Landeshauptstadt: Ein Brite wandert durch die Welt
Er hat einen weiten Weg vor sich: In eineinhalb Jahren will der Brite Mark Cundy für einen guten Zweck um die Welt laufen: Er sammelt für die Krebs-Forschung. Gestern machte er in Potsdam Halt.
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Er hat einen weiten Weg vor sich: In eineinhalb Jahren will der Brite Mark Cundy für einen guten Zweck um die Welt laufen: Er sammelt für die Krebs-Forschung. Gestern machte er in Potsdam Halt. Er sieht nicht aus wie einer, der kein festes Dach über dem Kopf hat und tagein, tagaus, seit 26 Tagen schon, zu Fuß einen Kilometer nach dem anderen zurücklegt. Frisch geduscht kommt Mark Cundy über den Platz der Einheit spaziert. Der 38-jährige Mann, der in eineinhalb Jahren durch die Welt wandern will, um Geld für die Krebsforschung zu sammeln, sieht gepflegt aus. Das schüttere, dunkle Haar ist kurz geschnitten, er trägt einen dunkelblauen Kapuzenpulli, eine Windjacke, eine fleckenlose Jeans – und riecht nach frischer Luft. Am 29. Oktober ist der Brite am Buckingham Palast gestartet, erst langsam – Freunde sind die ersten Kilometer mitgelaufen – dann schneller, fünf bis sieben Kilometer schafft er gewöhnlich in einer Stunde. Wenn er den CD-Player aus seinem Rucksack holt, die Rolling Stones einlegt und sich den großen Kopfhörer aufsetzt, kommt er sogar auf acht Kilometer. Er ist von London bis Dover gewandert, mit der Fähre nach Calais übergesetzt, lief von Frankreich über Belgien nach Holland. In Deutschland steht Potsdam auf Platz 19 seiner Reiseroute. Den Plan hat er vor ein paar Monaten zusammengestellt. Er breitete Landkarten aus aller Welt auf seinem Bett aus und lief die Strecke über den Globus mit den Fingern ab. Zwei Daumesbreiten ungefähr liegen die geplanten Übernachtungsorte voneinander entfernt. Das sind rund 20 Kilometer, hat er grob überschlagen. Aber so genau nimmt Mark es nicht. Er macht sich keinen Stress, wandert so weit ihn die Füße tragen, mal 15, 25 oder 40 Kilometer. Nur das begrenzte Visum für Russland setzt ihn etwas unter Zeitdruck. Er wollte in ganz großes Ding für die Krebsforschung machen, erzählt der Wanderer. Keinen kommunalen Lauf für die Krebshilfe, keine Spenden sammeln auf dem Weihnachtsmarkt. Sondern etwas, was weltweit Aufsehen erregt und viel Geld einbringt. Und schon ganz am Anfang kann er von einem kleinen Erfolg sprechen. Seine Geschichte hat es auf die Lokalseiten mehrerer Tageszeitungen entlang des Weges geschafft, BBC-Radio berichtete von seiner Reise. Um die Leute vor Ort zu erreichen, hat er sich ein großes gelbes Schild auf den Rucksack gepinnt. „www.worldwalker.co.uk“ steht darauf. Mit jedem, der ihn auf seinem Weg darauf anspricht, unterhält er sich, erklärt ihm, wie wichtig die Krebsforschung, die medizinische Versorgung von Erkrankten ist, dass er dafür Geld sammelt. Wer sich für seinen Marsch interessiert, kann auf seiner Internetseite nachsehen. Dort findet er das Spendenformular einer britischen Einrichtung für Krebsforschung. Manchmal erzählt Mark, wie er dazu gekommen ist, Spenden zu sammeln, dass Verwandte und ein Freund an der Krankheit starben. Er hat einiges hinter sich gelassen für seine Idee. Seinen Job als Trainer, er hat in einer Firma Manager geschult. Und seine Familie, mit der er jetzt über Handy und Internet verbunden ist. Jeden Tag ruft ihn die Mutter an und fragt, ob er genug zu essen hat, erzählt er lachend. Sie war es auch, die ihm die Sponsoren für die Kontaktlinsen und die Reiseversicherung besorgt hat, die ganz klein auf dem gelben Schild am Rucksack stehen. In Deutschland fühlt er sich wohl. Die Menschen freuen sich regelrecht, wenn er sie nach dem Weg fragt, erzählt er. In Potsdam hat ihn ein junger Mann angesprochen. Sie haben sich lange unterhalten. Der Potsdamer hat den Briten zur Zeitung gebracht. Später begleitet er ihn zur Glienicker Brücke. Von dort aus läuft Mark seinem nächsten Ziel entgegen: Berlin. Marion Hartig
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