Anschluss an die S-Bahn nach Potsdam, Busse nach Potsdam fahren weiterhin nicht. Auch der verbliebene Verkehr auf den Buslinien 625 und 629 ist eingestellt. Besser angebunden sind dagegen die Potsdamer Umlandgemeinden Seddiner See und Schwielowsee: Von Ferch aus fahren nun stündlich Busse der Linie 607 über Neuseddin zum Michendorfer Bahnhof, wo Anschluss an die trotz des Streiks fahrende Regionalbahn 33 nach Wannsee und den Bus 608 nach Potsdam besteht. Aktualisierte Fahrpläne gibt es unter www.pm-bus.de und www.vip-potsdam.de.

Lösung im Streik im Nahverkehr?

Zumindest der Arbeitskampf der Bus- und Straßenbahnfahrer könnte in den nächsten Tage zunächst ausgesetzt werden. Am heutigen Mittwoch kommt dazu die Tarifkommission der Gewerkschaft Verdi zusammen. Dabei werde eine mögliche Schlichtung in dem verhärteten Tarifkonflikt Thema sein, sagte Verdi-Sprecher Andreas Splanemann. Dann würde der Streik – wohl zum Ende der Woche hin – zunächst ausgesetzt, hieß es.

Allerdings werde es schwierig, eine Lösung zu finden, zumal die Politik „völlig abgetaucht“ sei: „Im Augenblick ist die Situation sehr verfahren“, so Splanemann. Unter anderem wird um einen Bonus für Verdi-Mitglieder gestritten. (mit dpa)

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