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Homepage: Ein Dach für die Progressiven

Die Philosophische Fakultät der Universität Potsdam richtet ein Institut für Jüdische Studien ein

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Zur weiteren Stärkung des Studiengangs Jüdische Studien hat der Philosophische Fakultät in seiner Fakultätsratssitzung gestern die Gründung eines Instituts für Jüdische Studien beschlossen. Das Institut soll im Kanon mit den anderen Instituten dieser Fakultät und in Zusammenarbeit mit dem Moses-Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam (MMZ) und dem Abraham Geiger Kolleg (AGK) stehen. Vorangegangen war eine jahrelange Auseinandersetzung um die Verfasstheit des Studiengangs, der zu den Aushängeschildern der Universität zählt. Die Idee, eine eigene Fakultät für Jüdische Studien einzurichten, war vor zwei Jahren nicht zuletzt an der Besorgnis der Philosophischen Fakultät gescheitert, dass durch eine neue Fakultät eigene Stellen abgezogen werden könnten.

Die Präsidentin der Universität, Prof. Sabine E. Kunst sagte nun den PNN, dass sich das neue Institut ähnlich wie das Geiger Kolleg mit seinem Engagement dem wieder belebten progressiven Judentum in Mitteleuropa zuwendet, in dem es eher die liberalen Strömungen des heutigen Judentums stützt. Bei ihrem Besuch in Israel vor zwei Monaten habe sie realisiert, dass Potsdam mit dieser liberalen Ausrichtung und den von ihr initiierten Kooperationen mit dem Hebrew Union College und der Universität Haifa – beide progressiv – ein unverwechselbares Profil erhalte. Das neue Lehrangebot soll eher kultur- als religionswissenschaftlich orientiert sein.

Das Institut für Jüdische Studien nennt Sabine Kunst richtungsweisend. Es stärke den neuen Profilbereich „Mobilisierte Kulturen“ der Philosophischen Fakultät, der nach einer internen Evaluation bestätigt worden sei. Die unlängst von dem scheidenden Professor für Neuere Geschichte / deutsch-jüdische Geschichte, Julius H. Schoeps, geäußerte Kritik, die Jüdischen Studien würden an der Universität nicht ernst genug betrieben, bezeichnete Präsidentin Kunst als haltlos. „Die gesamte Philosophische Fakultät hat sich zur Stärkung der Jüdischen Studien bekannt.“ Da die beiden Galionsfiguren der Jüdischen Studien, Prof. Julius H. Schoeps und Prof. Karl Erich Grözinger nun in den Ruhestand gehen, ergebe sich die Chance und Notwendigkeit, das gesamte Team der Studienrichtung neu aufzustellen.

Respektabel nannte Sabine Kunst in diesem Zusammenhang die Professorenzahl des neuen Instituts. Insgesamt werden sechs Professuren an das Institut gebunden. Darunter die neu zu besetzenden Professuren von Karl Erich Grözinger und Julius H. Schoeps. Beide Nachbesetzungen stünden kurz vor dem Abschluss des Berufungsverfahrens. Weiterhin werden die Professuren für Philosophie und Religionsgeschichte, Christoph Schulte, die Professur für Halacha und Liturgie, Admiel Kosman, sowie die Professuren von Willi Jasper (Literatur und Kulturen) sowie der Honorarprofessor Walther Homolka – Leiter des Geiger-Kollegs – mit dem Institut assoziiert.

„Das was bislang an verschiedenen Einrichtungen passierte, wird nun interdisziplinär angelegt unter dem Dach eines Instituts gebündelt“, so Uni-Präsidentin Kunst. Mit dem Moses Mendelssohn Zentrum strebe man eine Kooperation bei gemeinsamen Forschungsprojekten an. Auch das Geiger-Kolleg, dessen fachwissenschaftliche Ausbildung zukünftiger Rabbiner an der Uni Potsdam stattfindet, soll enger angebunden werden. Eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der jüdischen Studien mit der Freien Universität Berlin habe man gegenwärtig noch nicht ins Auge gefasst, da das Angebot dort derzeit „wenig kompatibel“ zu dem der Uni Potsdam scheine.

Insgesamt soll das neue Institut eine Verstärkung des internationalen Profils der Studienrichtung bringen. „Das internationale Interesse ist zwar da, aber das Studienangebot muss noch eindeutiger auf eine solche Klientel zugeschnitten werden, beispielsweise durch englischsprachige Angebote“, erläuterte Kunst. Zudem müssten die Jüdischen Studien, die schon jetzt das Profil der Philosophischen Fakultät und der Universität mitbestimmen, ein noch stärkeres Gewicht bekommen. „So kann es ein wirklicher Exzellenzbereich der Hochschule werden. Das sollte unser Ziel sein“, sagte Kunst. Zur Finanzierung des Instituts sind die Mittel vorgesehen, die bislang dem Studiengang zur Verfügung standen.

Geplant ist unter anderem eine internationale Graduate School an dem Institut einzurichten. Das Thema steht bereits fest: „Wir wollen die Wissenschaft vom Judentum für das 21. Jahrhundert in den Mittelpunkt stelle“, sagte Prof. Christoph Schulte. Allerdings muss zu einer weiteren Profilierung des Instituts erst einmal dem Hebräisch-Unterricht wieder auf die Beine geholfen werden. „Für die Anfangszeit war die vorhandene Stelle vielleicht ausreichend, jetzt längst nicht mehr“, so Schulte. Immerhin hat der Studiengang mittlerweile rund 350 Studierende.

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