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Landeshauptstadt: Ein Blick durch die Rauschbrille

Die Info-Tour „Alkohol? Kenn dein Limit“ macht ab heute Station im Stern-Center

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Drewitz - Meldungen über jugendliche Koma-Säufer tauchen in fast schon regelmäßigen Abständen in den Medien auf. Doch auch viele Erwachsene in Deutschland haben Alkoholprobleme. Daher liege der Fokus der aktuellen Info-Tour „Alkohol? Kenn dein Limit“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) diesmal bei den Erwachsenen, sagte Karoline Becker von der BZgA am gestrigen Mittwoch vor der Presse. Die Info-Tour macht ab dem heutigen Donnerstag bis zum Samstag im Potsdamer Stern-Center Station.

„Alkohol ist in der Gesellschaft nach wie vor positiv legitimiert, daher besteht hier immer wieder großer Aufklärungsbedarf“, sagte die Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos), die die Info-Tour unterstützt. „Mal ein gepflegtes Bier – das ist ja in aller Munde.“ Buchstäblich, könnte man sagen, denn laut BZgA schädigen in Deutschland rund neun Millionen Erwachsene ihre Gesundheit durch Alkohol, etwa 1,3 Millionen seien abhängig. „Von 2000 bis 2008 ist die Zahl der 45- bis 50-jährigen, die wegen ihres Rausches ins Krankenhaus mussten, von über 5000 auf mehr als 12 000 gestiegen, also ein Zuwachs von 122 Prozent“, betonte Becker. Eine Tendenz, die allerdings auch in allen anderen Altersgruppen sichtbar werde. Dahinter verbergen sich menschliche Tragödien, aber auch erhebliche Kosten: 8,4 Milliarden Euro koste die Behandlung alkoholbedingter Krankheiten in Deutschland jährlich.

Wer sich die Info-Tour allerdings als dröge Belehrungsveranstaltung denkt, der irrt: Die BZgA hat technisch aufgerüstet und bietet zahlreiche interaktive Aktionen an „Touchscreen“-Stelen und „Multitouch“-Tischen an: Am Promille-Rechner oder am Bodymap-Tisch kann man sehen, was eine bestimmte Menge Alkohol in den Organen anrichten kann. Auch Wissenstests werden angeboten, die unter anderem auf Mythen wie „Alkohol hält warm“ oder Fragen wie „Wie schnell baut der Körper Alkohol ab?“ Bezug nehmen. Wer dann noch die „Rauschbrille“ aufsetzt, die 0,8 bis 1,5 Promille simulieren kann, wird schnell feststellen, wie schwierig es sein kann, einen simplen Hindernisparcours zu bewältigen. Zusätzlich sind Interviews, Lesungen und Musikbeiträge geplant.

Ein buntes Angebot also, dass sich durchaus auch an Jugendliche richtet. Befragungen von Potsdamer Zehntklässlern in 2004 und 2005 ergaben, dass 30 Prozent der männlichen Schüler wöchentlich und regelmäßig Alkohol trinken, bei den weiblichen Befragten waren es 18 Prozent. Diese Werte seien zwar bei der gleichen Befragung im Jahr 2008 auf 19 und zehn Prozent gesunken, aber das reiche nicht aus, um einen generellen Trend festzumachen, so Müller-Preinesberger.

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