
© Rebecca F. Miller
FILMDREH: Düstere Geschichten
Mila Böhning ist beim neuen Tatort in Saarbrücken dabei: In „Melinda“ spielt die Elfjährige die Titelrolle
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Sie ist gerade mal elf Jahre alt – und trotzdem schon vier Jahre lang im Filmgeschäft. Aber aus den üblichen Kinder- oder Familienfilmen kennt man Mila Böhnings Gesicht nicht. Wenn die Potsdamerin vor der Kamera steht, dann ist es meistens etwas komplizierter – und ziemlich düster: Da droht Deutschland der gesellschaftliche Kollaps wie im ZDF-Endzeit-Dokudrama „2030 – Aufstand der Jungen“. Da muss sie als Tochter einer psychisch kranken Mutter den Haushalt schmeißen und sich um ihren kleinen Bruder kümmern wie im Kurzfilm „Lilli“, der beim diesjährigen Max-Ophüls-Preis Premiere feierte und auch beim Kinderfilmfestival im kanadischen Toronto gezeigt wurde. Da spielt sie die Tochter einer Frau, die erst jahrelang im Gefängnis sitzt und dann von brutalen Außerirdischen heimgesucht wird – im Science-Fiction-Horrorfilm „Omni“ von Regisseur Tristan Versluis, dem Spezialeffekt-Maskenexperten von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“. Selbst im RBB-Märchenfilm, der Weihnachten 2012 ausgestrahlt wird, ist Mila Böhning eine Verstoßene: Sie spielt neben Friedrich Heine die Titelrolle in „Hänsel und Gretel“.
Da ist es fast eine Erleichterung, der Elfjährigen zum Gespräch im Café gegenüberzusitzen: leuchtende Augen, ein unbeschwertes Lachen, weißer Hut. Mila Böhning kann ihre Filmrollen offensichtlich gut vom Alltag trennen. Dabei hat sie gerade wieder so eine problematische Figur gespielt: die Titelrolle im neuen Saarbrückener Tatort „Melinda“. Am Montag war der letzte Drehtag in Saarbrücken, geplanter Ausstrahlungstermin ist Ende Januar 2013.
„Ich bin ein arabisches Mädchen, das erstmal kein Wort Deutsch spricht“, erzählt Mila Böhning über ihre Rolle. Kommissar Jens Stellbrink – Tatort-Neuzugang Devid Striesow – sammelt das augenscheinlich allein gelassene Mädchen zunächst in einem Baumarkt auf. Die Ereignisse kommen ins Rollen, als sie ihn dann in ein Billighotel führt. Die Dreharbeiten haben noch in den Sommerferien begonnen, in den ersten Schulwochen war die Sechstklässlerin aus Potsdam meistens nur an den Wochenenden am Set in Saarbrücken.
Obwohl sie dort praktisch das einzige Kind war, fühlte sie sich wohl. Nicht nur, weil sich eine professionelle Kinderbetreuerin in den Drehpausen um sie kümmerte und aufgepasst hat, dass Mila Böhning nicht zu lange arbeitet. „Das Team war nett, ich habe mich mit allen gut verstanden“, erzählt die Potsdamerin: „Am Anfang bin ich jedes Mal aufgeregt, aber irgendwann ist das Team dann wie die eigene Familie.“ Auch wenn sie von ihren Eltern nach Saarbrücken begleitet worden ist – am Set will Mila sie lieber nicht sehen: „Weil mich das ablenkt.“
Sogar ein paar Brocken Arabisch hat sie für die Rolle gelernt. Die richtige Betonung, die Aussprache – alles muss sitzen, wenn die Kamera läuft. „Ich muss die Sprache können, damit ich mich auf die Schauspielerei konzentrieren kann“, sagt Mila Böhning. Wenn ihr das richtige arabische Wort nicht eingefallen ist, konnte sie immer noch tricksen und ein paar bulgarische Ausdrücke einschieben, verrät sie: Als Tochter einer Bulgarin spricht die Potsdamerin die Sprache fließend.
In einem Film mitzuspielen – für Mila Böhning, die auch schon die Kinderfilmuni der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ besucht hat, geht damit ein Traum in Erfüllung: „Seit ich zurückdenken kann, liebe ich es, mich in andere Rollen hineinzuversetzen“, sagt sie. Lachend erinnert sie sich daran, wie sie ihre Eltern früher zum Beispiel mit einer gespielten Verletzung erschrecken konnte. Ihre Eltern unterstützen ihren Wunsch nach einer Filmkarriere.
Ein großes Schauspielervorbild hat Mila Böhning nicht: „Jeder ist auf seine Weise gut“, sagt sie diplomatisch. Wenn sie selbst einen Film ansieht, dann ist es meistens Fantasy, wie zum Beispiel „Die Reise zur geheimnisvollen Insel“. Wenn Mila gerade mal nicht schauspielert, dann surft sie in ihrer Freizeit oder fährt Motocross: „Mit Papa auf dem Motorrad“, schwärmt die Elfjährige. Aber sie will auf jeden Fall beim Film bleiben. Ihr Traum: eine Rolle in einem Mehrteiler. „Dann kann man die Figur weiterentwickeln, mit ihr wachsen.“
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